VCÖ: Verbrauch hat stärkeren Einfluss auf Spritkosten als der Spritpreis

VCÖ: Bei aktuellen Spritpreisen nur 9 Cent pro Kilometer, wenn Auto fünf Liter pro 100 Kilometer benötigt

VCÖ (Wien, 1. Juni 2022) – Der Verbrauch hat deutlich stärkeren Einfluss auf die Spritkosten als der Spritpreis, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Bei aktuellen Spritpreisen betragen die Spritkosten für ein durchschnittliches Auto in Österreich 12 Cent pro Kilometer. Bei einem Verbrauch von fünf Litern pro 100 Kilometer sinken die Kosten auf neun Cent pro Kilometer. Damit wären die Kilometerkosten niedriger als beim aktuellen Durchschnittsverbrauch und einer Preissenkung um 30 Cent pro Liter und dem aktuellen Durchschnittsverbrauch. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um die Erdölabhängigkeit des Verkehrs und damit die Kosten für die Haushalte zu reduzieren.

„Die Spritpreise stehen zwar im Fokus der öffentlichen Diskussion, eine viel größere Auswirkung auf die Spritkosten der Haushalte hat aber der Spritverbrauch“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Eine VCÖ-Analyse zeigt, dass bei aktuellen Spritpreisen und aktuellem Durchschnittsverbrauch der Pkw von Österreichs Haushalten die Spritkosten bei rund zwölf Cent pro Kilometer liegen. Sinkt der Spritpreis um 30 Cent pro Liter liegen die Spritkosten bei zehn Cent pro Kilometer. In Deutschland, wo Eurosuper zuletzt um 35 Cent pro Liter teurer war als in Österreich, wird mit einem Preisrückgang bei Eurosuper um bis zu 30 Cent gerechnet.

Deutlich stärker wirkt sich die Reduktion des Verbrauchs aus. Die Benzin-Pkw von Österreichs Haushalten verbrauchen im Schnitt 6,7 Liter pro 100 Kilometer, die Diesel-Pkw 6,4 Liter. Bei einem Verbrauch von 5 Liter pro 100 Kilometer sinken bei aktuellen Spritpreisen die Spritkosten auf neun Cent pro Kilometer, bei einem Verbrauch von vier Litern auf sieben Cent pro Kilometer. Das entspricht einer Spritpreisreduktion um rund 75 Cent pro Liter, verdeutlicht der VCÖ. Beim bereits vor 30 Jahren angekündigten 3-Liter-Auto sinken die Spritkosten bei aktuellen Preisen auf fünf Cent pro Liter. Und: Während derzeit ein Diesel-Pkw im Schnitt 168 Gramm CO2 pro Kilometer verursacht und ein Benzin-Pkw im Schnitt 154 Gramm CO2 pro Kilometer, sinkt der CO2-Ausstoß bei einem 3-Liter Auto auf 79 Gramm (Diesel) beziehungsweise 69 Gramm (Benzin).  

„Anstatt aber vor allem sparsame Modelle auf den Markt zu bringen, haben die Hersteller schwerere, breitere und übermotorisierte Modelle forciert. Sie tragen die Verantwortung dafür, dass der reale Spritverbrauch der Autoflotte in den vergangenen Jahren kaum gesunken ist“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Der reale Verbrauch aller Diesel-Pkw von Österreichs Haushalten ist heute mit 6,4 Liter pro 100 Kilometer lediglich um einen halben Liter niedriger als vor 20 Jahren, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Die heuer in den ersten vier Monaten neuzugelassenen Pkw benötigen laut Herstellerangaben im Schnitt 5,6 Liter um 100 Kilometer weit zu kommen – am Papier, der reale Verbrauch ist höher.

„Der zu hohe Verbrauch treibt die Spritkosten stärker in die Höhe als die Treibstoffpreise. Deshalb sind politische Maßnahmen zu setzen, die den Verbrauch reduzieren und zwar rasch und umfassend“, fordert VCÖ-Experte Schwendinger.

Zentral ist die Verbesserung der Alternativen zum Pkw. Neben häufigeren Bahnverbindungen ist in den Regionen das Busangebot zu verbessern. „Die Situation erfordert auch neue Maßnahmen, wie Busspuren auf den Autobahnen in den Ballungsräumen. In den anderen Ländern gibt es bereits Busspuren für Schnellbuslinien vom Umland in die Städte, die von Pendlerinnen und Pendlern stark genutzt werden“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger. Die Covid-19 Pandemie hat international gezeigt, dass in Städten durch die Umwidmung von Kfz-Fahrbahnen in Radwege rasch für die Bevölkerung eine sichere Infrastruktur geschaffen werden kann, die auch viel genutzt wurde. Viele, die Auto fahren, fahren auch Rad. Viele Autofahrten sind in Radfahr-Distanz.

Die Regierung ist zudem gefordert, durch eine Informationskampagne über die Möglichkeiten zum Spritsparen zu informieren. Ein spritsparender Fahrstil kann den Verbrauch um 15 bis 20 Prozent verringern, das ist im Schnitt 1 Liter weniger pro 100 Kilometer. In Summe bringt das bei aktuellen Spritpreisen eine Ersparnis von rund 890 Millionen Euro und es werden damit 1,2 Millionen Tonnen CO2 vermieden, macht der VCÖ aufmerksam.

