VCÖ: Verkehr ist mit Abstand Österreichs größtes Klimaschutz-Problem
VCÖ: Allein Lkw-Verkehr verursacht bereits mehr CO2 als Gebäudesektor
VCÖ (Wien, 22. Juli 2020) – Österreichs heute präsentierte Treibhausgasbilanz ist für den Verkehrsbereich eine Blamage: Zum 5. Mal in Folge sind die CO2-Emissionen des Verkehrs gestiegen statt zu sinken, die Emissionen des Güterverkehrs haben sich seit dem Jahr 1990 mehr als verdoppelt, allein der Lkw-Verkehr verursacht bereits mehr Emissionen als der gesamte Gebäudesektor. Der VCÖ fordert ein rasches Ende des Dieselprivilegs, das Vorziehen der ökosozialen Steuerreform und, dass die Infrastrukturpolitik in Einklang mit den Klimazielen gebracht wird.
„Der Verkehr ist mit Abstand Österreichs größtes Klimaschutzproblem. Die heute präsentierte Bilanz für das Jahr 2019 offenbart das Versagen in der Vergangenheit und macht deutlich, dass es eine umfassende Kurskorrektur braucht“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger zur heute präsentierten Treibhausgasbilanz für das Jahr 2019 fest.
Die CO2-Emissionen des Verkehrs sind im Vorjahr zum fünften Mal in Folge gestiegen, auf 24,2 Millionen Tonnen. Damit hat sich der Verkehr weiter vom Klimaziel entfernt. Während im Jahr 2014 der Verkehr sechs Millionen Tonnen vom Klimaziel für 2030 entfernt war, betrug im Vorjahr der Abstand bereits 8,5 Millionen Tonnen, macht der VCÖ aufmerksam.
Im Vergleich zum Jahr 1990 sind die CO2-Emissionen des Verkehrs um 75 Prozent gestiegen. Die Sektoren Gebäude, Energie und Industrie, Abfallwirtschaft und Landwirtschaft verursachten im Vorjahr gemeinsam um 9,1 Millionen Tonnen weniger Treibhausgase als im Jahr 1990, der Verkehr hingegen stieß um 10,4 Millionen Tonnen mehr CO2 aus. „Der Verkehr hat die Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichtegemacht. Die Klimaschutz-Versäumnisse im Verkehrsbereich kommen Österreich heute und in Zukunft sehr teuer zu stehen“, verdeutlicht VCÖ-Experte Schwendinger.
Der Vergleich mit dem Gebäudesektor verdeutlicht die blamable Klimabilanz des Verkehrs. So verursachte der Gebäudesektor im Jahr 1990 mit 12,8 Millionen Tonnen dreimal so viel CO2-Emissionen wie der Lkw-Verkehr. Im Vorjahr hatte der Lkw-Verkehr mit über 8,5 Millionen bereits einen höheren CO2-Ausstoß als der gesamte Gebäudesektor mit 7,9 Millionen Tonnen. „Während es im Gebäudesektor gelungen ist, die Emissionen zu reduzieren, wird der Lkw-Verkehr durch die fehlende Kostenwahrheit befeuert. Dass beispielweise Diesel, der Treibstoff der Lkw, noch immer steuerlich begünstigt wird, ist in Zeiten der Klimakrise ein klimapolitischer Schildbürgerstreich“, fordert VCÖ-Experte Schwendinger ein rasches Ende für das Dieselprivileg. Die Klimaziele sind nur erreichbar, wenn der Anteil des Schienengüterverkehrs deutlich steigt. Derzeit droht aber genau das Gegenteil und eine massive Zunahme des Lkw-Verkehrs.
Wichtig ist zudem, dass die Infrastrukturpolitik in Einklang mit den Klimazielen gebracht wird. „Österreich hat eines der dichtesten Straßennetze Europas, wir haben aber massive Mängel bei der Rad-Infrastruktur. Und die Tatsache, dass jede 5. Stadt in Österreich nicht mit der Bahn erreichbar ist, verdeutlich auch, dass das Schienennetz deutlich dichter werden muss“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.
VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs im Vorjahr zum 5. Mal in Folge gestiegen (Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs in Österreich)
Klimaziel der Bundesregierung für Jahr 2030: 15,7 Millionen Tonnen
Jahr 2019: 24,2 Millionen Tonnen
Jahr 2018: 23,9 Millionen Tonnen
Jahr 2017: 23,7 Millionen Tonnen
Jahr 2016: 23,0 Millionen Tonnen
Jahr 2015: 22,1 Millionen Tonnen
Jahr 2014: 21,7 Millionen Tonnen
Jahr 2013: 22,2 Millionen Tonnen
Jahr 2012: 21,3 Millionen Tonnen
Jahr 2011: 21,3 Millionen Tonnen
Jahr 2010: 22,1 Millionen Tonnen
Jahr 2005: 24,6 Millionen Tonnen
Jahr 1990: 13,8 Millionen Tonnen
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2020