VCÖ: Trotz Lockdowns hat Österreich heuer bereits um zwei Drittel mehr Verkehrstote als die Schweiz im gesamten Vorjahr

Foto: Kleines Kreuz mit Kerzen neben einer Freilandstraße

VCÖ (Wien, 24. November 2020) – Bereits 312 Menschen kamen seit Jahresanfang bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben. Damit wurde das Verkehrssicherheitsziel von höchstens 311 Verkehrstoten fünf Wochen vor Jahresende verfehlt und das trotz zweimaligen Lockdowns. Der VCÖ weist darauf hin, dass heuer in Österreich schon jetzt um zwei Drittel mehr Menschen im Straßenverkehr zu Tode gekommen sind als im gesamten Vorjahr in der Schweiz. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen gegen die Hauptunfallursachen zu hohes Tempo sowie Unachtsamkeit und Ablenkung.

Auf Österreichs Straßen sind seit Jahresbeginn bei Verkehrsunfällen um 70 Menschen weniger ums Leben gekommen als zur gleichen Zeit des Vorjahres - vor allem die Folge des Verkehrsrückgangs durch den Lockdown im Frühjahr und nun im Herbst. Aber bereits 312 Menschen wurden heuer im Straßenverkehr getötet. Damit hat Österreich sein Verkehrssicherheitsziel von weniger als 312 Todesopfern bereits jetzt fünf Wochen vor Jahresende verfehlt, macht der VCÖ aufmerksam.

„Dass trotz zweimaligen Lockdowns und der dadurch verringerten Anzahl an Verkehrsunfällen, das Verkehrssicherheitsziel verfehlt wurde, zeigt, dass es zusätzliche Maßnahmen braucht. Die Schweiz kann Österreich in der Verkehrssicherheit als Vorbild dienen“, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf die Unfallstatistik hin.

In der Schweiz kamen im Vorjahr 187 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, in Österreich waren es mit 416 doppelt so viele. Auch die Zahl der Schwerverletzten war in Österreich mit 7.384 doppelt so hoch wie in der Schweiz mit 3.639, informiert der VCÖ. Der Schweiz ist es gelungen, die Zahl der Verkehrstoten seit dem Jahr 2010 um rund 43 Prozent zu reduzieren, in Österreich betrug der Rückgang lediglich 25 Prozent.

„Die Schweiz setzt vor allem beim Tempo an. Die Tempolimits sind niedriger, zusätzlich auch die Toleranzgrenzen, gleichzeitig sind die Strafen höher. In den Städten gibt es zahlreiche Begegnungszonen, allein in Bern sind es mehr als 100. In Begegnungszonen gilt maximal Tempo 20, Fußgängerinnen und Fußgänger haben Vorrang“, nennt VCÖ-Experte Schwendinger einige der wirksamen Maßnahmen. Auch in Österreich ist beim Tempo anzusetzen. Die im Regierungsprogramm festgeschriebene Reduktion der Toleranzgrenzen ist ebenso rasch umzusetzen, wie höhere Straßen für Raser. Handy am Steuer soll endlich ein Vormerkdelikt werden.

Zentral sind zudem Maßnahmen, die die schwächsten Verkehrsteilnehmer – Kinder – stärker schützen. Im Ortsgebiet ist verstärkte Verkehrsberuhigung so wie Tempo 30 statt 50 wichtig. „Wo Menschen unterwegs sind, passieren Fehler. Deshalb ist es die zentrale Aufgabe der Verkehrsplanung, das Verkehrssystem so zu gestalten, dass Fehler keine fatalen Folgen haben“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger.

Bei den Bundesländern haben noch vier die Chance, das Ziel, die Anzahl der Verkehrstoten um 50 Prozent im Vergleich zum Jahresschnitt 2008 bis 2010 zu verringern, zu erreichen, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Wien. Bereits verfehlt haben dieses Ziel Burgenland, Kärnten, Salzburg, Steiermark und Vorarlberg.

VCÖ: Österreich hat sein Verkehrssicherheitsziel für 2020 bereits jetzt verfehlt

Österreichs Verkehrssicherheitsziel für 2020: höchstens 311 Verkehrstote (Minus 50 Prozent gegenüber Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2010) 1.Jänner bis 23. November 2020: 312 Verkehrstote

VCÖ: Schweiz erreichte bereits im Vorjahr einen Rückgang von rund 43% gegenüber 2010

Gesamtjahr 2019: 187 Verkehrstote (minus 42,8 Prozent gegenüber 2010)

Gesamtjahr 2018: 233 Verkehrstote

Gesamtjahr 2017: 230 Verkehrstote

Gesamtjahr 2016: 216 Verkehrstote

Gesamtjahr 2015: 253 Verkehrstote

Gesamtjahr 2014: 243 Verkehrstote

Gesamtjahr 2013: 269 Verkehrstote

Gesamtjahr 2012: 339 Verkehrstote

Gesamtjahr 2011: 320 Verkehrstote

Quelle: Bfs, VCÖ 2020

VCÖ: In Österreich war Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2019 um nur ein Viertel niedriger als 2010

Jahr 2019: 416 Verkehrstote (minus 24,6 Prozent)

Jahr 2018: 409 Verkehrstote

Jahr 2017: 414 Verkehrstote

Jahr 2016: 432 Verkehrstote

Jahr 2015: 479 Verkehrstote

Jahr 2014: 430 Verkehrstote

Jahr 2013: 455 Verkehrstote

Jahr 2012: 531 Verkehrstote

Jahr 2011: 523 Verkehrstote

Jahr 2010: 552 Verkehrstote

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

VCÖ: Vier Bundesländer können das Ziel minus 50 Prozent Verkehrstote erreichen (Anzahl Verkehrstote 1.1.-23.11.2020 - Ziel minus 50% im Vergleich zum Schnitt der Jahr 2008 bis 2010)

Niederösterreich: 81 Verkehrstote (Ziel minus 50%: weniger als 89 Verkehrstote)

Oberösterreich: 56 Verkehrstote (Ziel minus 50%: weniger als 64 Verkehrstote)

Tirol: 24 Verkehrstote (Ziel minus 50%: weniger als 27 Verkehrstote)

Wien: 11 Verkehrstote (Ziel minus 50%: weniger als 16 Verkehrstote)

5 Bundesländer haben das Ziel "Minus 50%" bereits verfehlt:

Burgenland: 16 Verkehrstote (Ziel minus 50%: weniger als 13)

Kärnten: 32 Verkehrstote (Ziel minus 50%: weniger als 24)

Salzburg: 27 Verkehrstote (Ziel minus 50%: weniger als 26)

Steiermark: 50 Verkehrstote (Ziel minus 50%: weniger als 48)

Vorarlberg: 15 Verkehrstote (Ziel minus 50%: weniger als 14)

Quelle: BMI, VCÖ 2020

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