VCÖ: Regionale Kreisläufe reduzieren den Verkehrsaufwand deutlich

VCÖ: Bei überregionalen Lebensmitteln ist Transportweg im Schnitt elfmal so lang wie bei regionalen Lebensmitteln

VCÖ (Wien, 10. Jänner 2023) – Mit regionalen Kreisläufen kann der Verkehrsaufwand deutlich reduziert werden, wie eine aktuelle VCÖ-Untersuchung zeigt. Überregional hergestellte Lebensmittel werden im Schnitt 1.700 Kilometer transportiert, regional hergestellte haben hingegen mit 150 Kilometern einen um rund 90 Prozent kürzeren Transportweg. Die Stärkung der Nahversorgung ermöglicht zudem der Bevölkerung, mehr Einkäufe klimaverträglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu machen, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

„Die Stärkung der Regionalität ist ein zentraler Ansatzpunkt in der Kreislaufwirtschaft. Damit werden einerseits die Regionen gestärkt, andererseits auch Umwelt- und Verkehrsbelastung reduziert“, fasst VCÖ-Expertin Lina Mosshammer ein zentrales Ergebnis einer aktuellen VCÖ-Untersuchung zusammen. Die Reduktion des Verkehrsaufwands ist auch ein Ziel der Kreislaufwirtschaft-Strategie Österreichs.

Bei Lebensmitteln können mit regionalen Kreisläufen viele Lkw-Kilometer vermieden werden. Überregionale Lebensmittel werden mit durchschnittlich 1.700 Kilometer elfmal so weit transportiert wie regional hergestellte, informiert der VCÖ. Im Jahr 2021 wurden in Österreich 42 Prozent mehr Gemüse und 52 Prozent mehr Obst verbraucht als im Inland produziert wurde. Der Transport ist bei Lebensmitteln im Schnitt für 13 Prozent der verursachten Treibhausgase verantwortlich, bei Obst und Gemüse kann dieser Anteil deutlich höher sein.

So ist bei Paradeisern aus Spanien der durch den Lkw-Transport verursachte CO2-Ausstoß pro Kilogramm Tomaten mit rund 400 Gramm fast fünfmal so hoch wie bei Paradeisern aus Österreich. „Neben Regionalität ist bei Lebensmitteln aber auch Saisonalität und biologischer Anbau für die Umweltbilanz entscheidend“, betont VCÖ-Expertin Mosshammer. Konventioneller, unbeheizter Anbau in Spanien verursacht pro Kilogramm rund dreimal so viele Treibhausgase wie biologisch angebaute Tomaten aus Österreich. Aber der Anbau heimischer Paradeiser außerhalb der Saison im beheizten Glashaus verursacht sogar 14 Mal so viele Treibhausgase wie jener der saisonalen Bio-Paradeiser.

Ein entscheidender Faktor für die Umweltbilanz von Einkäufen ist aber auch, mit welchen Verkehrsmitteln die Einkäufe gemacht werden. Während in Österreichs Landeshauptstädten 73 Prozent der Bevölkerung Einkäufe oft zu Fuß erledigen, sind es in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohner nur 31 Prozent. „Eine gute Nahversorgung ermöglicht der Bevölkerung, ihre Einkäufe klimaverträglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu machen“, spricht sich VCÖ-Expertin Mosshammer für die Stärkung der Ortskerne und der Nahversorgung aus. Regionalität ermöglicht zudem, nachhaltige Logistik mit emissionsfreien Fahrzeugen rascher umzusetzen.

Das Konzept der „Stadt der kurzen Wege“ ist auf „Regionen der kurzen Wege“ zu erweitern. Während Zersiedelung den Verkehrsaufwand und die Autoabhängigkeit erhöht, machen kompakte Siedlungsstrukturen die Alltagswege kürzer und ermöglichen es, häufiger zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil zu sein. Eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung und eine gute Rad-Infrastruktur stärken wiederum die Nahversorgung: "Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkauft, bleibt im Ort", bringt es VCÖ-Expertin Mosshammer auf den Punkt.

Regionale Kreisläufe stärken zudem auch wirtschaftlich die Regionen. Laut einer Studie der Johannes-Kepler-Universität Linz und der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung würde eine Reduktion der Lebensmittel-Importe um 20 Prozent 46.000 neue Arbeitsplätze in Österreich schaffen und eine zusätzliche Wertschöpfung von 4,6 Milliarden Euro pro Jahr generieren.

VCÖ-Factsheet "Regionale Kreisläufe reduzieren Verkehrsaufwand" zum Download unter www.vcoe.at

 

VCÖ: Der Dreiklang regional, saisonal und bio bringt beste Umweltbilanz (durchschnittliche Treibhausgase pro Kilogramm Tomaten)

Bio-Anbau, saisonal, Österreich: 180 Gramm Treibhausgase (davon 85 Gramm durch Transport)

Konventionell, nicht beheizt, Spanien: 680 Gramm Treibhausgase (davon 400 Gramm durch Transport)

Konventionell, beheizt, Österreich: 1.440 Gramm Treibhausgase (davon 85 Gramm durch Transport)

 

Quelle: Theurl, VCÖ 2023

Zurück zur Übersicht

Wo macht der Einsatz von E-Fuels Sinn und wo nicht?

E-Fuels sind aus Wasserstoff, CO2 und Strom produzierte synthetische Kraftstoffe. Diese können theoretisch mit einem hohen Energieeinsatz aus erneuerbaren Quellen nachhaltig hergestellt werden. Das Problem ist allerdings, dass der Einsatz von E-Fuels aufgrund des umfassenden Herstellungsprozess und dem Einsatz im Verbrennungsmotor mit nur etwa 14 Prozent Wirkungsgrad sehr ineffizient ist und trotzdem vor Ort schädliche Stoffe wie Stickstoffdioxid bei der Verbrennung austreten. E-Fuels sollten daher nur dort eingesetzt werden, wo keine Alternative zur Verfügung steht.

Mehr dazu
Foto: Spencer Imbrock, unsplash

VCÖ zur Einigung auf Ausstieg aus fossiler Energie bei COP28: "Den Worten rasch Taten folgen lassen!"

VCÖ (Wien, 13. Dezember 2023) – Die Einigung der COP28 auf den Ausstieg aus fossiler Energie ist ein wichtiger Meilenstein, um die Erderhitzung im nötigen Ausmaß bremsen zu können, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Die Vereinbarung ruft dazu auf, in "diesem entscheidenden Jahrzehnt die Klimaschutzmaßnahmen zu beschleunigen“. Nun müssen rasch konkrete Schritte folgen, auch in Österreich. Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich rund 80 Prozent des verbrauchten Erdöls im Verkehr verbrannt werden.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit