VCÖ: Pkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen im 1. Halbjahr deutlich stärker zurückgegangen als Lkw-Verkehr
VCÖ: Im Juni teilweise bereits höhere Lkw-Belastung als im Juni 2019
VCÖ (Wien, 7. August 2020) – Der Covid-19 bedingte Verkehrsrückgang auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen war im 1. Halbjahr sehr verschieden, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Asfinag zeigt. Am stärksten reduzierte sich die Verkehrsbelastung auf den Transitautobahnen. Was auffällt: Der Pkw-Verkehr ging auf allen Autobahnen um ein Vielfaches stärker zurück als der Lkw-Verkehr. Und im Juni war die Belastung durch den Lkw-Verkehr auf einzelnen Abschnitten der A1, A2, A7, A8, A9, A14 und A22 bereits wieder höher als im Juni 2019. Der VCÖ fordert einen Klimabonus für Betriebe, die ihren Gütertransport auf die Schiene verlagern und ein rasches Ende des Dieselprivilegs.
Die Brennerautobahn verzeichnete im 1. Halbjahr den stärksten Verkehrsrückgang von Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Insgesamt waren auf der A13 um rund 40 Prozent weniger Kfz unterwegs. „Wer aber meint, vor allem der Lkw-Verkehr wäre gesunken, irrt. Der Autoverkehr hat sich halbiert, während der Lkw-Verkehr nur um rund ein Sechstel zurückgegangen ist“, erläutert VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
Auch auf den anderen Autobahnen und Schnellstraßen hat sich der Autoverkehr um ein Vielfaches stärker reduziert als der Lkw-Verkehr. Während beispielsweise auf der Südautobahn um rund ein Viertel weniger Autos fuhren, ging der Schwerverkehr lediglich um fünf Prozent zurück. Ähnlich auf der Tauernautobahn: Ein Drittel weniger Autos, aber nur ein Siebtel weniger Lkw, berichtet der VCÖ.
„Zum Rückgang des Autoverkehrs haben vor allem zwei Entwicklungen beigetragen. Zum einen haben mehr Kurzarbeit und weiterhin verstärktes Home-Office den Pendlerverkehr reduziert. Zum anderen gab es weniger Reiseverkehr aus dem Ausland nach und durch Österreich“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger.
In den vergangenen Wochen hat die Verkehrsbelastung in Österreich wieder spürbar zugenommen. „Auf Autobahnen ist die rechte Spur so wie vor der Krise wieder eine rollende Lagerhalle. Und auf einigen Abschnitten waren im heurigen Juni sogar mehr Schwerfahrzeuge unterwegs als im Juni des Vorjahres“, macht VCÖ-Experte Schwendinger aufmerksam. So gab es auf der A1 zwischen Vorchdorf und Hallwang mehr Lkw-Verkehr als im Juni 2019, ebenso auf der A2 zwischen Wien und Wr. Neustadt und auf der A14 zwischen Dornbirn und Feldkirch.
Der Dieselpreis ist seit Jahresbeginn um fast 16 Prozent gesunken, damit ist der Transport auf der Straße billiger geworden. Damit droht eine verstärkte Verlagerung von der Schiene auf die Straße, was zu mehr Staus, erhöhter Unfallgefahr sowie mehr Schadstoffen, Treibhausgasen und Lärm führt. „Österreich droht seine Klimaziele deutlich zu verfehlen, wenn der Lkw-Verkehr wieder massiv zunimmt. Ein Verfehlen der Klimaziele kommt wegen der Strafzahlungen und der zunehmenden Klimaschäden teuer. Auch der Güterverkehr muss endlich einen stärkeren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.
Der VCÖ fordert einen Klimabonus für Unternehmen, die ihren Gütertransport auf die Schiene verlagern, betriebliche Gleisanschlüsse sollen stärker unterstützt werden. Zudem ist die Steuerbegünstigung von Diesel – die Mineralölsteuer ist um 8,5 Cent pro Liter niedriger als auf Eurosuper – endlich abzuschaffen. Damit rechnen sich auch Investitionen in eine klimaverträglichere Logistik sowie in alternative Antriebe rascher, betont der VCÖ. Wer sich für langlebige Produkte statt Wegwerfware entscheidet und auf regionale Herkunft achtet, leistet durch das eigene Konsumverhalten einen Beitrag zur Reduktion des Lkw-Verkehrs.
VCÖ: Pkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen im 1. Halbjahr viel stärker zurückgegangen als Lkw-Verkehr (Änderung Pkw-Verkehr 1. Halbjahr 2020 zu 1. Halbjahr 2019, in Klammer Änderung Lkw-Verkehr 1. Halbjahr 2020 zu 1. Halbjahr 2019)
A13 Brennerautobahn: minus 49 Prozent (minus 16 Prozent)
A6 Nordostautobahn: minus 46 Prozent (minus 5 Prozent)
A11 Karawankenautobahn: minus 44 Prozent (minus 15 Prozent)
A4 Ostautobahn: minus 35 Prozent (minus 12 Prozent)
A10 Tauernautobahn: minus 34 Prozent (minus 14 Prozent)
S16 Arlberg Schnellstraße: minus 32 Prozent (minus 10 Prozent)
A8 Innkreisautobahn: minus 31 Prozent (minus 10 Prozent)
A21 Wiener Außenringautobahn: minus 29 Prozent (minus 10 Prozent)
A12 Inntalautobahn: minus 28 Prozent (minus 12 Prozent)
A14 Rheintalautobahn: minus 28 Prozent (minus 7 Prozent)
A5 Nordautobahn: minus 28 Prozent (minus 7 Prozent)
A2 Südautobahn: minus 28 Prozent (minus 5 Prozent)
A1 Westautobahn: minus 27 Prozent (minus 9 Prozent)
A25 Welserautobahn: minus 26 Prozent (minus 10 Prozent)
A9 Pyhrnautobahn: minus 26 Prozent (minus 9 Prozent)
S35 Brucker Schnellstraße: minus 23 Prozent (minus 11 Prozent)
A3 Südostautobahn: minus 23 Prozent (minus 8 Prozent)
S5 Stockerauer Schnellstraße: minus 23 Prozent (minus 5 Prozent)
S1 Wiener Außenring Schnellstraße: minus 23 Prozent (Keine Änderung)
S33 Kremser Schnellstraße: minus 22 Prozent (minus 4 Prozent)
S4 Mattersburger Schnellstraße: minus 21 Prozent (minus 9 Prozent)
S36 Murtal Schnellstraße: minus 21 Prozent (minus 9 Prozent)
S6 Semmering Schnellstraße: minus 19 Prozent (minus 9 Prozent)
A7 Mühlkreisautobahn: minus 19 Prozent (minus 8 Prozent)
A22 Donauuferautobahn: minus 18 Prozent (minus 7 Prozent)
S2 Wiener Nordrand Schnellstraße: minus 16 Prozent (minus 4 Prozent)
A23 Südosttangente: minus 15 Prozent (minus 11 Prozent)
S31 Burgenland Schnellstraße: minus 11 Prozent (minus 7 Prozent)
Für S3 keine Vergleichswerte verfügbar
Quelle: Asfinag, VCÖ 2020