VCÖ: Österreichs beste Unfallbilanz von 413 Todesopfern überschattet

VCÖ: Schweiz Vorbild für Verkehrssicherheitsarbeit: konsequenter gegen Schnellfahren vorgehen, dichtes Bahnnetz mit häufigen Verbindungen

VCÖ (Wien, 1. Jänner 2018) – Noch nie seit Einführung der Unfallstatistik im Jahr 1961 war die Zahl der Verkehrstoten in Österreich so niedrig wie im Vorjahr, stellt der VCÖ fest. Aber die beste Unfallbilanz wird von 413 Todesopfern überschattet. Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich fast doppelt so viele Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen wie in der Schweiz. Dort wird unter anderem konsequent gegen Schnellfahren vorgegangen, viele Orte haben eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung und es gibt ein dichtes Bahnnetz mit häufigen Verbindungen.

Im Vorjahr kamen auf Österreichs Straßen weniger Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, aber der Blutzoll ist nach wie vor hoch. Im 1. Halbjahr kamen 170 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, im 2. Halbjahr waren es mit 243 um 43 Prozent mehr. In Österreich wurden mehr als  400 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet und damit fast doppelt so viele wie in der Schweiz, wo mehr als 200 Todesopfer zu beklagen waren.

„Es gibt mehrere Gründe, warum in der Schweiz die Verkehrssicherheit höher ist. Die Schweiz geht konsequenter gegen Schnellfahren vor. Es gibt beim Überschreiten von Tempolimits de facto keine Toleranz und wer 20 km/h zu schnell fährt, zahlt umgerechnet mehr als 150 Euro, das ist fünfmal so hoch wie in Österreich. Auf Autobahnen gilt Tempo 120, auf vielen Freilandstraßen Tempo 80“, erklärt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. In Österreich war heuer jeder vierte tödliche Verkehrsunfall die Folge von zu hohem Tempo.

Zudem ist die Schweiz auch bei unfallvermeidenden Maßnahmen ein Vorbild für Österreich. Die Zahl der Verkehrsunfälle ist in Österreich sehr hoch und in den vergangenen Jahren nur gering zurückgegangen. In der Schweiz ist im Ortsgebiet die Verkehrsplanung meist fußgängerfreundlich, es gibt landesweit mehrere hundert Begegnungszonen. Auch die Infrastruktur für den Radverkehr ist in der Schweiz besser, in Österreich hat lediglich Vorarlberg eine vergleichsweise gut Rad-Infrastruktur. Und die Schweiz profitiert vom dichten Bahnnetz mit seinen häufigen Verbindungen. Das Unfallrisiko mit dem Auto ist um ein Vielfaches höher als mit der Bahn, betont der VCÖ.

Der VCÖ sieht die neue Regierung gefordert, das öffentliche Verkehrsangebot in den Ballungsräumen und in den Regionen stark auszubauen. Jedes der 124 regionalen Zentren in Österreich soll gut und häufig mit Bahn und Bus erreichbar sein. In den Regionen braucht es auch mehr Nacht- und Discobusse sowie Anrufsammeltaxis. Damit Gemeinden dieses Angebot finanzieren können, soll ein Teil der Einnahmen aus Verkehrsstrafen dafür zweckgewidmet werden, schlägt der VCÖ vor.

VCÖ: Heuer weniger Verkehrstote in Österreich
Jahr 2017: 413 Verkehrstote (vorläufige Daten vor 30 Tage-Frist)
Jahr 2016: 432 Verkehrstote (endgültige Daten)
Jahr.2015: 475 Verkehrstote
Jahr 2014: 430 Verkehrstote (bisher niedrigste Anzahl an Verkehrstoten)
Jahr 2013: 455 Verkehrstote
Jahr 2012: 531 Verkehrstote
Jahr 2011: 523 Verkehrstote
Jahr 2010: 552 Verkehrstote
Jahr 2009: 633Verkehrstote
Jahr 2008: 679 Verkehrstote
Jahr 2007: 691Verkehrstote
Jahr 2006: 730 Verkehrstote
Quelle: BMI, VCÖ 2018

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