VCÖ: Österreichs größte Rohöllieferanten mit massiven Defiziten bei Pressefreiheit und Demokratie

VCÖ: 80 Prozent des Erdöls verbrennt der Verkehr – Erdölverbrauch des Verkehrs rascher reduzieren

Grafik: Zapfhahn auf weißen Hintergrund, aus welchem ein Tropfen Treibstoff tropft

VCÖ (Wien, 10. Dezember 2020) – Noch nie hat Österreich so viel Erdöl importiert wie im Vorjahr. Österreichs größte Rohöllieferanten weisen massive Defizite bei Pressefreiheit und Demokratie auf, macht der VCÖ am heutigen Tag der Menschenrechte aufmerksam. Rund 80 Prozent des Erdöls verbrennt der Verkehr. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um den Erdölverbrauch des Verkehrs zu reduzieren. Der Kfz-Verkehrs ist einerseits stärker auf die Schiene zu verlagern, zum anderen ist der zu hohe Spritverbrauch der Fahrzeuge zu reduzieren und die Umstellung auf E-Mobilität zu beschleunigen.

Rund 8,6 Millionen Tonnen Erdöl hat Österreich im Vorjahr importiert – und damit so viel wie noch nie, macht der VCÖ aufmerksam. Im Vergleich zum Jahr 2010 sind die Importe um 1,8 Millionen Tonnen gestiegen, das ist eine Zunahme um 26 Prozent. Österreichs größter Rohöllieferant war im Vorjahr Kasachstan mit rund 3,4 Millionen Tonnen, das waren 39,2 Prozent der Importe. Beim Pressefreiheit-Index von „Reporter ohne Grenzen“ belegt Kasachstan nur den 157. Platz von 180 Staaten. Beim Demokratie-Index der renommierten Zeitschrift „The Economist“ landet Kasachstan am 139. Platz von 167 Staaten.

Auch die meisten anderen großen Rohöllieferanten Österreichs weisen große Defizite bei Pressefreiheit und Demokratie auf, betont der VCÖ. Libyen, im Vorjahr mit 21,6 Prozent der zweitwichtigste Erdöllieferant Österreichs, belegt im Pressefreiheit-Index nur den 164. Rang und im Demokratie-Index den 156 Rang. Der drittwichtigste Erdöl-Lieferant, der Irak, liegt im Demokratie-Index an 118. Stelle, bei der Pressefreiheit nur an 162. Stelle. Noch schlechter schneidet Aserbaidschan ab: Österreichs viertwichtigster Erdöllieferant belegt den 168. Platz bei der Pressefreiheit und den 146. Platz im Demokratie-Index.

Das meiste Erdöl, nämlich rund 80 Prozent, wird im Verkehr verbrannt. „Das Verbrennen von Erdöl heizt den Klimawandel an. Und der Großteil der Importe kommt aus Staaten, die Unrechtsregime sind“, fordert VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen verstärkte Maßnahmen, um die Erdölabhängigkeit des Kfz-Verkehrs zu reduzieren. Der Energieverbrauch des Autoverkehrs ist stark zu reduzieren. Zum einen ist die Anzahl der Spritfresser zu verringern und der Anteil von spritsparenden und emissionsfreien  Modellen zu erhöhen. Der Ausstieg aus Benzin und Diesel ist zu beschleunigen. Zum anderen sind Autofahrten verstärkt auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern. Großes Potenzial zur Verbesserung der Energie- und Klimabilanz liegt beim Radverkehr. Immerhin sind vier von zehn Autofahrten kürzer als fünf Kilometer, sechs von zehn Autofahrten sind kürzer als zehn Kilometer.

Der VCÖ spricht sich zudem für ein Vorziehen der ökosozialen Steuerreform aus. „Fünf Jahre sind seit der Einigung auf die UN-Klimaziele von  Paris vergangen. Während andere Staaten bereits eine CO2-Bepreisung eingeführt haben, fehlt diese in Österreich noch immer. CO2-Ausstoß und Umweltverschmutzung höher zu besteuern und gleichzeitig die Steuern auf Arbeit zu senken, hilft nicht nur gegen die Klimakrise sondern auch im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen abschließend fest.

Zudem sieht der VCÖ die Autohersteller gefordert, sicherzustellen, dass lediglich Rohstoffe, etwa auch bei Batterien für E-Pkw, von Lieferanten verwendet werden, die keine Menschenrechte verletzen.

VCÖ: Im Vorjahr wurde so viel Erdöl wie noch nie importiert (Erdöl-Importe von Österreich in Petajoule )

Jahr 2019: 365,2  Petajoule

Jahr 2018: 354,2

Jahr 2017: 306,8

Jahr 2016: 311,6

Jahr 2015: 344,6

Jahr 2014: 325,7

Jahr 2013: 332,7

Jahr 2012: 319,4

Jahr 2011: 314,8

Jahr 2010: 288,8

Jahr 2009: 315,5

Jahr 2008: 334,2

Jahr 2007: 324,7

Jahr 2006: 327,2

Jahr 2005: 332,9

Jahr 2004: 321,4

Jahr 2003: 332,3

Jahr 2002: 345,0

Jahr 2001: 337,5

Jahr 2000: 311,2

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

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