VCÖ zu Tag gegen Lärm: In Österreich sind mehr als zwei Millionen von Straßenverkehrslärm betroffen

VCÖ: Lärmbelastung durch Verkehrsberuhigung, niedrigere Tempolimits sowie lärmarmen Asphalt reduzieren

VCÖ (Wien, 23. April 2024) – Der Verkehr ist die größte Lärmquelle in Österreich, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ anlässlich des morgigen internationalen Tags gegen Lärm aufmerksam. Mehr als zwei Millionen Menschen sind in Österreich von Straßenverkehrslärm betroffen. Dauerhafter Lärm belastetet die Gesundheit und kann krank machen. Um die Lärmbelastung der Bevölkerung zu reduzieren, sind allgemein niedrigere Tempolimits wirksam, im Ortsgebiet hilft insbesondere die Förderung von Gehen und Radfahren sowie der verstärkte Einsatz von lärmarmen Asphalt.

In Österreich wohnen knapp mehr als zwei Millionen Menschen in einem Gebiet, wo der Straßenverkehr den Schwellenwert von 55 Dezibel überschreitet, wie die Ergebnisse der offiziellen Lärmkartierungen in Österreich zeigen. In der Nacht sind sogar knapp mehr als 2,2 Millionen Menschen einem Straßenverkehrslärm von mehr als 45 Dezibel, dem Richtwert der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgesetzt. „Dauerhafter Lärm ist nicht nur ein Ärgernis, sondern eine Belastung der Gesundheit der Bevölkerung. Umso wichtiger ist es, den Verkehrslärm zu reduzieren und Maßnahmen zu setzen, damit unsere Mobilität leiser wird“, betont Helena Schuch, die beim VCÖ für das Thema Verkehrslärm zuständig ist.

Umweltmediziner Prof. Hans-Peter Hutter, Sprecher der ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt, fordert ein rasches Handeln ein: „Lärm beeinträchtigt massiv die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung. Lärm muss endlich als ernste Gesundheitsgefahr erkannt und bekämpft werden. Jedes weitere Hinauszögern von nachweislich wirksamen Lärmschutz-Maßnahmen ist angesichts der Datenlage vorsätzlich gesundheitsgefährdend.“

Medizinische Studien zeigen, dass Lärm zu Schlafstörungen, erhöhten Blutdruck bis hin zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann. Durch Schlafmangel sinkt die Stressresistenz, Zufriedenheit und auch die Produktivität. Der Straßenverkehrslärm verursacht in Österreich bei mehr als 127.000 Menschen starke Schlafstörungen und fast 600 Fälle von koronaren Herzkrankheiten, die Hauptursache für Herzinfarkte.

Dauerhafter Verkehrslärm wirkt sich auch auf die Tierwelt negativ aus. Singvögel passen ihre Rufrate und Gesangslautstärke an, um trotz des Lärmpegels kommunizieren zu können. Reptilien und Amphibien haben bei Verkehrslärm Probleme mit der Verortung von Artgenossen. Auch werden laute Gebiete von verschiedenen Tierarten gemieden, was den Lebensraum weiter einschränkt.

Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um die Belastung durch Verkehrslärm im Interesse der Gesundheit der Anrainerinnen und Anrainer zu verringern. In Gemeinden und Städten kann mit einer Verkehrsplanung, die mit dem Gehen und Radfahren leise Mobilität forciert, die Lärmbelastung reduziert werden. Zudem verringern Verkehrsberuhigung und niedrigere Tempolimits die Lärmbelastung. Tempo 30 statt 50 nimmt das menschliche Ohr wie eine Halbierung der Verkehrsmenge wahr, verdeutlicht der VCÖ. Außerhalb des Ortsgebiets reduziert Tempo 80 statt 100 die Lärmbelastung, auf Autobahnen und Schnellstraßen kann zur Reduktion der Lärmbelastung in betroffenen Gebieten Tempo 100 statt 130 umgesetzt werden. Auch lärmarmer Asphalt hilft, die Verkehrslärmbelastung für die Bevölkerung zu verringern.

Bei Klein-Lkw und Transportern reduzieren Elektro- statt Dieselmotoren die Lärmbelastung. Bei Pkw übertönt das Rollgeräusch der Reifen ab etwa 30 bis 35 km/h das Motorengeräusch. Die leiseren Antriebe von Elektro-Autos stellen damit vor allem in Tempo 30 Zonen einen Vorteil dar.

In den kommenden Monaten nimmt zudem der Motorradlärm zu. Gerade bei Motorrädern ist der Elektro-Antrieb deutlich leiser. In Tirol wiederum gibt es auf manchen Strecken ein Fahrverbot für besonders laute Motorräder. In Frankreich dürfen im Ortsgebiet neuere Fahrzeuge einen Pegel von 85 Dezibel nicht überschreiten. Zur Kontrolle werden auch Lärm-Radargeräte eingesetzt.  

"Unsere Mobilität kann deutlich leiser sein als heute. Die dafür notwendigen Instrumente, müssen nicht erst erfunden oder entwickelt werden, sondern gibt es bereits. Im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung sind die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, um die Belastung durch dauerhaften Verkehrslärm zu reduzieren", stellt Helena Schuch vom VCÖ fest.

VCÖ-Factsheet "So ist Straßenverkehrslärm hörbar zu reduzieren": www.vcoe.at/verkehrslaerm

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