VCÖ: Statt zu sinken ist in Österreich die Anzahl der Verkehrstoten im Vorjahr gestiegen – heuer seit Jahresbeginn weitere Zunahme tödlicher Verkehrsunfälle

VCÖ: Tempolimits reduzieren, mehr Bahn und Bus, mehr sichere Infrastruktur für Radverkehr

VCÖ (Wien, 28. April 2022) – Statt zu sinken ist die Zahl der Verkehrstoten im Vorjahr gestiegen und auch in den ersten vier Monaten des heurigen Jahres hat die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle zugenommen, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Die meisten tödlichen Verkehrsunfälle passierten auf Freilandstraßen. Der VCÖ fordert ein umfassendes Sicherheitspaket unter anderem mit Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen, mehr Bahn und Bus für die Regionen und die rasche Beseitigung von Mängel und Lücken in der Rad-Infrastruktur.

„Diese Unfallbilanz ist Auftrag an Bund, Länder, Städte und Gemeinden verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen umzusetzen“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer zur heute präsentierten Verkehrsunfallbilanz 2021 fest. Die Zahl der Verkehrstoten ist statt zu sinken um fünf Prozent auf 362 gestiegen. In der mit Österreich gut vergleichbaren Schweiz kamen im Vorjahr 200 Menschen im Straßenverkehr ums Leben.

Österreich hat bereits im Jahr 2020 sein Verkehrssicherheitsziel von weniger als 312 Verkehrstoten mit 344 Todesopfern klar verfehlt. Und die heurige Entwicklung ist alarmierend: Seit Jahresbeginn kamen bereits 105 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, um 36 Prozent mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres, macht der VCÖ aufmerksam.

Der VCÖ fordert ein umfassendes Maßnahmenpaket, das zum einen bei den Hauptunfallursachen zu hohes Tempo sowie Unachtsamkeit und Ablenkung ansetzt sowie dort, wo besonders viele schwere Unfälle passieren. Die meisten tödlichen Verkehrsunfälle passieren auf Freilandstraßen. Eine wichtige Maßnahme für mehr Sicherheit ist Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen, das in den verkehrssichersten Staaten Europas gilt. In 22 der 27 EU-Staaten ist das Tempolimit auf Freilandstraßen mit 90 oder 80 km/h niedriger als in Österreich.

Zentral sind aber auch präventive Maßnahmen, wie mehr Bahn und Busverbindungen in den Regionen. Zudem können am Wochenende mit Anrufsammeltaxis und Discobusse viele schwere Unfälle von Jugendlichen und jungen Erwachsenen vermieden werden, betont der VCÖ.

Gestiegen ist im Vorjahr die Zahl tödlicher Unfälle mit Fahrrad und Elektro-Fahrrad. Inklusive E-Scooter waren 50 Todesopfer zu beklagen. Fast jeder dritte tödliche Radfahrunfall passierte in Oberösterreich. „Die wichtigste Maßnahme für mehr Sicherheit im Radverkehr ist die Verbesserung der Infrastruktur sowie im Ortsgebiet mehr Verkehrsberuhigung. Jahrzehntelang wurde die Rad-Infrastruktur sträflich vernachlässigt. Die bestehenden Mängel und Lücken im Radwegenetz sind rasch zu beseitigen“, sieht VCÖ-Expertin Mosshammer großen Handlungsbedarf. Von Siedlungen soll das nächstgelegene Ortsgebiet sicher mit dem Fahrrad erreichbar sein, in den Gemeinden und Städten ist dem Radverkehr mehr Platz zu geben. „Ob es eine gute und sichere Rad-Infrastruktur gibt, ist an der Anzahl von Familien mit Kindern, die Rad fahren, zu erkennen. Vielerorts ist die Anzahl gering“, erläutert VCÖ-Expertin Mosshammer. Auch mit Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet kann die Sicherheit sowohl für Fußgängerinnen und Fußgänger, als auch für alle,  die Radfahren, deutlich erhöht werden.

Im Bundesländer-Vergleich gab es in Oberösterreich und Niederösterreich mit jeweils 92 die meisten Verkehrstoten. Im 3. Flächenbundesland - der Steiermark - kamen 50 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. 38 Menschen kamen in Kärnten im Straßenverkehr ums Leben, 29 in Tirol, 24 in Salzburg , 16 in Wien, 13 in Vorarlberg und acht im Burgenland.

VCÖ: Im Jahr 2021 ist die Zahl der Verkehrstoten gestiegen und heuer weiterer Anstieg

1.1.- 27. April 2022: 105 Verkehrstote (plus 36 Prozent)

1.1.- 27. April 2021: 77 Verkehrstote

Jahr 2021: 362 Verkehrstote

Jahr 2020: 344 Verkehrstote

Jahr 2019: 416 Verkehrstote

Jahr 2018: 409 Verkehrstote

Jahr 2017: 414 Verkehrstote

Jahr 2016: 432 Verkehrstote

Jahr 2015: 479 Verkehrstote

Jahr 2014: 430 Verkehrstote

Jahr 2013: 455 Verkehrstote

Jahr 2012: 531 Verkehrstote

Jahr 2011: 523 Verkehrstote

Jahr 2010: 552 Verkehrstote

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2022

 

VCÖ: Jeder zweite tödliche Unfall passierte in Oberösterreich oder Niederösterreich (Anzahl Verkehrstote Jahr 2021 (in Klammer Jahr 2020))

Oberösterreich: 92 Verkehrstote (67)

Niederösterreich: 92 (90)

Steiermark: 50 (52)

Kärnten: 38 (35)

Tirol: 29 (26)

Salzburg: 24 (28)

Wien: 16 (12)

Vorarlberg: 13 (16)

Burgenland: 8 (18)

Österreich: 362  (344)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2022

Zurück zur Übersicht

StVO-Novelle erleichtert Gemeinden und Städten Umsetzung von Tempo 30

Die von der Bundesregierung geplante Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) schafft die rechtlichen Rahmenbedingungen, damit Gemeinden und Städte leichter Tempo 30 umsetzen und damit die Verkehrssicherheit für die Bevölkerung erhöhen können.

Mehr dazu
Foto: Spencer Imbrock, unsplash

VCÖ-Fachkonferenz: International und national setzen immer mehr Städte auf Tempo 30 und Verkehrsberuhigung

VCÖ (Wien, 11. Jänner 2024) – Verkehrsberuhigung und Tempo 30 statt 50 sind wirksame Maßnahmen, um im Ortsgebiet die Zahl der Unfälle und den Verkehrslärm zu verringern und die Lebensqualität für die Bevölkerung zu erhöhen, wie bei der heutigen VCÖ-Fachkonferenz präsentierte Good-Practice Beispiele aus dem In- und Ausland zeigten. So hat Helsinki durch Tempo 30 in Wohngebieten die Fußgängerunfälle um ein Drittel gesenkt. Wales erwartet Einsparungen im Gesundheitssektor von umgerechnet 100 Millionen Euro pro Jahr durch Tempo 30 im Ortsgebiet.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit