VCÖ: Österreichs Neuwagenflotte im Klima-Ranking nur im Mittelfeld

VCÖ: NoVA braucht Ökologisierungsschub – Dieselprivileg abschaffen

VCÖ (Wien, 12. Oktober 2020) – Der CO2-Ausstoß der Neuwagen ist heuer im 1. Halbjahr europaweit zurückgegangen, auch in Österreich, wie eine heute veröffentlichte europäische Studie zeigt. Jedoch liegt Österreichs Neuwagenflotte im CO2-Ranking nur im Mittelfeld, macht der VCÖ aufmerksam. Österreichs Neuwagen stoßen im Schnitt zweieinhalb Mal so viel klimaschädliches CO2 aus wie die Neuwagen von Spitzenreiter Norwegen. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise fordert der VCÖ eine deutliche stärkere Ökologisierung der Normverbrauchsabgabe und ein Ende der Steuerbegünstigung von Diesel.

47 Gramm CO2 pro Kilometer stoßen im Schnitt die im 1. Halbjahr in Norwegen neuzugelassenen Pkw aus, wie eine heute veröffentlichte Studie von Transport & Environment, dem europäischen Dachverbands des VCÖ, zeigt. Der EU-Schnitt ist mit 111 Gramm CO2 pro Kilometer mehr als doppelt so, den niedrigsten Wert in der EU weist Frankreich mit 98 Gramm CO2 pro Kilometer auf, vor Portugal mit 99, den Niederlanden mit 100 und Schweden mit 101 Gramm CO2 pro Kilometer. Österreich liegt mit 112 Gramm nur im Mittelfeld.

In Norwegen hatten E-Autos im 1. Halbjahr bereits einen Anteil von 46,6 Prozent an den Neuzulassungen. In Österreich betrug der Anteil der E-Pkw im 1. Halbjahr 4,2 Prozent und ist mittlerweile auf 5,0 Prozent gestiegen. „Diesen Wert hatte Norwegen im Jahr 2013. Norwegen zeigt, dass innerhalb von ein paar Jahren emissionsfreie Autos die Diesel- und Benzin-Pkw überholen können“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Was Österreich und den anderen EU-Staaten im Vergleich zu Norwegen zugutekommt: Die Autohersteller bieten mittlerweile deutlich mehr E-Pkw-Modelle an als noch vor ein paar Jahren. Und das Angebot an E-Pkw-Modellen wird in den kommenden Jahren stark steigen.

Neben einem hohen Anteil emissionsfreier Pkw ist aber auch zentral, dass der reale CO2-Ausstoß der Diesel- und Benzin-Pkw deutlich reduziert wird. Die Entwicklung der vergangenen Jahre zu breiteren, größeren und schwereren Pkw mit mehr PS hat sehr negative Folgen auf die Klimabilanz des Verkehrs. Je mehr CO2 die Neuwagen ausstoßen, umso mehr zusätzliche Klimaschutz-Maßnahmen müssen umgesetzt werden. „Obwohl seit über 30 Jahren vom 3-Liter Auto die Rede ist, liegt der reale Spritverbrauch der Neuwagen bei über sechs Liter pro 100 Kilometer. Österreichs Autoflotte hat massives Übergewicht und braucht dringend eine Diät“, bringt es VCÖ-Expertin Rasmussen auf den Punkt.

Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise ist ein weiter wie bisher nicht mehr möglich. EU-Kommission und EU-Parlament haben bereits reagiert und sich für eine Reduktion der CO2-Emissionen um 55 bzw. 60 Prozent bis zum Jahr 2030 ausgesprochen. Nun ist Österreich gefordert. Gerade der Verkehr hinkt aufgrund großer Versäumnisse in der Vergangenheit beim Klimaschutz weit hinterher.

Um den CO2-Ausstoß der Neuwagen rasch und deutlich zu reduzieren, braucht die Normverbrauchsabgabe einen Ökologisierungsschub, betont der VCÖ. Zwar bezieht sich die aktuelle Berechnung der NoVA auch auf den CO2-Ausstoß, die Grenzwerte sind jedoch zu hoch. So werden vom CO2-Ausstoß des Pkw pauschal 115 Gramm abgezogen. Zusätzlich fällt erst bei extremen Spritfressern, die laut Herstellerangaben pro Kilometer mehr als 275 Gramm CO2 ausstoßen, ein CO2-Malus von 40 Euro pro Gramm an. Sowohl die Grenze von 115 Gramm als auch von 275 Gramm sind deutlich und auch für die kommenden Jahren sukzessive zu reduzieren. Die bestehende Höchstgrenze beim NoVA-Steuersatz von 32 Prozent ist aufzuheben. Diese Obergrenze wird erst bei Spritfressern mit sehr hohem CO2-Ausstoß fällig.

Darüber hinaus ist das Dieselprivileg rasch abzuschaffen. Die Mineralölsteuer auf Diesel ist pro Liter um 8,5 Cent niedriger als auf Eurosuper. Während die meisten Kleinwagen und Pkw mit niedrigerer Motorleistung mit Benzin fahren, ist der Diesel-Anteil bei SUV deutlich höher. Rund zwei Drittel der zwischen 2010 und 2019 neu zugelassenen SUV tanken Diesel, bei den großen SUV sogar mehr als 80 Prozent, aber nur 12 Prozent der Kleinwagen, berichtet der VCÖ. „Die Steuerbegünstigung von Diesel hat den Dieselboom befeuert. Und der Dieselboom hat den Städten Luftverschmutzung beschert und uns den Klimazielen keinen Schritt näher gebracht. In der Klimakrise fossile Treibstoffe steuerlich zu begünstigen ist ein Fehler, der rasch zu korrigieren ist“, sieht VCÖ-Expertin Rasmussen die Bundesregierung gefordert.

VCÖ: Klimabilanz von Österreichs Neuwagenflotte deutlich schlechter als von Europas Spitzenreiter ( CO2-Emissionen in g CO2/km (nach NEFZ), 1. Halbjahr 2020)

1. Norwegen: 47 Gramm CO2 / Kilometer

2. Frankreich: 98 Gramm CO2 / km

3. Portugal: 99 Gramm CO2 / km

4. Niederlande: 100 Gramm CO2 / km

5. Schweden: 101 Gramm CO2 / km

6. Dänemark: 104 Gramm CO2/ km

7. Finnland: 107 Gramm CO2 /km

8. Irland: 108 Gramm CO2 /km

9. Griechenland: 110 Gramm CO2 /km

10. Belgien, Italien; 111 Gramm CO2 /km

12. Österreich: 112 Gramm CO2 /km

EU-Schnitt: 111 Gramm CO2 / km

Quelle: T&E, VCÖ 2020

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