VCÖ: Zahl der Verkehrstoten im 1. Quartal um 30 Prozent zurückgegangen

Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung

VCÖ (Wien, 2. April 2024) – 53 Menschen kamen in den ersten drei Monaten bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben und damit um 23 weniger als in den ersten drei Monaten des Vorjahres, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. In den vergangenen zwei Jahren gab es auf Österreichs Straßen im 2. Quartal um 42 Prozent mehr tödliche Verkehrsunfälle als im 1. Quartal, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Mit mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet sowie mehr Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen kann die Zahl schwerer Verkehrsunfälle deutlich reduziert werden.

„Die Zahl der Verkehrstoten ist heuer um fast ein Drittel auf den zweitniedrigsten Wert im 21. Jahrhundert zurückgegangen. Aber die 53 Todesopfer sind eine Mahnung verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen umzusetzen. Denn die einzig akzeptable Anzahl an Verkehrstoten ist null. Und diesem Ziel gilt es so nahe wie möglich zu kommen“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky zur vorläufigen Unfallbilanz für das 1. Quartal 2024 fest. Gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres ging die Zahl der Verkehrstoten um 30 Prozent zurück. Weniger Verkehrstote als heuer gab es im 1. Quartal 2021 mit 48, als aufgrund der Covid-19-Pandemie weniger Kfz auf Österreichs Straßen unterwegs waren.

Für die kommenden Monate ist erhöhte Vorsicht im Straßenverkehr angebracht. Der VCÖ weist darauf hin, dass im Durchschnitt der vergangenen beiden Jahren im zweiten Quartal um 42 Prozent mehr Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen als im 1. Quartal. In der Vergangenheit schnellte die Zahl der tödlichen Unfälle mit dem zunehmenden Motorradverkehr in die Höhe: Während im 1. Quartal 2022 und 2023 insgesamt acht Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen getötet wurden, waren es im 2. Quartal der beiden Jahre mit insgesamt 52 mehr als sechsmal so viele. „Tödliche Motorradunfälle sind kein Naturgesetz. Es braucht verstärkte Maßnahmen, um die Sicherheit für die Motorradfahrer zu erhöhen“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Vor allem auf Freilandstraßen ist die Zahl schwerer Motorradunfälle hoch, auch insgesamt kommt es auf den Freilandstraßen zu besonders vielen tödlichen Verkehrsunfällen. Mit mehr Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen kann die Zahl der schweren Verkehrsunfälle reduziert und Menschenleben gerettet werden. „Es ist ein physikalisches Gesetz, dass mit dem Tempo der Anhalteweg zunimmt und damit das Unfallrisiko und bei einem Unfall das Risiko schwerer Verletzungen steigt. Auch die Folgen von Fehlverhalten wie Ablenkung und Unachtsamkeit sind bei höherer Geschwindigkeit fataler. Niedrigeres Tempo bringt mehr Verkehrssicherheit“, erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Im Ortsgebiet sind Verkehrsberuhigung und Tempo 30 statt 50 wirksame Maßnahmen, um die Zahl schwerer Verkehrsunfälle zu reduzieren. Wie wirksam großflächiges Tempo 30 in Städten ist, zeigen die Erfahrungen der Städte, wo es umgesetzt wurde. Zuletzt ergab in der drittgrößten Stadt Frankreichs Lyon die Evaluierung von zwei Jahre Tempo 30 auf 80 Prozent des Straßennetzes, dass die Zahl der Verkehrsunfälle mit schwer oder tödlich Verletzten um 39 Prozent zurückging. Vor allem Kinder und ältere Menschen profitieren von Verkehrsberuhigung und niedrigerem Tempo im Ortsgebiet.

Darüber hinaus kann mit dem Fahrverhalten die Sicherheit deutlich erhöht werden: Aufmerksam und rücksichtsvoll fahren, keine riskanten Überholmanöver machen sowie das Motto Gleiten statt Rasen beherzigen, ebenso „Don’t Phone & Drive“ und „Don’t Drink & Drive“.

Da öffentliche Verkehrsmittel deutlich sicherer sind als Pkw, sind auch mehr Bahn- und Busverbindungen eine wirksame Maßnahme, um die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Neben dem Linienverkehr können Anrufsammeltaxis und Discobusse viele schwere Unfälle insbesondere von Jugendlichen und jungen Erwachsenen verhindern.

VCÖ: Im 1. Quartal um fast ein Drittel weniger Verkehrstote als im 1. Quartal 2023
(Anzahl Verkehrstote in Österreich)

1.1. – 31.03.2024: 53 Verkehrstote (vorläufige Daten)

1.Quartal 2023: 76 Verkehrstote (endgültige Daten)
1.Quartal 2022: 77 Verkehrstote
1.Quartal 2021: 48 Verkehrstote
1.Quartal 2020: 69 Verkehrstote
1.Quartal 2019: 64 Verkehrstote
1.Quartal 2018: 79 Verkehrstot
1.Quartal 2010: 107 Verkehrstote

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2024

Zurück zur Übersicht

Nahversorgung im Ort stärken, Lebensqualität erhöhen

Das Potenzial durch die Förderung des Gehens und Radfahrens die Orte zu beleben, ist in ganz Österreich groß. Die Mobilitätserhebungen zeigen, dass auch in kleineren Gemeinden jeder fünfte Alltagsweg in Gehdistanz ist. Die Hälfte der Alltagswege ist kürzer als fünf Kilometer, eine Distanz, die gut mit dem Fahrrad gefahren werden kann. Gemeinden und Städte, die im Ort gute Bedingungen zum Radfahren schaffen, werden von der Bevölkerung mit mehr Radverkehr belohnt.

Mehr dazu
Foto: Spencer Imbrock, unsplash

Wie Straßenbäume die Stadt erfolgreich kühlen

In Medellin, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens, wurde im Jahr 2016 mit einer umfangreichen Umgestaltung und Begrünung auf die zunehmende Hitzebelastung reagiert. 30 grüne Korridore wurden errichtet, darunter 20 Kilometer beschatteter Rad- und Fußwege. Entlang dieser Korridore wurden 880.000 Bäume und 2,5 Millionen Pflanzen gesetzt.

Mehr dazu
Straße mit vielen Bäumen in der Stadt Medellin