VCÖ: Traurige Sommerunfallbilanz - mehr Verkehrstote in Österreich

VCÖ: Zu hohe Toleranzgrenzen beim Überschreiten von Tempolimits abschaffen

VCÖ (Wien 1. September 2022) – Im heurigen Sommer kamen auf Österreichs Straßen mehr Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben als im Sommer des Vorjahres, macht der VCÖ aufmerksam. Nach vorläufigen Daten starben im Juli und August 85 Menschen im Straßenverkehr, seit Jahresanfang waren bereits 273 Verkehrstote zu beklagen - um 43 mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Die Mobilitätsorganisation VCÖ drängt angesichts des starken Anstiegs tödlicher Verkehrsunfälle auf rasche Maßnahmen. Die zu hohen Toleranzgrenzen beim Überschreiten von Tempolimits sind nach Schweizer Vorbild abzuschaffen. Auf Freilandstraßen erhöht Tempo 80 statt 100 die Sicherheit, im Ortsgebiet Tempo 30 statt 50. Zudem braucht es in den Regionen mehr Anrufsammeltaxis und Discobusse, betont der VCÖ.

85 Menschen sind heuer im Juli und August nach vorläufigen Daten bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben gekommen, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Damit ist die Zahl der Verkehrstoten im heurigen Sommer um sechs höher als im Sommer des Vorjahres. Auch im Sommer 2014 und 2018 war die Zahl der Verkehrstoten im Sommer niedriger als heuer.

Die meisten Todesopfer verzeichnete Niederösterreich mit 23. Die niedrigste Anzahl an Verkehrstoten gab es in Wien und Vorarlberg mit jeweils zwei. In drei Bundesländern – Burgenland, Kärnten und Wien – war die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle im heurigen Sommer niedriger als im Sommer 2021, berichtet der VCÖ.

Seit Jahresanfang kostete der Straßenverkehr in Österreich bereits 273 Menschen das Leben. „Statt zu sinken ist die Zahl der Verkehrstoten um 43 höher als zur gleichen Zeit des Vorjahres, das ist ein Anstieg von fast 20 Prozent. Österreich braucht rasch zusätzliche Verkehrssicherheitsmaßnahmen, um die Zahl der schweren Unfälle zu reduzieren“, betont VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Österreich hat schon in den vergangenen zwei Jahren seine – offiziellen – Verkehrssicherheitsziele deutlich verfehlt. Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich bereits jetzt deutlich mehr Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen als in der Schweiz im gesamten Vorjahr. In der Schweiz kamen im Vorjahr 200 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, in Österreich im gesamten Vorjahr 362 Menschen.

„In der Schweiz gilt auf Freilandstraßen Tempo 80, auf Autobahnen Tempo 120, in den Städten und Gemeinden gibt es viel Verkehrsberuhigung. Allein Bern hat mehr als 100 Begegnungszonen. Vor allem aber gibt es im Unterschied zu Österreich de facto keine Toleranzgrenze beim Überschreiten von Tempolimits“, nennt VCÖ-Sprecher Gratzer relevante Unterschiede. In Österreich hingegen wird etwa auf Autobahnen und Schnellstraßen je nach Bundesland eine Toleranz von 10 bis 15 km/h gewährt. So wird von kaum einem Lkw das Tempolimit von 80 km/h eingehalten.

Auf den Freilandstraßen würde Tempo 80 statt 100 sowie verstärkte Kontrollen die Verkehrssicherheit erhöhen. Im Ortsgebiet bringt großflächiges Tempo 30 statt 50 eine Reduktion der Verkehrsunfälle, wie auch die Stadt Graz zeigt. In Graz trat heute vor 30 Jahren großflächig Tempo 30 in Kraft, nur auf den Hauptrouten gilt Tempo 50. Die Zahl der Verunglückten ging um 20 Prozent zurück. „Vor allem für die Sicherheit von Fußgängerinnen und Fußgängern, insbesondere für Kinder und ältere Menschen bringt Tempo 30 statt 50 einen enormen Sicherheitsgewinn“, betont VCÖ-Sprecher Gratzer. Ein Pkw, der bei Tempo 30 einen Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) von 11 Metern hat, hat bei Tempo 50 einen Anhalteweg von 24 Metern. Nach elf Metern hat das Auto noch eine Geschwindigkeit von 49 km/h, informiert der VCÖ. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo angefahren, ist das Risiko schwerster Verletzungen extrem hoch.

Zudem brauchen die Regionen mehr sichere Alternativen. Gemeinden und Bezirke können mit Discobussen und Anrufsammeltaxis wesentlich dazu beitragen, dass weniger Jugendliche und weniger junge Erwachsende im Straßenverkehr schwer verunglücken. Der VCÖ schlägt vor, dass ein Teil der Verkehrsstrafen für die Finanzierung von Discobussen und Anrufsammeltaxis zweckgewidmet wird.

VCÖ: In Österreich im heurigen Sommer mehr Verkehrstote (Verkehrstote zwischen 1. Juli und 31. August in Österreich)

1.7. bis 31.8. 2022: 85 Verkehrstote (vorläufige Zahlen)

1.7. bis 31.8. 2021: 79 Verkehrstote (endgültige Zahlen)

1.7. bis 31.8. 2020: 72 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2019: 93 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2018: 78 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2017: 95 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2016: 101Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2015: 106 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2014: 75 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2013: 124 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2012: 128 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2011: 107 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2010: 121 Verkehrstote

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2022

 

VCÖ: Nur in Kärnten, Burgenland und Wien ging Zahl der Verkehrstoten zurück (Verkehrstote im Juli und August, in Klammer Anzahl im Juli und August 2021)

Niederösterreich: 23 Verkehrstote (21 Verkehrstote)

Oberösterreich: 18 Verkehrstote (14)

Steiermark: 16 Verkehrstote (13)

Tirol: 9 Verkehrstote (7)

Salzburg: 7 Verkehrstote (4)

Kärnten: 5 Verkehrstote (10)

Burgenland: 3 Verkehrstote (4)

Vorarlberg: 2 Verkehrstoten (2)

Wien: 2 Verkehrstote (4)

Österreich: 85 Verkehrstote (79)

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2022

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VCÖ und WWF: Mehr als 17.000 Hasen pro Jahr Opfer des Straßenverkehrs

Wien, am 28. März 2024 – Osterzeit ist Reisezeit. Das bedeutet auch eine besondere Gefahr für Hasen und andere Wildtiere: Jährlich werden in Österreich mehr als 17.000 Hasen von Kraftfahrzeugen niedergefahren und getötet. Darauf machen VCÖ und WWF jetzt aufmerksam. Insgesamt wurden zuletzt pro Jahr mehr als 70.000 Wildtiere zum Opfer des Straßenverkehrs, wie die von der Statistik Austria erfassten Meldungen an die Bezirkshauptmannschaften zeigen. VCÖ und WWF kritisieren angesichts dieser Zahlen den starken Bodenverbrauch in Österreich. In den letzten zehn Jahren wurde täglich eine Fläche von drei Fußballfeldern für Verkehr verbaut. Insgesamt gibt es heute bereits 128.300 Kilometer an Straßen in Österreich.  VCÖ und WWF fordern daher eine deutliche Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung. Zentraler Bestandteil hierbei ist ein Bodenschutzgesetz, in dem insbesondere eine verbindliche Obergrenze für den Bodenverbrauch festgelegt wird.

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Foto: Sarah Duit