VCÖ zu Unfallbilanz: Anstieg der Radunfälle – Verstärkter Ausbau der Radinfrastruktur nötig

VCÖ: Fast jeder zweite tödliche Radunfall in Oberösterreich

VCÖ (Wien, 11. November 2021) – 151 Menschen kamen im 1. Halbjahr bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben. Mit 68 waren die meisten Todesopfer Pkw-Insassen, vor Motorradfahrern mit 30. Die Zahl der tödlich verunglückten Rad-, E-Bike- und E-Scooter-Fahrenden stieg von 17 im 1. Halbjahr 2020 auf 23. Der VCÖ betont, dass der Radwege-Ausbau massiv der steigenden Anzahl der Radfahrerinnen und Radfahrer hinterherhinkt und fordert eine Rad-Infrastruktur-Offensive in den Städten, Gemeinden und Regionen.

Der Blutzoll auf Österreichs Straßen ist nach wie vor hoch: 17.585 Menschen wurden bei Verkehrsunfällen verletzt, 151 wurden im 1. Halbjahr 2021 getötet. „Die Zahl der Todesopfer war fast doppelt so hoch wie in der Schweiz, wo 86 Menschen ums Leben kamen“, macht VCÖ-Experte Michael Schwendinger aufmerksam. Die meisten Todesopfer waren Pkw-Insassen, nämlich 68 (minus 1 gegenüber 1. Halbjahr 2020), 30 Menschen kamen mit dem Motorrad ums Leben (plus drei), 23 mit Fahrrad, E-Bike und E-Scooter (plus 6), 15 Todesopfer waren Fußgängerinnen und Fußgänger (minus neun), zehn Todesopfer waren Insassen von Klein-Lkw (plus drei) und vier kamen mit dem Moped ums Leben (plus 3).

Bei den tödlichen Fahrrad-Unfällen gibt es sehr große Bundesländer-Unterschiede, wie die Analyse des VCÖ zeigt. Allein in Oberösterreich kamen zehn Rad-, E-Fahrrad- und E-Scooter-Fahrende ums Leben. Die zweithöchste Opferzahl weist Niederösterreich mit fünf auf, in vier Bundesländern (Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg) starben jeweils zwei Personen mit Fahrrad, E-Bike oder E-Scooter. Keinen tödlichen Radfahr-Unfall gab es im Burgenland, Kärnten und Wien.

Von den 23 getöteten Fahrrad, E-Bike oder E-Scooter-Fahrenden waren neun mit einem herkömmlichen Fahrrad unterwegs, zwölf mit einem Elektro-Fahrrad und zwei mit einem E-Scooter. Zehn tödliche Unfälle passierten im Ortsgebiet, 13 außerhalb des Ortsgebiets, macht der VCÖ aufmerksam. Zwölf der 23 Todesopfer waren 65 Plus, die Hälfte davon über 75 Jahre. Zwei Drittel der Todesopfer waren Männer.

„Die Zahl der Radfahrerinnen und Radfahrer ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, der Ausbau der zu oft mangelhaften Radinfrastruktur geht aber nur langsam voran. Es ist höchste Zeit, dass in ganz Österreich in den Regionen, Städten und Gemeinden eine zeitgemäße Infrastruktur für den zunehmenden Radverkehr geschaffen wird“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. In den Regionen ist es wichtig, dass Siedlungen den nächst gelegenen Ort über eine sichere Radverbindung erreichen können. Derzeit sind Siedlungen oft nur über eine Freilandstraße mit dem nächsten Ort verbunden. In den Städten und in den Gemeinden ist mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 nötig. Eine Maßnahme, die auch den Fußgängerinnen und Fußgängern, insbesondere Kindern und älteren Menschen zugutekommt.

„Österreich sollte sich bei der Verkehrssicherheitsarbeit ein Beispiel an den sichersten Staaten Europas nehmen. Dass es in der Schweiz deutlich weniger tödliche Unfälle gibt als in Österreich, ist kein Zufall. In der Schweiz gilt Tempo 80 auf Freilandstraßen, 120 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen, es gibt de facto keine Toleranzgrenze beim Überschreiten von Tempolimits. Und die Schweiz profitiert bei der Verkehrssicherheit vom dichten Bahnnetz und den häufigen Bahnverbindungen“, informiert VCÖ-Experte Schwendinger. Zudem gibt es im Ortsgebiet viel Verkehrsberuhigung. Allein in Bern gibt es mehr als 100 Begegnungszonen.

VCÖ: Große Bundesländer-Unterschiede bei den tödlichen Unfällen mit Fahrrad, E-Bike und E-Scooter (Anzahl Todesopfer im 1.  Halbjahr 2021)

Oberösterreich: 10 (5 mit E-Bike, 4 mit herkömmlichem Fahrrad, 1 E-Scooter)

Niederösterreich: 5 (5 mit E-Bike)

Salzburg: 2 (1 mit E-Bike, 1 Fahrrad)

Steiermark: 2 (2  Fahrrad)

Tirol: 2 ( 2 Fahrrad)

Vorarlberg: 2 (1 E-Bike, 1 E-Scooter)

Burgenland: kein tödlicher Radunfall

Kärnten: kein tödlicher Radunfall

Wien: kein tödlicher Radunfall

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2021

 

VCÖ: In Oberösterreich gab es die meisten Verkehrstoten - Anstieg um 52 Prozent (Anzahl Verkehrstote im 1. Halbjahr 2021 (in Klammer 1. Halbjahr 2020)

Oberösterreich: 44  (29)

Niederösterreich: 40 (39)

Steiermark: 18 (23)

Salzburg: 12 (16)

Kärnten: 10 (9)

Tirol: 10 (12)

Wien:  8 (7)

Vorarlberg: 7 (10)

Burgenland: 2 (7)

Österreich: 151 (152)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2021

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