Für Unternehmen und Betriebe ab 50 Beschäftigten soll Mobilitätsmanagement verpflichtend werden. Mit Maßnahmen wie Jobticket, Jobräder sowie der Förderung von Fahrgemeinschaften können die Mobilitätskosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesenkt werden.

Sofort umsetzbar ist die Herabsetzung von Tempolimits, wie Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen und Tempo 110 statt 130 auf Autobahnen. Bei 110 km/h ist der Verbrauch eines Pkw im Schnitt im 17 Prozent niedriger als bei 130 km/h, bei 100 km/h sogar um 23 Prozent.

Auf EU-Ebene sind die CO2-Grenzwerte für die Hersteller zu senken. Das Ziel für das Jahr 2030 (59 Gramm CO2 pro Kilometer) ist auf das Jahr 2025 vorzuverlegen. Zusätzlich braucht es Vorgaben für das Gewicht und die Motorstärke der Neuwagen. Denn Übergewicht und Übermotorisierung treiben auch bei E-Autos den Energieverbrauch in die Höhe.

VCÖ: Verbrauch hat stärkeren Einfluss auf Spritkosten als Spritpreise (Spritkosten für Diesel-Pkw pro Kilometer bei aktuellen Spritpreisen (1,839 Euro pro Liter), in Klammer CO2-Ausstoß in Gramm pro Kilometer)

Verbrauch 8 Liter /100 km: 14,7 Cent (210 Gramm CO2 / Kilometer)

Verbrauch 7 Liter /100 km: 12,9 Cent (184 Gramm CO2)

Durchschnittsverbrauch 6,4 Liter /100 km: 12,3 Cent (168 Gramm CO2)

Verbrauch 6 Liter /100 km: 11,0 Cent (157 Gramm CO2)

Verbrauch 5 Liter /100 km: 9,2 Cent (131 Gramm CO2)

Verbrauch 4 Liter /100 km: 7,4 Cent (105 Gramm CO2)

Verbrauch 3 Liter /100 km: 5,5 Cent (79 Gramm CO2)

Verbrauch 2 Liter /100 km: 3,7 Cent (53 Gramm CO2)

Quelle: Statistik Austria, EU-Kommission, VCÖ 2022

 

10 VCÖ-Tipps für spritsparende Mobilität

  1. Niedrigtourig fahren verringert den Verbrauch. Rasch in den nächst höheren Gang schalten. Je höher die Drehzahl, umso mehr Sprit frisst der Motor.
  2. Vorausschauend fahren: Anfahren und beschleunigen verbrauchen viel Sprit.
  3. Hohes Tempo vermeiden: Gleiten statt rasen spart Sprit und man ist damit auch sicherer unterwegs.
  4. Spritfresser vermeiden: Dachboxen erhöhen den Verbrauch, deshalb runter vom Dach, wenn sie nicht benötigt wird. Den Motor nicht am Stand laufen lassen (verbraucht unnötig Sprit, schadet dem Motor und ist zudem verboten).
  5. Fahrgemeinschaften bilden: Dort, wo es keine gute Alternative zum Auto gibt, können Fahrgemeinschaften, etwa in die Arbeit oder für Einkäufe, helfen, die Kosten zu reduzieren.
  6. Beim Autokauf auf einen niedrigen Spritverbrauch achten: Testfahrt machen, denn oft weicht der wirkliche Spritverbrauch stark vom angegebenen Normverbrauch ab.
  7. Nicht größer als nötig: Wer ein größeres Auto kauft als benötigt wird, hat höhere laufende Kosten. Deshalb beim Autokauf beherzigen: So klein wie möglich und höchstens so groß wie nötig.
  8. Kurze Strecken statt mit dem Auto möglichst zu Fuß oder mit Fahrrad zurücklegen: Kalorien statt Benzin und Diesel verbrennen spart Geld und ist gesund.
  9. Wenn möglich öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Gerade für Pendlerinnen und Pendler ist mit dem Klimaticket der Öffentliche Verkehr um ein Vielfaches günstiger als das Auto.
  10. Carsharing rechnet sich: Ist ein Auto weniger als 10.000 bis 12.000 Kilometer pro Jahr im Einsatz, kann Carsharing günstiger sein.

Quelle: VCÖ 2022 (www.vcoe.at)

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VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs im 1. Halbjahr leicht gesunken

VCÖ (Wien, 18. Oktober 2024) – Im 1. Halbjahr wurde in Österreich weniger Sprit getankt und damit sind auch die CO2-Emissionen des Verkehrs erneut gesunken, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Insgesamt flossen um rund 140 Millionen Liter weniger Treibstoffe in die Tanks, die CO2-Emissionen gingen um fast 350.000 Tonnen zurück, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Kraftstoffverbrauchsdaten des BMK zeigt. Hält die Entwicklung im 2. Halbjahr an, dann wird der Verkehr heuer knapp mehr als 19 Millionen Tonnen CO2 verursachen und damit um fast 40 Prozent mehr als noch im Jahr 1990. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen zur Reduktion des Treibstoffverbrauchs und damit auch der CO2-Emissionen.

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