VCÖ: Über 500.000 Tonnen weniger Treibhausgase durch Reduktion des Flugverkehrs seit Mitte März
VCÖ: Kurzstreckenflüge auf Bahn verlagern, Flugabgabe erhöhen
VCÖ (Wien, 8. Juni 2020) – Der Flugverkehr in Österreich ging im April und Mai um knapp über 90 Prozent gegenüber den Vergleichsmonaten des Vorjahres zurück, in der zweiten Märzhälfte waren um 75 Prozent weniger Flugzeuge unterwegs. Dadurch wurden um mehr als 500.000 Tonnen weniger Treibhausgase emittiert, macht der VCÖ aufmerksam. Ein Anstieg des Flugverkehrs auf das Niveau von vor der Covid-19 Pandemie ist mit den UN-Klimazielen nicht vereinbar. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um Kurzstreckenflüge auf die Bahn zu verlagern. Die Flugabgabe ist deutlich zu erhöhen.
Während es Anfang März in Österreich noch rund 1.000 Flugbewegungen pro Tag gab, lag die Zahl der Flüge zwischen 23. März und 6. Mai täglich unter 100, weist der VCÖ auf die Daten der Eurocontrol hin. Die niedrigste Anzahl an Flügen gab es am 5. und 13. April mit jeweils 32. Im Mai war 23 Tagen die Anzahl der Flugbewegungen unter 100. In der zweiten Märzhälfte verzeichnete der Flugverkehr in Österreich einen Rückgang um 75 Prozent, im April um 94 Prozent gegenüber dem April des Vorjahres und im Mai um 91 Prozent gegenüber dem Mai 2019. In der ersten Juni Woche ging der Flugverkehr um rund 88 Prozent zurück.
Die Treibhausgas-Emissionen durch den Flugverkehr in Österreich nahmen dadurch um mehr als 500.000 Tonnen ab, macht der VCÖ aufmerksam. Noch im Vorjahr verzeichnete der Flugverkehr auf Basis des in Österreich getankten Kerosins ein negatives Rekordhoch von fast drei Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, nach 2,6 Millionen Tonnen im Jahr 2018 und 2,3 Millionen Tonnen im Jahr 2017. Der VCÖ rechnet, dass die Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs heuer auf das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2003, als knapp mehr als 1,5 Millionen Tonnen Treibhausgase verursacht wurden, sinken wird.
„Die Klimakrise ist nur zu bewältigen, wenn die Zunahme des Flugverkehrs auf ein ökologisch verträgliches Maß begrenzt wird. Wir brauchen in Zukunft ein deutlich klimaschonenderes Reiseverhalten als vor der Coronakrise“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. So können Geschäftsflüge durch den verstärkten Einsatz von Videokonferenzen deutlich reduziert werden.
Viele Kurzstreckenflüge können zudem auf die Bahn verlagert werden. Der VCÖ fordert den verstärkten Ausbau der Bahnverbindungen in Europa. Neben der Beschleunigung von Strecken braucht es darüber hinaus auch häufigere Verbindungen. Eine aktuelle Analyse des VCÖ zeigt, dass im Vorjahr bei rund 638.000 Passagieren des Flughafens Wien das endgültige Flugreiseziel weniger als 400 Kilometer von Wien entfernt war. Weitere 1,54 Millionen Passagiere hatten ein endgültiges Flugreiseziel, das nur zwischen 400 und 600 Kilometer entfernt war und 2,86 Millionen legten eine Distanz von 600 bis 800 Kilometer zurück. In Summe waren das fünf Millionen Passagiere mit Kurzstreckenflug, macht der VCÖ aufmerksam. Nicht enthalten sind in dieser Zahl jene Passagiere, die am Zielflughafen einen weiteren Anschlussflug hatten.
Die Top-Destination des Vorjahres war das 620 Kilometer entfernte Frankfurt mit 562.000 Reisenden. 58 Prozent davon hatten in Frankfurt keinen Anschlussflug. An zweiter Stelle folgte das 550 Kilometer entfernte Berlin, wo 99 Prozent der 515.000 Reisenden ihr endgültiges Ziel hatten. An dritter Stelle folgte Paris vor Amsterdam und Zürich.
Der VCÖ fordert zudem ein Ende der Steuerbegünstigungen für den Klimasünder Flugverkehr. Da Flugkonzerne für den Flugtreibstoff Kerosin keine Mineralölsteuer zahlen, wurde allein im Vorjahr der Flugverkehr in Österreich mit rund 560 Millionen Euro unterstützt. Bis eine Kerosinsteuer auf europäischer Ebene eingeführt ist, ist als nationale Maßnahme die Flugabgabe deutlich zu erhöhen Die von der Regierung geplante Vereinheitlichung auf zwölf Euro ist ungenügend. Eine etwaige Staatshilfe für die AUA muss an einen Ausstiegsplan aus Kurzstreckenflügen und eine umfassende Dekarbonisierungsstrategie gekoppelt werden, betont der VCÖ.