VCÖ: Seit Jahresanfang 299 Verkehrstote in Österreich – in den vergangenen 25 Jahren mehr als 15.000 Todesopfer im Straßenverkehr
VCÖ: Mit verstärkten Verkehrssicherheitsmaßnahmen Menschenleben retten und Gesundheitssystem entlasten
VCÖ (Wien, 30. Oktober 2024) – Heuer sind in Österreich bereits 299 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Das sind zwar um 44 weniger als zur gleichen Zeit des Vorjahres, aber schon jetzt um 63 mehr als im gesamten Vorjahr in der mit Österreich gut vergleichbaren Schweiz, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. In den vergangenen 25 Jahren verloren 15.698 Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben, das sind mehr Menschen als Eisenstadt Einwohnerinnen und Einwohner hat. Der VCÖ betont, dass mit verstärkten Verkehrssicherheitsmaßnahmen die Zahl schwerer Unfälle deutlich reduziert und viele Menschenleben gerettet werden können.
Dieser Tage wird der Verstorbenen gedacht. „Verkehrsunfälle reißen Menschen plötzlich aus dem Leben. Für Angehörige ist der Unfalltod besonders schlimm. Ein Mensch, mit dem man gestern noch gelacht hat, ist plötzlich nicht mehr da“, macht VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky auf den Schmerz der Angehörigen von Unfallopfern aufmerksam. Heuer kostete der Straßenverkehr in Österreich bereits 299 Menschen ihr Leben. Die meisten Verkehrstoten waren in Niederösterreich mit 68 zu beklagen, in Vorarlberg war die Opferzahl mit sieben am niedrigsten.
Auch wenn die Zahl der tödlichen Unfälle heuer zurückgegangen ist, der Blutzoll auf Österreichs Straßen ist nach wie vor zu hoch. Zusätzlich werden viele Menschen schwer verletzt, viele leiden ihr ganzes Leben unter den Unfallfolgen. „Mit verstärkten Verkehrssicherheitsmaßnahmen können viele schwere Unfälle verhindert werden und damit viel Leid vermieden und viele Menschenleben gerettet werden. Vor allem bei unfallvermeidenden Maßnahmen hat Österreich Aufholbedarf“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.
Einen zentralen Einfluss auf die Anzahl und Schwere von Verkehrsunfällen hat die Geschwindigkeit und damit das Tempolimit. Gerade auf den besonders gefährlichen Freilandstraßen sollte Tempo 80 die Regel und Tempo 100 die Ausnahme nur dort sein, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zulässig ist. Die verkehrssichersten Staaten Europas haben auf Freilandstraßen ein niedrigeres Tempolimit als Österreich. Im Ortsgebiet ist wiederum für die Sicherheit von Fußgängerinnen und Fußgänger allgemein und für Kinder und ältere Menschen im besonderen Tempo 30 statt 50 sowie Verkehrsberuhigung wesentlich.
Ein weiterer zentraler Faktor in der Verkehrssicherheit ist die Aufmerksamkeit. Ablenkung und Unachtsamkeit sind gemeinsam mit der Geschwindigkeit die Hauptursachen schwerer Verkehrsunfälle. Deshalb ist in den meisten EU-Staaten Handy am Steuer ein Delikt im Vormerksystem, in Österreich hingegen nicht. „Die nächste Regierung sollte das im Interesse der Verkehrssicherheit der Bevölkerung ändern. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so langsam wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille und hat ein rund fünfmal so hohes Unfallrisiko. Beim Lesen und Schreiben von Nachrichten ist das Unfallrisiko sogar mehr als 20 Mal so hoch“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.
Auch mehr Bahn- und Busverbindungen tragen wesentlich zur Reduktion von Verkehrsunfällen bei. Bahn und Bus sind um ein Vielfaches sicherer als Pkw oder Moped. Auch deshalb ist es wichtig, dass es sowohl in den Ballungsräumen als auch in den Regionen für die Bevölkerung ein gutes öffentliches Verkehrsangebot gibt.
Wie wirksam verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen sind, zeigt die Entwicklung der vergangenen 25 Jahre. Im Jahr 1999 wurden in Österreich noch 1.079 Menschen im Straßenverkehr getötet, im Vorjahr waren es mit 402 um 63 Prozent weniger. Am stärksten ging in den vergangenen 25 Jahren die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Pkw-Insassen zurück, nämlich jeweils um 71 Prozent, informiert der VCÖ. Im Jahr 1999 kamen noch 614 Pkw-Insassen und 182 Fußgängerinnen und Fußgänger bei Verkehrsunfällen ums Leben, im Vorjahr waren es 178 beziehungsweise 52. Die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer ging nur um 20 Prozent von 103 auf 82 zurück, die Zahl der im Straßenverkehr ums Leben gekommenen Radfahrerinnen und Radfahrer nahm trotz starker Zunahme des Radverkehrs um 38 Prozent von 68 auf 42 ab.
Insgesamt kamen seit dem Jahr 1999 auf Österreichs Straßen 15.698 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, erinnert der VCÖ. Das sind mehr Menschen als Burgenlands Landeshauptstadt Eisenstadt Einwohnerinnen und Einwohner hat. „Dem Ziel, null Verkehrstote, können wir mit verstärkten Verkehrssicherheitsmaßnahmen einen großen Schritt näher kommen. Maßnahmen, die viel Leid vermeiden, Menschenleben retten und auch das Gesundheitssystem spürbar entlasten“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Allein im Vorjahr verursachten die Verkehrsunfälle in Österreich volkswirtschaftliche Kosten von mehr als acht Milliarden Euro. Enthalten sind darin unter anderem Behandlungskosten, Einsatzkosten, Sachschäden, Kosten für die Wirtschaft durch Arbeitskräfte-Ausfall und Krankenstände sowie die monetäre Bewertung des Leids, der Schmerzen und des Verlusts an Lebensqualität.
VCÖ: Mehr als 15.600 Todesopfer durch Verkehrsunfälle in den vergangenen 25 Jahren
(Anzahl der Verkehrstoten in Österreich)
1.1.bis 29.10.2024: 299 Verkehrstote
Jahr 2023: 402 Verkehrstote
Jahr 2022: 370 Verkehrstote
Jahr 2021: 362 Verkehrstote
Jahr 2020: 344 Verkehrstote
Jahr 2019: 416 Verkehrstote
Jahr 2018: 410 Verkehrstote
Jahr 2017: 414 Verkehrstote
Jahr 2016: 432 Verkehrstote
Jahr 2015: 479 Verkehrstote
Jahr 2014: 430 Verkehrstote
Jahr 2013: 455 Verkehrstote
Jahr 2012: 531 Verkehrstote
Jahr 2011: 523 Verkehrstote
Jahr 2010: 552 Verkehrstote
Jahr 2009: 633 Verkehrstote
Jahr 2008: 679 Verkehrstote
Jahr 2007: 691 Verkehrstote
Jahr 2006: 730 Verkehrstote
Jahr 2005: 768 Verkehrstote
Jahr 2004: 878 Verkehrstote
Jahr 2003: 931 Verkehrstote
Jahr 2002: 956 Verkehrstote
Jahr 2001: 958 Verkehrstote
Jahr 2000: 976 Verkehrstote
Jahr 1999: 1.079 Verkehrstote
Summe: 15.698 Verkehrstote
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2024