VCÖ zum Weltumwelttag: Verkehr ist in Österreich weiterhin ein großes Umweltproblem

VCÖ: Verkehr ist Österreichs größter Verursacher von Stickoxid- und Blei-Emissionen

Foto: Reinhard Oehner

VCÖ (Wien, 4. Juni 2025) – Die gute Nachricht zum Welt-Umwelttag: Die Emissionen des Verkehrs sind in den vergangenen 20 Jahren deutlich gesunken. Die schlechte Nachricht: Der Verkehr ist nach wie vor ein großes Umweltproblem, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Umweltbundesamts zeigt. So ist der Verkehr der größte Verursacher von Stickoxid- und Blei-Emissionen sowie für 43 Prozent der versiegelten Fläche und für 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um Mobilität und Gütertransport umweltverträglicher und damit auch gesünder zu machen.

„Der Welt-Umwelttag ist eine Erinnerung und Mahnung an die Politik, die Umweltbilanz zu verbessern. Gerade im Verkehrsbereich ist der Handlungsbedarf nach wie vor groß“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Umweltbundesamts zeigt, dass der Verkehr rund 47 Prozent von Österreichs Stickoxid-Emissionen verursacht. Die Hauptquelle beim Verkehr sind die Dieselabgase. Österreichs Diesel-Pkw verursachen pro Fahrzeugkilometer dreimal so viele Stickoxide wie Benzin-Pkw, Lkw pro Tonnenkilometer sogar 15 Mal so viele Stickoxide wie Güterzüge. Stickoxide sind Vorläufersubstanzen von Feinstaub und Ozon, sie sind umwelt- und gesundheitsschädlich. Auch aus Gesundheitssicht ist es unverständlich, dass Dieseltreibstoff nach wie vor steuerlich begünstigt wird. Allein im Vorjahr betrug die Steuerbegünstigung von Diesel rund 560 Millionen Euro, macht der VCÖ aufmerksam.

Der Verkehr ist auch Österreichs größter Verursacher von Blei-Emissionen. Zwar war das Verbot von bleihaltigem Benzin ab November 1993 sehr wirksam. Die Blei-Emissionen des Verkehrs sanken um 97 Prozent von 179.300 Kilogramm im Jahr 1990 auf zuletzt 5.664 Kilogramm. „Das Verbot von bleihaltigem Benzin zeigt ebenso wie das FCKW-Verbot wie wichtig und wirksam gesetzliche Vorgaben und Regulierungen sind“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Doch auch heute noch ist der Kfz-Verkehr wegen des Abriebs der Bremsen und Reifen die größte Emissionsquelle von Blei. Niedrigere Tempolimits und kleinere Fahrzeuge würden dazu beitragen, den Reifen- und Bremsabrieb zu reduzieren, stellt der VCÖ fest.

Darüber hinaus ist der Verkehr für rund 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen, 19 Prozent der Emissionen des PM2,5 Feinstaubs und 15 Prozent des PM10-Feinstaubs verantwortlich. Ein großes Umweltproblem ist auch der vom Verkehr verursachte Bodenverbrauch. Der Verkehr nimmt in Österreich eine Fläche von 1.720 Quadratkilometern ein. Drei Viertel dieser Flächen, nämlich 1.274 Quadratkilometer sind versiegelt. „Die extrem hohe Versiegelung wird durch die zunehmenden Starkregen und Hitze zu einem großen Problem. Umso wichtiger ist der Rückbau überdimensionierter Straßen, die verstärkte Entsiegelung und Begrünung insbesondere im urbanen Straßenraum sowie bei großen Parkplätzen“, weist VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky auf den großen Handlungsbedarf hin und ergänzt: „Angesichts des bereits 128.000 Kilometer langen Straßennetzes ist von weiteren Straßenbauten Abstand zu nehmen, umso mehr als es wirksamere und kostengünstigere Maßnahmen gibt, um bestehende Verkehrsprobleme zu reduzieren.“

Mobilitätsmanagement ist eine wirksame Maßnahme, um Staus in der Rush Hour zu reduzieren, indem Betriebe Anreize setzen, mit dem Öffentlichen Verkehr, Fahrrad oder in Fahrgemeinschaften zur Arbeit zu kommen. Insgesamt benötigen öffentliche Verkehrsmittel weniger Fläche als der Autoverkehr, weil Bahn, Bus und städtische Öffis um ein Vielfaches leistungsfähiger sind. Zusätzlich reduzieren öffentliche Verkehrsmittel den Ausstoß von CO2 und von anderen Emissionen. Österreichs Bahnen verursachen pro Personenkilometer um 95 Prozent weniger Treibhausgase als Diesel- und Benzin-Pkw, weist der VCÖ auf Daten des Umweltbundesamts hin.

Groß ist zudem das Potenzial der aktiven Mobilität in Österreich. Jede zehnte Autofahrt ist in Gehdistanz, vier von zehn Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer, was eine gute Radfahrdistanz ist und sechs von zehn Autofahrten sind kürzer als zehn Kilometer, was mit Elektro-Fahrrädern gut bewältigbar ist. „Um dieses große Potenzial des Radverkehrs nutzen zu können, ist die Rad-Infrastruktur von Bund, Bundesländern sowie Städten und Gemeinden stärker und rascher als bisher zu verbessern“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.

Dass Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltbilanz wirken, zeigt die Entwicklung seit dem Jahr 2005. Die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs sind um fast 20 Prozent gesunken, die PM10-Feinstaub Emissionen um 59 Prozent, die Stickoxid-Emissionen um rund 69 Prozent und die PM2,5-Feinstaub Emissionen um 70 Prozent, informiert der VCÖ.

VCÖ: Verkehr ist in Österreich ein großes Umweltproblem
(Emissionen im Jahr 2023 - Anteil des Verkehrs an den jeweiligen Emissionen)

Treibhausgas-Emissionen: 19,8 Millionen Tonnen (29,9 Prozent)

Stickoxid-Emissionen: 50.649 Tonnen (46,6 Prozent)

Feinstaub PM2,5-Emissionen: 2.477 Tonnen (19,2 Prozent)

Feinstaub PM10-Emissionen: 4.045 Tonnen (15,5 Prozent)

Schwebestaub TSP: 6.583 Tonnen (15,2 Prozent)

Blei: 5.664 Kilogramm (41,2 Prozent)

Versiegelte Verkehrsflächen: 1.274 Quadratkilometer (43 Prozent)

Verkehrsflächen: 1.720 Quadratkilometer (30 Prozent)
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2025


VCÖ: Mit Ausnahme von Blei nahmen die Emissionen des Verkehrs seit dem Jahr 2005 ab
(Änderungen Emissionen des Verkehrs im Jahr 2023 gegenüber dem Jahr 2005)

Treibhausgas-Emissionen: minus 4,8 Millionen Tonnen (minus 19,5 Prozent)

Stickoxid-Emissionen: minus 110.051 Tonnen (minus 68,5 Prozent)

Schwebestaub TSP: minus 5.941 Tonnen (minus 47,4 Prozent)

Feinstaub PM10-Emissionen: minus 5.884 Tonnen (minus 59,3 Prozent)

Feinstaub PM2,5-Emissionen: minus 5.868 Tonnen (minus 70,3 Prozent)

Blei: plus 64 Kilogramm (plus 1,1 Prozent)
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2025

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