VCÖ: Tarife fürs Parken nach Fahrzeuggröße und Stadtgebiet differenzieren

VCÖ: Potenzial der Parkraumbewirtschaftung nutzen, um Verkehrsbelastung in Städten zu reduzieren

VCÖ (Wien, am 20. Mai 2025) – Ob in Österreich oder international, Städte haben ähnliche Ziele: Die Verkehrsbelastung für die Anrainerinnen und Anrainer reduzieren, mehr Platz schaffen für Begrünungen im Straßenraum, um die durch den Klimawandel zunehmende Hitze erträglich zu machen. Eine Maßnahme, die dazu beiträgt, diese Ziele zu erreichen, ist Parkraumbewirtschaftung. Ein aktueller internationaler Vergleich des VCÖ zeigt, dass in Österreichs Städten die Tarife fürs Parken niedrig sind und eine Differenzierung nach Größe des Fahrzeugs und nach Stadtgebiet fehlt.

In Städten befinden sich viele Wohnhäuser direkt neben Straßen. Entsprechend hoch ist die Anzahl der Anrainerinnen und Anrainer, die unter Lärm und Abgasbelastung des Verkehrs leiden. Laut aktuellem Mikrozensus der Statistik Austria werden in Wien und Österreichs Städten mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern fast 740.000 Menschen durch den Lärm des Kfz-Verkehrs belastet und 866.000 Menschen durch Verkehrsabgase, macht der VCÖ aufmerksam. „Deshalb haben die Städte das Ziel, den Autoverkehr zu reduzieren und den Anteil der zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegten Wege zu erhöhen. Ein wirksames Instrument dafür ist die Parkraumbewirtschaftung, deren Potenzial aber in Österreich bei weitem nicht ausgeschöpft wird“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Eine hohe Anzahl von Pkw-Parkplätzen führt zu mehr Verkehr.

So kostet außer in Graz und in Bregenz das Parken in den dicht besiedelten, zentraleren Stadtteilen gleich wenig wie im Rest der Stadt. Je weiter Autos stadteinwärts fahren, desto mehr Menschen werden durch Abgase und Lärm belastet. Zudem steigt der Wert der Flächen mit Innenstadtnähe. „International orientieren sich viele Städte bei den Parkgebühren an marktwirtschaftlichen Prinzipien, so werden in den zentralen Bezirken höhere Preise fürs Parken verlangt“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. In Amsterdam beispielsweise kostet eine Stunde parken in der Innenstadt 7,80 Euro – dreimal so viel wie in Wien – in den Außenbezirken drei bis vier Euro. In Stuttgart kostet eine Stunde Parken in der Innenstadt 5,50 Euro, in den Außenbezirken 1,20 Euro und in Berlin im Zentrum vier und in den Außenbezirken ab einem Euro. In der 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner Stadt Landau in Rheinland-Pfalz beispielsweise kostet der Anwohnerparkausweis („Parkpickerl“) am Stadtrand pro Jahr 180 Euro, in der Innenstadt 300 Euro.

Österreichs Städte differenzieren bei den Parkgebühren zudem nicht nach Größe des Pkw. Ein Kleinwagen mit vier Metern Länge und weniger als 1,80 Meter Breite zahlt gleich viel wie ein Pick-up mit 5,2 Metern Länge und fast zwei Metern Breite. International nimmt die Zahl der Städte, die bei den Tarifen für das "Parkpickerl" die Größe oder das Gewicht des Autos beachten, zu, wie die VCÖ-Analyse zeigt. In Koblenz und Aachen beispielsweise richtet sich der Preis nach der Fläche des Autos (Länge mal Breite). In Aachen beträgt die Gebühr pro Quadratmeter 30 Euro pro Jahr. In Basel zahlen Autos ab 4,9 Metern Länge mit 492 Franken pro Jahr zweieinhalb Mal so viel wie kleine Autos bis 3,9 Meter Länge. Paris wiederum hat die Gebühren für schwere Autos deutlich erhöht. Das Parken außerhalb der eigenen Parkausweis-Zone kann bis zu 18 Euro pro Stunde kosten.

Der Vergleich von Wien mit Paris und auch Amsterdam zeigt zudem, dass die Tarifzonen der Parkpickerl in Wien teilweise zu groß sind. Diese entsprechen in Wien den Bezirken. So ist die Donaustadt zweieinhalb Mal so groß wie die Bezirke 1 bis 9 zusammen. „Zu große Gültigkeitsbereiche führen zu mehr Verkehr innerhalb des Bezirks, was wiederum im Widerspruch zum Ziel der Stadt steht, den Autoverkehr zu reduzieren“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Wien möchte bis zum Jahr 2030 den Anteil der Autofahrten an der Mobilität von derzeit 25 Prozent auf 15 Prozent verringern.

Parkplätze im Straßenraum nehmen aktuell sehr viel Platz in Anspruch. In Wien gibt es rund 480.000 öffentliche Pkw-Abstellplätze, die in Summe etwa so viel Fläche beanspruchen wie die Bezirke Neubau, Josefstadt und Innere Stadt zusammen. Nach wie vor gibt es viele Straßen, in denen selbst den parkenden Autos mehr Platz eingeräumt wird, als den Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind. Gleichzeitig braucht es angesichts der steigenden Hitzebelastung mehr Bäume und mehr Grün im Straßenraum, um einerseits für die Anrainerinnen und Anrainer, aber auch Fußgängerinnen und Fußgänger ein angenehmeres Mikroklima zu schaffen, betont der VCÖ. Zudem führt eine hohe Anzahl von Pkw-Parkplätzen zu mehr Verkehr. Und: Niedrige Tarife fürs Parken auf der Straße führen dazu, dass viele Garagenplätze leer stehen.

„Der internationale Vergleich zeigt nicht nur, dass in Österreichs Städten die Tarife fürs Parken niedrig sind. Der Vergleich zeigt vor allem auch, dass die Städte hinsichtlich einer fairen Differenzierung der Tarife nach Lage in der Stadt und Größe der Fahrzeuge Aufholbedarf haben“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky abschließend fest. Damit Parkgebühren nach Flächeninanspruchnahme oder Gewicht differenziert werden können, sind die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Der "VCÖ - Mobilität mit Zukunft" ist eine auf Mobilität und Transport spezialisierte, gemeinwohlorientierte Organisation. Ziel des VCÖ ist ein ökologisch verträgliches, ökonomisch effizientes und sozial gerechtes Verkehrssystem. Die Sichtweise des VCÖ ist global orientiert, themenübergreifend und berücksichtigt die Interessen zukünftiger Generationen.

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