VCÖ: Pkw-Verkehr auf Wiens Autobahnen heuer deutlich stärker zurückgegangen als Lkw-Verkehr

VCÖ: Verstärkte Maßnahmen nötig, um neue Verkehrslawinen nach Corona zu verhindern

Foto: Th. Reinhardt pixelio.de

VCÖ (Wien, 30. Dezember 2020) – Die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie haben auf Wiens Autobahnen und Schnellstraßen zu deutlich weniger Verkehr geführt. Der Pkw-Verkehr ist deutlich stärker zurückgegangen als der Lkw-Verkehr, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Asfinag zeigt. Die Praterbrücke auf der A23 überquerten heuer um 8,6 Millionen weniger Kfz als im Vorjahr. Der VCÖ betont, dass es verstärkte Maßnahmen braucht, damit es nach der Covid-19-Pandemie nicht zu neuen Verkehrslawinen kommt.

In den ersten elf Monaten waren auf der A2 bei der Zählstelle Schönbrunner Allee um rund 15 Prozent weniger Pkw und um acht Prozent weniger Lkw unterwegs. Der Pkw-Verkehr ging hier um 7,4 Millionen auf nach wie vor hohe 40,6 Millionen Pkw zurück, der Lkw-Verkehr um 241.000 auf 2,6 Millionen Lkw, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Auf der A4 wurden heuer bei der Simmeringer Haide 17,2 Millionen Pkw gezählt, um acht Millionen weniger als im Vorjahr, ein Minus von 31,8 Prozent. Die Anzahl der Lkw ging hier um 16 Prozent auf 1,4 Millionen zurück. Auf der A22 bei Kaisermühlen nahm der Pkw-Verkehr um 13 Prozent auf 31,3 Millionen ab, die Zahl der Lkw um 5,2 Prozent auf 1,6 Millionen. Und auch auf der am stärksten befahrenen Autobahn Österreichs, der A23, ging der Autoverkehr spürbar zurück, nämlich um 8,4 Millionen auf 49,5 Millionen (minus 14,5 Prozent) und der Lkw-Verkehr um 246.000 auf 3,6 Millionen (minus 6,4 Prozent), informiert der VCÖ.

Der VCÖ betont, dass im kommenden Jahr verstärkte Maßnahmen nötig sind, um neue Verkehrslawinen zu verhindern. „Bei mehr Mobilität ist eine weiterhin geringere Verkehrsbelastung nötig, um die Klimaziele erreichen zu können. Das ist zu schaffen, wenn mehr Menschen mit dem Öffentlichen Verkehr statt mit dem Auto fahren und mehr Güter auf der Schiene statt auf der Straße transportiert werden“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Das Angebot des Öffentlichen Verkehrs ist daher weiter zu verbessern und auszubauen, betont der VCÖ. Zudem sind attraktive Tarife, etwa durch das Österreich-Ticket, rasch umzusetzen. Gleichzeitig sind bestehende Begünstigungen etwa für Diesel und für die private Nutzung von Firmenwagen zu streichen. „Umweltfreundliches Verhalten ist zu belohnen, Umwelt- und Klimaschäden sind endlich verursachergerecht zu verrechnen. Denn auch derzeit ist ein hoher Preis für die Schäden zu bezahlen, jedoch von der Allgemeinheit und damit auch von Personen, die die Schäden gar nicht verursacht haben“, fordert VCÖ-Experte Schwendinger die rasche  Umsetzung einer ökosozialen Steuerreform. Die fehlende verursachergerechte Besteuerung im Verkehr ist auch sozial ungerecht. Das reichste Einkommensviertel fährt deutlich mehr Kilometer mit dem Auto und verursacht damit auch viel mehr CO2 als das ärmste Einkommensviertel.

Der VCÖ fordert zudem einen Klimabonus für Unternehmen, die ihren Gütertransport auf die Schiene verlagern, betriebliche Gleisanschlüsse sollen stärker unterstützt werden. Wenn die Steuerbegünstigung von Diesel – die Mineralölsteuer ist um 8,5 Cent pro Liter niedriger als auf Eurosuper – gestrichen wird, rechnen sich auch Investitionen in eine bessere Logistik sowie in alternative Antriebe rascher, betont der VCÖ. Wer sich für langlebige Produkte statt Wegwerfware entscheidet und auf regionale Herkunft achtet, leistet durch das eigene Konsumverhalten einen Beitrag zur Reduktion des Lkw-Verkehrs.

VCÖ: Autoverkehr in der Coronakrise stärker zurückgegangen als Lkw-Verkehr (Ausgewählte Zählstellen – 1.1. bis 30.11.2020 im Vergleich zu 1.1. bis 30.11. 2019)

A2 Schönbrunner Allee: 40,6 Millionen Pkw heuer  (minus 7,4 Millionen Pkw, minus 15,5 Prozent)

2,6 Millionen Lkw heuer (minus 241.000 Lkw, minus 8,5 Prozent)

A4 Simmeringer Haide: 17,2 Millionen Pkw heuer (minus 8,0 Millionen Pkw, minus 31,8 Prozent)

1,4 Millionen Lkw heuer (minus 269.000 Lkw, minus 16,0 Prozent)

A22 Kaisermühlen: 31,3 Millionen Pkw heuer (minus 4,7 Millionen Pkw, minus 13,0 Prozent)

1,6 Millionen Lkw heuer (minus 86.000 Lkw, minus 5,2 Prozent)

A23 Praterbrücke: 49,5 Millionen Pkw heuer (minus 8,4 Millionen Pkw, minus 14,5 Prozent)

3,6 Millionen Lkw heuer (minus 246.000 Lkw, minus 6,4 Prozent)

S1 Laxenburger Straße: 19,3 Millionen Pkw heuer (minus 5,0 Millionen Pkw, minus 20,5 Prozent)

3,7 Millionen Lkw heuer (plus 39.000 Lkw, plus 1,1 Prozent)

S2 Hermann Gebauer Straße: 12,9 Millionen Pkw heuer (minus 2,2 Millionen Pkw, minus 14,4 Prozent)

1,6 Millionen Lkw heuer (minus 33.000 Lkw, minus 2,0 Prozent)

Quelle: Asfinag, VCÖ 2020

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