VCÖ: Von Verdreifachung des Pendlereuros profitiert oberstes Einkommensfünftel 12 Mal so stark wie unterstes Einkommensfünftel

VCÖ: Bedarfsgerechte Förderung mit ökologischen Anreizen statt teurem Gießkannenprinzip

VCÖ (Wien, 6. Juni 2025) – Die Verdreifachung des Pendlereuros wird bis zum Jahr 2029 rund 700 Millionen Euro kosten. Während die 20 Prozent mit dem niedrigsten Einkommen davon 20 Millionen Euro erhalten werden, bekommen die 20 Prozent mit dem höchsten Einkommen mit 250 Millionen Euro mehr als zwölfmal so viel, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Der VCÖ fordert eine umfassende Reform, damit die Pendelförderung sozial gerechter wird und ökologische Anreize setzt.

„Schon bisher weist die Pendelförderung neben gravierenden ökologischen Mängeln eine soziale Schieflage zugunsten der hohen Einkommen auf. Mit der Verdreifachung des Pendlereuros geht die Schere zwischen Gering- und Großverdienenden weiter auseinander“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Der VCÖ weist auf die Analyse des parlamentarischen Budgetdiensts hin. Demnach kostet die Verdreifachung des Pendlereuros bis zum Jahr 2029 in Summe 700 Millionen Euro. Die zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen erhalten mit 140 Millionen Euro das größte Stück vom Pendlereuro-Kuchen, die zehn Prozent mit dem niedrigsten Einkommen bekommen laut parlamentarischen Budgetdiensts davon nichts. Und während die 20 Prozent mit dem niedrigsten Einkommen lediglich drei Prozent bekommen, erhalten die 20 Prozent mit dem höchsten Einkommen mit 36 Prozent zwölfmal so viel.

Österreichs Pendelförderungen weisen zahlreiche Schwächen und Ungerechtigkeiten auf. So können Besserverdiener für den gleichen Arbeitsweg mehr Pendlerpauschale geltend machen als Wenigverdiener, weil die Pendlerpauschale - im Gegensatz zum Pendlereuro - ein Steuerfreibetrag ist.

In Österreich gibt es für den Arbeitsweg mehrere Förderungen gleichzeitig: Verkehrsabsetzbetrag, Pendlerpauschale, Pendlereuro und weitere Bundeslandzuschüsse. Obwohl der Verkehrsabsetzbetrag von 487 Euro pro Jahr bereits die Aufwendungen für Arbeitswege pauschal abgelten soll, gibt es zusätzlich bereits ab einem Arbeitsweg von zwei Kilometern Pendlerpauschale plus Pendlereuro, wenn kein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung steht. Wer öffentliche Verkehrsmittel in der Nähe hat, erhält die kleine Pendlerpauschale, auch dann, wenn mit dem Auto gefahren wird. „Obwohl die Arbeitswege an Werktagen der häufigste Mobilitätszweck sind und es täglich im Pendelverkehr zahlreiche Staus gibt, mangelt es bei den Pendelförderungen an Anreizen, den Öffentlichen Verkehr, das Fahrrad oder zumindest Fahrgemeinschaften zu nutzen“, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf eine weitere Schwäche hin. Der VCÖ schlägt daher vor, die kleine Pendlerpauschale in eine Sachleistung in Form eines regionalen Klimatickets umzuwandeln.

„Die Pendlerpauschale wurde unter Bundeskanzler Bruno Kreisky eingeführt, um Beschäftigte mit langen Arbeitswegen aus strukturschwachen Regionen, wie dem Südburgenland oder dem Waldviertel, zu unterstützen. Mittlerweile werden deutlich mehr kürzere als lange Arbeitswege gefördert und Besserverdiener erhalten in Summe ein Vielfaches mehr an Pendelförderungen als Wenigverdiener. Deshalb ist es höchste Zeit für eine grundlegende Reform, die jenen Beschäftigten zugute kommt, die für den Arbeitsweg zusätzlich zum Verkehrsabsetzbetrag eine Unterstützung benötigen und zudem ökologische Anreize setzt“, fordert VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Im Jahr 2023 hatten 53 Prozent der Bezieherinnen und Bezieher einer großes Pendlerpauschale einen Arbeitsweg von weniger als 20 Kilometer.

Das Geld, dass bei Pendelförderungen an wohlhabende Haushalte eingespart wird, soll in den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs in den Regionen investiert werden. Damit kann die Bevölkerung in den Regionen aus ihrer Autoabhängigkeit befreit und die Freiheit in der Verkehrsmittelwahl auch in den Regionen erhöht werden. Gleichzeitig können damit Staus und Verkehrsprobleme langfristig reduziert werden. Laut WIFO kosteten bisher die Pendlerpauschale und der Pendlereuro 500 Millionen Euro pro Jahr, mit der Verdreifachung des Pendlereuros kommen weitere 200 Millionen Euro dazu.

Als Ersatz für den gestrichenen Klimabonus taugt die Verdreifachung des Pendlereuros auch deshalb nicht, weil rund ein Drittel der von privaten Haushalten verursachten CO2-Emissionen und damit Einnahmen aus der CO2-Besteuerung durchs Heizen anfallen. Zudem sind die Kosten für Wohnen, Heizen und Wasser seit dem Jahr 2014 mit 48 Prozent fast doppelt so stark gestiegen wie die Kosten im Pkw-Bereich. Und während die Mobilität am Arbeitsweg veränderbar ist, sind Mieterinnen und Mieter installierten Öl- und Gasheizungen defacto ausgeliefert.

VCÖ: Oberstes Einkommensfünftel bekommt 12 x mal so viel von Verdreifachung des Pendlereuros wie Fünftel mit niedrigstem Einkommen
Die Verdreifachung des Pendlereuros kostet bis zum Jahr 2029 in Summe 700 Millionen Euro, davon gehen an:

1. Einkommensquintil (20% der Haushalte mit niedrigstem Einkommen): 20 Millionen Euro

2. Einkommensquintil: 70 Millionen Euro

3.  Einkommensquintil: 160 Millionen Euro

4.  Einkommensquintil: 200 Millionen Euro

5.  Einkommensquintil (20% der Haushalte mit höchstem Einkommen): 250 Millionen Euro

Quelle:  Budgetdienst des Parlaments, VCÖ 2025

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash