VCÖ: Treibstoff des Flugverkehrs wurde im Vorjahr mit rund 240 Millionen Euro steuerlich begünstigt

VCÖ: Flugverkehr in Österreich verursachte im Vorjahr rund 1,3 Millionen Tonnen CO2

VCÖ (Wien, 18. Mai 2022) – Der Kerosinverbrauch ist in Österreich im Vorjahr um ein Viertel auf knapp mehr als 400.000 Tonnen gestiegen. Damit stieg auch die Steuerbegünstigung von Kerosin, nämlich auf rund 240 Millionen Euro, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Trotz sich verschärfender Klimakrise bezahlen Flugkonzerne nach wie vor keine Mineralölsteuer für Kerosin. Allein der Flugverkehr in Österreich verursachte im Vorjahr rund 1,3 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase. Der VCÖ fordert die rasche Einführung einer Kerosinsteuer auf EU-Ebene und die verstärkte Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Bahn.  

Die COVID-19 Pandemie hat auch im Vorjahr den Flugverkehr deutlich gedämpft. Mit knapp über 400.000 Tonnen war es nach dem Jahr 2020 der zweitniedrigste Kerosinverbrauch im 21. Jahrhundert, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Im Vor-Coronajahr 2019 wurde in Österreich von den Flugunternehmen mit 950.000 Tonnen mehr als doppelt so viel Kerosin getankt. Der VCÖ weist darauf hin, dass heuer bis Ende Februar (aktuellste Daten) mit 78.000 Tonnen dreimal so viel Kerosin in Österreich getankt wurde wie im Vorjahr in den ersten beiden Monaten, aber um 51.000 Tonnen weniger als im Jänner und Februar 2020.

Die indirekte Förderung für die Flugkonzerne durch die Steuerbefreiung von Kerosin fiel aber auch im Vorjahr sehr üppig aus. Wird die Mineralölsteuer für Eurosuper als Basis genommen, wurde der Flugverkehr allein in Österreich mit rund 240 Millionen Euro steuerlich begünstigt, informiert der VCÖ. Seit dem Jahr 2010 summiert sich die Steuerbegünstigung durch die fehlende Kerosinsteuer auf rund 4,8 Milliarden Euro. Die in diesem Zeitraum getankte Menge an Kerosin verursachte beim Verbrennen über 25 Millionen Tonnen Treibhausgase.

„Die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission sind angesichts der sich verschärfenden Klimakrise gefordert, endlich die seit Jahrzehnten angekündigte Kerosinsteuer umzusetzen“, betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer und weist auf eine im Jahr 2019 von der EU-Kommission beauftragte Studie hin, wonach die fehlende Besteuerung von Kerosin den Flugverkehr in der EU mit fast 30 Milliarden Euro pro Jahr subventioniert. Mit weiteren 40 Milliarden Euro an jährlicher Begünstigung für den Flugverkehr wurde die Mehrwertsteuer-Befreiung von Flugtickets beziffert.

„Mit den Einnahmen aus der Kerosinsteuer könnte das grenzüberschreitende Bahnangebot in Europa massiv verbessert werden und damit der Bevölkerung auf mehr Strecken als heute eine klimaverträglichere Alternative zum Flugverkehr geboten werden“, macht VCÖ-Expertin Mosshammer aufmerksam. Zudem nimmt mit einer gerechten Besteuerung auch der Anreiz für Unternehmen zu, Geschäftsflüge verstärkt durch Videokonferenzen zu ersetzen. Österreichs Unternehmen haben im internationalen Vergleich großes Potenzial, Geschäftsflüge zu reduzieren, wie eine in der Vorwoche veröffentlichte Studie zeigt.

Die Reduktion der Flüge im Vergleich zur Zeit vor der Coronakrise ist die Voraussetzung dafür, dass der nötige Ausstieg der Luftfahrt aus fossilen Treibstoffen und der Umstieg auf E-Kerosin gelingen kann, wie zahlreiche Studien belegen. Die Produktion von E-Kerosin benötigt große Mengen an erneuerbarer Energie. Würde der Flugverkehr bis zum Jahr 2050 so zunehmen wie von der Luftfahrtindustrie prognostiziert, bräuchte es für die Herstellung von E-Kerosin laut deutschem Öko-Institut mehr erneuerbare Energie als die EU27 derzeit insgesamt produziert. Zudem werden die Nicht-CO2-Klima-Effekte durch Kondensstreifen bei E-Kerosin nur zum Teil vermieden.

Insgesamt ist es eine kleine Bevölkerungsgruppe, die von den Steuerbegünstigungen des Flugverkehrs stark profitieren. Eine im vergangenen Herbst veröffentlichte repräsentative Umfrage von MARKET ergab, dass in Österreich nur vier Prozent der Bevölkerung (ab 16 Jahren) mehrmals im Monat fliegen, weitere 14 Prozent mehrmals im Jahr. Die Gruppe jener, die gar nicht fliegen, ist mit 29 Prozent fast doppelt so groß wie die Gruppe der Vielfliegenden. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch repräsentative Umfragen von anderen Instituten vor der Covid-19-Pandemie.

