VCÖ: EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid wurde in Österreich im Vorjahr an 11 Messstellen überschritten

VCÖ: Öffentlichen Verkehr massiv ausbauen, Radverkehr und E-Mobilität forcieren

VCÖ (Wien, 28. Februar 2018) – Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich wurde im Vorjahr an etlichen Orten der Jahresgrenzwert für NO2 überschritten, macht der VCÖ aufmerksam. Bei elf Messstellen wurde der EU-Grenzwert überschritten, bei 17 Messstellen in Tirol, Salzburg, Oberösterreich, Steiermark, Wien, Kärnten und Vorarlberg wurde Österreichs NO2-Grenzwert überschritten. Der VCÖ fordert die rasche Nachrüstung von Schmutz-Diesel Pkw mit funktionierender Abgasreinigung sowie den starken Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und der Rad-Infrastruktur in den Ballungsräumen.

Auch in Österreich wurde im Vorjahr der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) überschritten, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse der Luftgüteberichte der Bundesländer zeigt. „Betroffen sind zum einen Regionen entlang der Transitautobahnen und andererseits verkehrsnahe Messstellen in Städten. Hauptverursacher für die Schadstoffbelastung sind die Dieselabgase“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.

Am höchsten war die NO2-Belastung in Tirol in Vomp an der A12 mit einem Jahresmittelwert von 54 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft, informiert der VCÖ. Der EU-Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm NO2. Der zweithöchste Wert wurde in Hallein an der A10 gemessen (49), der dritthöchste in der Stadt Salzburg an der A1 sowie in Linz bei der Messstelle Römerberg (jeweils 46). Auch am Rudolfsplatz in der Stadt Salzburg, in Graz (Messstelle Don Bosco), Wien (Hietzinger Kai), Mutters / Gärberbach an der A13, Enns an der A1 sowie Kundl an der A12 und Hallein an der B159 haben den EU-Grenzwert überschritten. Österreichs Grenzwert (35 Mikrogramm NO2) wurde zudem in Lustenau, Innsbruck, Feldkirch, Klagenfurt, Hall und Lienz überschritten, berichtet der VCÖ. Es muss davon ausgegangen werden, dass auch an Orten, wo es keine Messstelle aber sehr viel Kfz-Verkehr gibt, die NO2-Belastung zu hoch war.

Der VCÖ fordert nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Deutschland zu Diesel-Fahrverboten verstärkte Maßnahmen in Österreich, um die Belastung durch Stickstoffdioxid zu verringern. NO2 kann zu Atemwegserkrankungen, Asthma, Bronchitis, Lungenschäden, Herz-Kreislauferkrankungen und Herzinfarkten führen.

„Das Diesel-Fahrverbot ist auch die Folge des Dieselskandals. In den vergangenen Jahren haben Hersteller Diesel-Pkw auf den Markt gebracht, die auf der Straße im Vergleich zu den Abgastests im Labor ein Vielfaches an Schadstoffen ausstoßen. Die Abgasnormen wurden aber nicht eingeführt, um in den Prüflabors für saubere Luft sorgen, sondern um die Luftqualität in den Städten und entlang der Transitrouten zu verbessern“, weist VCÖ-Expertin Rasmussen auf die Verantwortung der Hersteller für die aktuelle Situation hin.

Welche Folgen es hat, wenn Dieselfahrzeuge beim Fahren auf der Straße im Vergleich zum Prüfstand im Labor ein Vielfaches mehr an Schadstoffen ausstoßen, zeigt eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts, bei der die Messstelle Wien-Hietzinger Kai untersucht wurde: „Bei Einhaltung der Typprüfungsgrenzwerte auch im Realbetrieb wäre der Jahresmittelwert an dieser Messstelle im Jahr 2016 bei 30 Mikrogramm statt der tatsächlichen 47 Mikrogramm NO2 gelegen.“ Der VCÖ fordert die rasche Nachrüstung der Schmutz-Diesel-Fahrzeuge mit einer funktionierenden Abgasreinigung auf Kosten der Hersteller.

Darüber hinaus sind in den Ballungsräumen verstärkte Maßnahmen zur Verringerung des Kfz-Verkehrs nötig. Es braucht ein dichteres Öffi-Netz sowie häufigere Verbindungen auf den bestehenden Bahnstrecken vom Umland in die Städte. Zudem sind in den Ballungsräumen möglichst kreuzungsfreie und direkte Radwege vom Umland in die Städte zu errichten. Diese sogenannten Rad-Highways gibt es unter anderem in der Großstadtregion Kopenhagen und London. Im deutschen Ruhrgebiet wird ein 100 Kilometer langer Rad-Highway errichtet. Zu forcieren ist zudem die E-Mobilität, auch im Bereich der Lieferdienste, um die hohe Anzahl von Diesel-Transportern zu reduzieren.

Der Gütertransport ist stärker auf die Schiene zu verlagern, um den Lkw-Verkehr durch Österreich zu reduzieren. Zudem sind die Kontrollen bei Lkw zu erhöhen. Im Vorjahr wurde in Deutschland aufgedeckt, dass bei Transit-Lkw die Abgasreinigung manipuliert wurde, wodurch diese große Mengen an Stickoxiden ausgestoßen haben, erinnert der VCÖ.

VCÖ: Auch in Österreich wurde im Jahr 2017 EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid überschritten
(Durchschnittliche Stickstoffdioxid(NO2)-Belastung im Jahr 2017 – Grenzwert für Jahresmittelwert: Immissionsschutzgesetz Luft 35 Mikrogramm NO2 / Kubikmeter Luft. EU-Grenzwert 40 Mikrogramm NO2 / Kubikmeter Luft)
A12 Vomp:  54 Mikrogramm NO2 / Kubikmeter Luft
Hallein A10: 49
Salzburg A1: 46
Linz Römerbergtunnel: 46
Salzburg Rudolfsplatz: 45
Graz Don Bosco: 45
Wien-Hietzinger Kai:  44
Mutters / Gärberbach (A13): 43
Enns (A1): 43
Kundl (A12):  41
Hallein B159: 41

Messstellen, wo Österreichs Grenzwert überschritten wurde
Lustenau-Zollamt: 40 Mikrogramm NO2 / Kubikmeter Luft
Innsbruck Fallmerayerstraße: 38
Feldkirch Bärenkreuzung: 38
Klagenfurt (A2): 37
Hall in Tirol:  36
Lienz-Amlacherkreuzung: 36
Vomp (An der Leiten): 35
Höchst: 35
Quelle: Bundesländer, VCÖ 2018

Zurück zur Übersicht