VCÖ zu Schulbeginn: Verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem umsetzen

VCÖ: Mit Verkehrsberuhigung, mehr Tempo 30 statt 50 und Schulstraßen die Sicherheit erhöhen

VCÖ (Wien, 5. September 2022) – Heute beginnt für rund 473.000 Kinder in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland das neue Schuljahr. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass der Schulweg für Kinder der häufigste Mobilitätszweck ist. Vor der Pandemie sind in Österreich acht von zehn Kindern autofrei zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad zur Schule gekommen. Der Schulweg ist für Kinder eine Chance, Kompetenz im sicheren Verhalten im Straßenverkehr zu erlangen. Wichtig ist, dass Gemeinden, Städte und Bezirke verstärkte Maßnahmen für ein sicheres, kindgerechtes Verkehrssystem umsetzen, betont der VCÖ.

Mit dem Schulbeginn rückt der Schulweg wieder in den Fokus. Elterntaxis verursachen vor Schulen häufig ein regelrechtes Verkehrschaos. „Eltern wollen dem eigenen Kind Gutes tun. Doch Elterntaxis schaden sowohl den anderen Kindern, als auch dem eigenen Kind", macht VCÖ-Expertin Lina Mosshammer aufmerksam. Denn Schulwege sind durch Schülerlotsen, erhöhte Aufmerksamkeit der Autofahrenden und zahlreiche Maßnahmen sicherer als Freizeitwege. Kinder können in einem gesicherten Umfeld Kompetenz im richtigen Verhalten im Straßenverkehr lernen, was ihnen auf Freizeitwegen zugute kommt. Zudem ist der Schulweg eine Chance auf eine regelmäßige Portion gesunde Bewegung zu kommen.

Wenn es an einer Schule viele Elterntaxis gibt, ist das aber auch ein Hinweis, dass Eltern den Schulweg als zu gefährlich einschätzen. Als Gründe werden oft genannt zu viel Kfz-Verkehr, zu hohes Tempo des Autoverkehrs oder gefährliche Straßenübergänge. „Die Verkehrsplanung der Gemeinden, Städte und in Wien der Bezirke ist gefordert, verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem umzusetzen. Die Anzahl der Kinder, die bewegungsaktiv zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind, ist ein Indikator für die Qualität der Verkehrsplanung. Ist die Anzahl gering, gibt es viel zu verbessern“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

Als zentrale Maßnahmen nennt die VCÖ-Expertin Verkehrsberuhigung in Wohngebieten und im Schulumfeld, Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet, ausreichend breite Gehwege sowie übersichtliche Kreuzungen und Straßenübergänge und nennt ein konkretes zunehmendes Problem: „Der Boom beim Online-Handel führt zu mehr Lieferverkehr. Kleintransporter, die vor Schutzwegen parken, können aufgrund ihrer Höhe Autofahrern die Sicht auf Kinder verstellen, die über den Schutzweg gehen möchten. Deshalb ist für die Sicherheit der Kinder die Ausweitung des Halte- und Parkverbots vor Schutzwegen von derzeit fünf auf zehn Metern sehr wichtig.“

Schulen können in Kooperation mit der jeweiligen Gemeinde oder in Wien mit dem Bezirk Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Schulumfeld bewirken. Auch so genannte Schulstraßen, die in Südtirol seit über 30 Jahren bei vielen Schulen gang und gäbe sind, erhöhen die Verkehrssicherheit. Dabei wird die Straße vor der Schule eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn für den Kfz-Verkehr gesperrt. In Österreich gibt es Schulstraßen beispielsweise in Wien, Salzburg und Bregenz.

Schulen und Elternvereine können auch so genannte Pedibusse und Bike-Lines initiieren. Beim Pedibus treffen sich Kinder zu einer bestimmten Uhrzeit bei einer „Pedibus-Station" und gehen dann in Begleitung eines Erwachsenen gemeinsam zur Schule. Ähnlich funktioniert die Bike-Line, bei der die Schülerinnen und Schüler in Begleitung mit dem Fahrrad zur Schule fahren.

„Ein kindgerechtes Verkehrssystem ermöglicht Kindern eigenständige Mobilität: Kinder kommen damit auf eine regelmäßige Portion gesunde Bewegung, sie lernen Selbständigkeit, haben mehr soziale Kontakte, sind in der Schule von der ersten Stunde an konzentrierter und nicht zuletzt werden auch die Eltern entlastet, weil zeitraubende Fahrten mit dem Elterntaxi eingespart werden“, fasst VCÖ-Expertin Mosshammer zusammen.

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Foto: Sarah Duit