VCÖ: Seit dem Jahr 2010 wurde Kerosin mit rund 4,8 Milliarden Euro steuerlich begünstigt (Steuerbegünstigung von Kerosin in Österreich – Basis Mineralölsteuer von Eurosuper)

Jahr 2021: 240 Millionen Euro

Jahr 2020: 191 Millionen Euro

Jahr 2019: 566 Millionen Euro

Jahr 2018: 494 Millionen Euro

Jahr 2017: 440 Millionen Euro

Jahr 2016: 455 Millionen Euro

Jahr 2015: 418 Millionen Euro

Jahr 2014: 389 Millionen Euro

Jahr 2013: 390 Millionen Euro

Jahr 2012: 408 Millionen Euro

Jahr 2011: 420 Millionen Euro

Jahr 2010: 368 Millionen Euro

Summe 2010 - 2021: 4,78 Milliarden Euro

Quelle: BMNT, BMK, VCÖ 2022

 

VCÖ: Seit dem Jahr 2010 verursachte das in Österreich getankte Kerosin mehr als 25 Millionen Tonnen an klimaschädlichen Treibhausgasen

Jahr 2021: 1,3 Millionen Tonnen

Jahr 2020: 1,0 Millionen Tonnen

Jahr 2019: 3,0 Millionen Tonnen

Jahr 2018: 2,6 Millionen Tonnen

Jahr 2017: 2,3 Millionen Tonnen

Jahr 2016: 2,4 Millionen Tonnen

Jahr 2015: 2,2 Millionen Tonnen

Jahr 2014: 2,0 Millionen Tonnen

Jahr 2013: 2,1 Millionen Tonnen

Jahr 2012: 2,2 Millionen Tonnen

Jahr 2011: 2,2 Millionen Tonnen

Jahr 2010: 2,1 Millionen Tonnen

Summe 2010 – 2021: 25,4 Millionen Tonnen

Quelle: BMNT, BMK, VCÖ 2022

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Blick zurück aus der Zukunft

Von Willi Nowak, VCÖ-Geschäftsführung

„Papa, Papa, das ist super schön“, jauchzt die kleine Brigid und läuft laut Anweisungen rufend hinter einem sprachgesteuerten Fluggerät durch den Raum. Bernd ist überrascht. Er hatte das Ding nicht bestellt. Schnell geht er vor die Türe und sieht die Transport-Drohne auch beim Nachbargebäude Lieferungen absetzen. Das Display am Eingang blinkt und zeigt an, dass Bestellung und Lieferung korrekt bestätigt sind. Wenig später trifft Leonore ein, abgesetzt vom Sharing-Modul ihrer Arbeitsstelle, das Beschäftigte für die wenigen noch erforderlichen Meetings holt und nach Hause bringt. „Wo kommt denn dieses Ding her?“, fragt Leonore, etwas genervt von den immer lauter werdenden Sprachbefehlen der Tochter. Bernd fängt schnell das herumflitzende Gerät aus der Luft und bekommt so die Aufmerksamkeit der kleinen Brigid. Auf seinen fragenden Blick hin bemerkt diese: „Jetzt, wo ich die Stimme so machen kann wie Mama, werden viel mehr schöne Sachen zu uns gebracht!“ Seit auch Bernd und Leonore im Jahr 2030 auf das Nur-einmal- -täglich-Liefern durch Drohnen umgestiegen sind, gibt es viel weniger Lieferverkehr in ihrer Gegend. Aber mit dem Erfindungsreichtum ihrer Tochter hatten sie nicht gerechnet. Leonore steht seufzend auf, storniert die Sprachsteuerung für Bestellungen und stellt das System auf Iris-Scan um.

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Die Chance ergreifen

Die Entwicklung geht klar in Richtung emissionsfreier Antriebe. Steigende Reichweiten sprechen dafür, dass sich beim Pkw der batterie-elektrische Antrieb mittelfristig durchsetzen wird. Synthetische Treibstoffe, mit denen Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden könnten, sind für den Masseneinsatz absolute Zukunftsmusik. Unter den etablierten Autoherstellern gab Volvo als Teil eines chinesischen Konzerns als erster bekannt, vollständig auf Elektro-Antriebe umzustellen. Auch Volkswagen ziele „auf den Punkt, an dem sich jeder fragen muss, warum er einen Verbrenner haben will. Denn wir glauben nicht, dass es eine Alternative zur E-Mobilität gibt“, wird ein Vorstandsmitglied von Volkswagen zitiert. Die Pkw-Neuwagenflotte von Mercedes soll bis zum Jahr 2039 CO2-neutral werden. Entwicklungskapazitäten werden aktuell von Motoren und Getrieben hin zu Batterietechnologie und Leistungselektronik verschoben. Das bedeutet einschneidende Veränderungen, auch für Beschäftigte der Automobilbranche. Doch die Entwicklung lässt sich auf Dauer nicht aufhalten und nur Unternehmen, die sich rechtzeitig umstellen, werden auch in Zukunft noch Arbeitsplätze bieten können. Viele Autozulieferer diversifizieren bereits ihre Produktpalette in Richtung Elektro- Antriebe oder anderer Sektoren, etwa der Autozulieferer Miba, der Bremsen für Windkraftanlagen herstellt. Für die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte werden Tausende Fachkräfte für Aufbau und Wartung der E-Ladeinfrastruktur gebraucht werden. Geld, das bisher in den Import von Erdöl geflossen ist, kann künftig verstärkt im Inland ausgegeben werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Mobilitätswende unterm Strich für ein Plus an Beschäftigung sorgen wird.

>> Ihre Meinung dazu an markus.gansterer@vcoe.at

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