VCÖ: Österreich hat bei neuen E-Pkw den dritthöchsten Anteil in der EU
VCÖ: „Pkw brauchen Diät – auch bei E-Pkw steigt Verbrauch stark mit dem Gewicht an“
VCÖ (Wien, 20. Dezember 2021) – Österreich hat nach Schweden und den Niederlanden in der EU den dritthöchsten Anteil an E-Pkw bei den Neuzulassungen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Europas Spitzenreiter ist Norwegen, wo bereits 60 Prozent der Neuwagen ausschließlich mit Strom fahren. Der Gesamtenergieverbrauch von E-Pkw ist in Österreich pro Fahrzeugkilometer im Schnitt um 42 Prozent niedriger als von Pkw mit Verbrennungsmotor. Der VCÖ weist aber darauf hin, dass auch bei E-Pkw der Verbrauch mit Größe und Gewicht steigt. Energiefresser sollten keine Förderung erhalten, betont der VCÖ.
Innerhalb der EU gibt es bei den Neuzulassungen von E-Pkw große Unterschiede, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Während auf Zypern nur 0,4 Prozent der Neuwagen ausschließlich mit Strom fahren, sind es beim EU-Spitzenreiter Schweden bereits 16,4 Prozent. Der EU-Schnitt liegt bei 7,7 Prozent. Hinter den Niederlanden liegt Österreich im Vergleichszeitraum von Jänner bis Oktober bereits an dritter Stelle mit 12,9 Prozent, laut jüngsten Daten bis Ende November sind es in Österreich bereits 13,5 Prozent. „Dass Schweden und die Niederlande vor Österreich liegen, ist kein Zufall. Schweden hat mit der CO2-Steuer einen starken Anreiz zum Kauf von E-Pkw, die Niederlande haben hohe Zulassungssteuern für Verbrenner und deutlich höhere Spritpreise als Österreich“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. In den Niederlanden ist die Förderung für E-Pkw mit 4.000 Euro um 1.000 Euro niedriger als in Österreich und sie kann nur für Pkw beansprucht werden, die weniger als 45.000 Euro kosten. In Österreich liegt die Grenze erst bei 60.000 Euro.
Eine Herabsetzung der Förderung hält der VCÖ für sinnvoll. Denn hochpreisige E-Pkw sind in der Regel schwerer und haben einen höheren Energieverbrauch. Laut Umweltbundesamt ist pro 100 Kilometer der Energieverbrauch von großen E-Autos (Oberklasse) im Schnitt um rund zwei Drittel höher als von Kleinwagen. „Der Trend zu immer größeren Autos behindert auch bei den E-Pkw das Erreichen der Klimaziele. Die Neuwagenflotten brauchen eine Diät in Form von klaren Vorgaben durch die EU. Und in Österreich sollten übergewichtige Energiefresser auch als E-Pkw keine Förderung erhalten“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
An der Energiewende im Verkehr führt kein Weg vorbei, um die Klimaziele zu erreichen. Um das EU-Klimaziel zu erreichen, muss Österreich den CO2-Ausstoß des Verkehrs bis zum Jahr 2030 gegenüber dem Vorjahr um zwei Drittel reduzieren, macht der VCÖ aufmerksam. Ein Ziel, das nur erreichbar ist, wenn Autofahrten verstärkt auf öffentliche Verkehrsmittel und bei kürzeren Strecken auf das Fahrrad verlagert werden. Und beim verbleibenden Autoverkehr ist der Anteil der E-Mobilität rasch zu erhöhen. „Steuerbegünstigungen, etwa für Diesel oder für fossil betriebene Firmenwagen, sind kontraproduktiv und behindern das Erreichen der Klimaziele“, spricht sich VCÖ-Experte Schwendinger für eine rasche Abschaffung klimaschädlicher Förderungen in Österreich aus.
Österreich hat derzeit einen E-Pkw Anteil wie Norwegen im Jahr 2016 hatte. Im Vorjahr fuhren in Norwegen bereits knapp mehr als 50 Prozent der Neuwagen nur mit Strom, heuer kletterte der E-Pkw Anteil auf bereits 60 Prozent, berichtet der VCÖ. „Ein Wert, den Österreich bereits in den kommenden fünf Jahren erreichen kann, da die Autohersteller nun voll auf E-Pkw setzen – und das Angebot bestimmt die Nachfrage“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.
VCÖ: Österreich bei den E-Pkw Neuzulassungen im europäischen Spitzenfeld (Anteil Batterie-Elektrische Pkw im Jahr 2021 (1.1.-31.10) – in Klammer Anzahl)
Norwegen: 60,5 Prozent (84.941 E-Pkw)
Island: 29,1 Prozent (3.068 E-Pkw)
Schweden: 16,4 Prozent (41.372 E-Pkw)
Niederlande: 13,6 Prozent (35.418 E-Pkw)
Österreich: 12,9 Prozent (26.457 E-Pkw)
Deutschland: 11,8 Prozent (258.737 E-Pkw )
Schweiz: 11,3 Prozent (22.024 E-Pkw)
Dänemark: 11,0 Prozent (16.718 E-Pkw)
Großbritannien: 9,7 Prozent (138.166 E-Pkw)
Luxemburg: 9,2 Prozent (3.490 E-Pkw)
Frankreich: 8,9 Prozent (122.272 E-Pkw)
Finnland: 8,8 Prozent (7.483 E-Pkw)
Irland: 8,1 Prozent (8.369 E-Pkw)
EU27: 7,7 Prozent (635.265 E-Pkw)
Portugal: 7,6 (9.295 E-Pkw)
Belgien: 5,0 Prozent (16.837 E-Pkw)
Italien: 4,3 Prozent (53.908 E-Pkw)
Slowenien: 2,8 Prozent (1.337 E-Pkw)
Ungarn: 2,6 Prozent (2.649 E-Pkw)
Rumänien: 2,6 Prozent (2.580 E-Pkw)
Spanien: 2,5 Prozent (17.523 E-Pkw)
Lettland: 2,2 Prozent (280 E-Pkw)
Litauen: 2,2 Prozent (618 E-Pkw)
Estland: 2,0 Prozent (393 E-Pkw)
Kroatien: 2,0 Prozent (812 E-Pkw)
Bulgarien: 1,9 Prozent (404 E-Pkw)
Griechenland: 1,8 Prozent (1.563 E-Pkw)
Slowakei: 1,2 Prozent (793 E-Pkw)
Polen: 1,2 Prozent (4.601 E-Pkw)
Tschechien: 1,1 Prozent (1.950 E-Pkw)
Malta: 1,0 Prozent (90 E-Pkw)
Zypern: 0,7 Prozent (368 E-Pkw)
Quelle: EAFO, Statistik Austria, VCÖ 2021