VCÖ zu Energiegipfel: Verkehr aus Erdölfalle befreien

VCÖ: Maßnahmenpaket zur Reduktion der Erdölabhängigkeit des Verkehrs umsetzen

VCÖ (Wien, 12. März 2022) – Der VCÖ begrüßt den von Bundeskanzler Karl Nehammer für Sonntag einberufenen Energiegipfel. Die stark steigenden  Energiepreise führen für Haushalte zu stark steigenden Heizkosten. Im Mobilitätsbereich sind nun rasch Maßnahmen umzusetzen, die den Verkehr aus der Erdölabhängigkeit rausholen. Mehr öffentliche Verkehrsverbindungen, für das Radfahren und Gehen mehr Platz schaffen sowie Fahrgemeinschaften forcieren. Unternehmen können mit Öffi-Jobtickets und Jobräder sowie mehr Homeoffice die Beschäftigten beim Spritsparen unterstützen. Als sozial ausgewogene Maßnahme sind auch temporär reduzierte Tempolimits eine rasch wirksame Maßnahme, um die Spritkosten zu reduzieren.

"Wir sind mit drei großen Krisen konfrontiert, die zusammenhängen: Der grausame Krieg Putins, der mit unserem Erdöl- und Erdgasverbrauch mitfinanziert wird. Eine Teuerung wegen der Abhängigkeit von fossiler Energie. Und eine sich verschärfende Klimakrise. Wir brauchen jetzt rasch Maßnahmen, die den Verkehr aus der Erdölfalle holen und damit alle drei Krisen bekämpfen", stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest.

Allgemeine Steuerbegünstigungen, wie die Senkung der Mehrwertsteuer, sind der falsche Weg. Der VCÖ weist darauf hin dass, die zehn Prozent der Haushalte mit dem höchsten Einkommen sieben Mal so viel Sprit tanken, wie die zehn Prozent mit dem niedrigsten Einkommen. Auch das WIFO hat bereits darauf hingewiesen, dass solche Maßnahmen den wohlhabendsten Haushalten am stärksten nützen und kontraproduktiv sind. „Es braucht zielgerichtete Förderungen für alle, die Unterstützung brauchen, wie einen erhöhten Klimabonus für einkommensschwache Haushalte sowie die Erhöhung der Mindestpension und Mindestsicherung", so VCÖ-Sprecher Gratzer. Auch aus sozialer Sicht völlig kontraproduktiv wäre eine Verschiebung der CO2-Steuer, weil damit auch der Klimabonus wegfällt,  der Haushalte mit geringerem Einkommen am stärksten nützt.

Fast die Hälfte des Einkommensviertels mit dem niedrigsten Einkommen besitzt kein Auto, wie Daten der Statistik Austria zeigen. Nötig ist ein Bündel von Maßnahmen, auch kleinere, die in Summe den Verbrauch deutlich reduzieren, betont der VCÖ. Kurzfristig wirksam zur Verringerung der Spritkosten sind temporäre Tempolimits wie Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen sowie Tempo 100 statt 130 auf Autobahnen.

Der VCÖ sieht sowohl den Bund, als auch die Länder, Städte und Gemeinden gefordert, Maßnahmen zu setzen, die es ihrer Bevölkerung einfacher machen autofrei mobil zu sein. Auf Bundesebene ist die im Regierungsprogramm verankerte Mobilitätsgarantie umzusetzen. Mobilitätsgarantie heißt, gut mobil sein zu können, ohne ein Auto besitzen zu müssen. Das öffentliche Verkehrsangebot ist sowohl in den Ballungsräumen als auch in den Regionen auszubauen. Neben häufigeren Verbindungen braucht es in den Regionen auch nachfrageorientierte Angebote, wie Anrufsammeltaxis und Gemeindebusse sowie Sharing-Angebote.

Kurzstrecken sind besonders große Spritfresser. Vier von zehn Autofahrten in Österreich sind kürzer als fünf Kilometer. Die Rad-Infrastruktur ist rasch zu verbessern und zwar so, dass Familien mit Kindern sicher unterwegs sein können.

Betriebe und Unternehmen sind aufgerufen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Fahrten zur Arbeit zu unterstützen. Die möglichen Maßnahmen sind vielfältig: Öffi-Jobticket oder Jobrad zur Verfügung stellen und Homeoffice ermöglichen. Wer bei einer 5-Tageswoche einen Homeoffice Tag machen kann, reduziert seine Spritkosten für den Arbeitsweg um 20 Prozent, bei zwei Homeoffice-Tagen um 40 Prozent, verdeutlicht der VCÖ.

„Die Erdölpreise am Weltmarkt können wir nicht beeinflussen, sehr wohl aber können wir unseren Spritverbrauch reduzieren. Und je weniger Diesel und Benzin wir verbrennen, umso weniger Geld fließt in die Kassen despotischer Regime“, betont VCÖ-Sprecher Gratzer. Als Einzelperson kann man mit spritsparendem Fahrstil den Verbrauch um 15 bis 20 Prozent senken, Fahrgemeinschaften bilden, kurze Strecken zu Fuß oder mit Fahrrad zurücklegen und,  wenn es möglich ist, auf Öffis umsteigen.

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Alternative Treibstoffe alleine werden den Flugverkehr nicht nachhaltig machen

Fliegen ist – alleine schon aus physikalischen Gründen – eine der energieintensivsten und damit auch klimaschädlichsten Fortbewegungsarten. Ein Kurzstreckenflug bis 1.000 Kilometer verursacht pro Kilometer rund 27-mal so viele CO2-Emissionen wie die Bahn in Österreich. Im Jahr 2023 verursachte das in Österreich getankte Kerosin rund 2,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen und damit eigentlich mehr als 10 Prozent des gesamten Verkehrssektors – eigentlich, weil diese Emissionen (mit Ausnahme der 0,03 Millionen Tonnen CO2 des Inlandflugverkehrs) bei der österreichischen Klimabilanz ausgeklammert bleiben.

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash

VCÖ: Eisenstadt hat im Landeshauptstadt-Vergleich den höchsten E-Pkw-Anteil bei Neuwagen, Wien im Bundesland-Vergleich

VCÖ (Wien, am 12. Juli 2024) – Die Unterschiede beim Elektroauto-Anteil bei Neuwagen sind in Österreich groß, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Bei den Landeshauptstädten ist Eisenstadt mit fast 26 Prozent E-Auto-Anteil Spitzenreiter, St. Pölten mit 15 Prozent Schlusslicht. Bei den Bezirken außerhalb Wiens liegt Linz-Land mit fast 28 Prozent vor dem Bezirk Rohrbach mit fast 24 Prozent an der Spitze, den niedrigsten Anteil hat der Bezirk Lilienfeld mit etwas mehr als vier Prozent, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Was bei den Neuzulassungen noch auffällt: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß der neuzugelassenen Diesel-Pkw ist gestiegen und 81 Prozent der Diesel-Pkw wurden auf Firmen oder andere juristische Personen zugelassen. Der VCÖ fordert ein Ende der steuerlichen Begünstigung von privat genutzten Diesel- oder Benzin-Dienstwagen.

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Foto: E-Auto, welches gerade geladen wird, vor einem Feld mit Windrädern