VCÖ: Zwei Drittel von Österreichs Verkehrsunfällen passieren im Ortsgebiet – fast jedes 2. Todesopfer war im Vorjahr ein Fußgänger

VCÖ startet Online-Problemstellen-Melder: Gefahrenstellen eintragen

VCÖ (Wien, 11. September 2020) – Im Schnitt passiert in Österreich im Ortsgebiet alle 20 Minuten ein Verkehrsunfall, bei dem Menschen zu Schaden kommen, macht der VCÖ aufmerksam. Fußgängerinnen und Fußgänger machten zwar nur rund zehn Prozent der an den Unfällen Beteiligten aus, ihr Anteil an den Todesopfern war aber viereinhalb Mal so hoch. Besonders ältere Fußgänger sind gefährdet. Der VCÖ fordert eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung mit mehr Verkehrsberuhigung. Der VCÖ hat zudem auf seiner Website einen Problemstellen-Melder gestartet. Gefahrenstellen können hier von jedem und jeder sichtbar gemacht werden.

26.907 Verletzte und 104 Todesopfer. Das ist die traurige Bilanz der Verkehrsunfälle, die im Vorjahr im Ortsgebiet passiert sind. Eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der Verkehrsopfer nur gering, nämlich um acht Prozent, zurückgegangen ist. Die Anzahl der tödlichen Verkehrsunfälle war im Vorjahr immerhin um 19 Prozent niedriger als im Jahr 2015. „Mehr Verkehrsberuhigung sowie mehr Tempo 30 statt 50 reduzieren die Unfallschwere, dadurch sinkt die Zahl der Unfälle mit fatalen Folgen stärker“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Bei den 22.450 Verkehrsunfällen im Ortsgebiet waren insgesamt mehr als 30.000 Fahrzeuge sowie 3.457 Fußgängerinnen und Fußgänger beteiligt. Mit rund 47 Prozent war der Anteil der Pkw an den Unfällen am höchsten. Fußgängerinnen und Fußgänger hatten an den Beteiligten einen Anteil von rund zehn Prozent. Jedoch war der Anteil der Fußgängerinnen und Fußgängern an den Todesopfern mit 46 Prozent viereinhalb mal so hoch, verdeutlicht der VCÖ.

„Diese Zahlen sind ein klarer Auftrag an die Verkehrspolitik, in den Gemeinden, Städten sowie in Wien in den Bezirken verstärkte Maßnahmen für eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung umzusetzen. Der Schutz der Schwächsten im Verkehr muss oberste Priorität haben. Das sind die Fußgängerinnen und Fußgänger und hier wiederum die älteren Menschen und die Kinder“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. Wer meint, der Großteil der Unfälle wäre von den Fußgängern selbst verschuldet irrt: Nicht einmal ein Drittel dieser Unfälle war auf ein Fehlverhalten von Fußgängerinnen und Fußgänger zurückzuführen.

„Wo Menschen unterwegs sind, passieren Fehler. Deshalb ist es die zentrale Aufgabe der Verkehrsplanung, das Verkehrssystem so zu gestalten, dass Fehler, sei es der eigene oder von anderen, nicht zu schwersten Verletzungen oder gar zum Tod führen. Wir brauchen ein fehlertolerantes, kinderfreundliches und seniorengerechtes, Verkehrssystem“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. Knapp mehr als die Hälfte der bei Verkehrsunfällen getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger war 70 Jahre oder älter. In Zukunft wird zudem die Zahl demenzkranker Menschen zunehmen und damit auch die Zahl jener, die im Straßenraum unberechenbar reagieren.

Maßnahmen wie Begegnungszonen erhöhen einerseits die Aufmerksamkeit und reduzieren das Tempo des Kfz-Verkehrs. Mehr Sicherheit ist die Folge. Dass Begegnungszonen nicht nur im innerstädtischen Bereich, wie in Wien beispielsweise in der Herrengasse oder Mariahilferstraße funktionieren zeigt die Vorarlberger Marktgemeinde Wolfurt, wo seit mehreren Jahren auf einer Landesstraße mit zuvor rund 10.000 Kfz pro Tag eine Begegnungszone besteht.

Um die Sicherheit in den Gemeinden, Städten sowie in Wiens Bezirken zu erhöhen, hat der VCÖ einen Problemstellen-Melder gestartet. Auf der Website des VCÖ (https://problemstellen.vcoe.at/) können Problemstellen eingetragen werden. Damit werden Gefahrenstellen, wie unübersichtliche Kreuzungen, zu schmale oder überhaupt fehlende Gehwege oder zu hohes Tempo des Kfz-Verkehrs, sichtbar gemacht. Die Meldungen leitet der VCÖ an die zuständigen Gemeinden, Städte beziehungsweise Bezirke weiter.

Im Bundesländer-Vergleich verzeichnete im Vorjahr Oberösterreich die meisten Todesopfer bei Verkehrsunfällen im Ortsgebiet. 22 Menschen kamen ums Leben, in Niederösterreich waren es 21, in Wien 12 und in Tirol 10. Die höchste Anzahl an Verletzten gab es in Wien mit 6.034, vor Niederösterreich mit 4.211 und Oberösterreich mit 3.993.  

VCÖ-Problemstellen-Melder: https://problemstellen.vcoe.at/

VCÖ: Fast die Hälfte der Todesopfer im Ortsgebiet waren Fußgänger (Anzahl der im Jahr 2019 in Österreich bei Verkehrsunfällen im Ortsgebiet getöteten Verkehrsteilnehmer)

Fußgängerinnen und Fußgänger: 48

Pkw: 17

Motorrad: 16

Fahrrad: 13

Moped: 5

Spiel- und Sportgerät: 2

Klein-Lkw: 1

Sonstige: 2

Gesamt: 104

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

VCÖ: Die Hälfte der in Verkehrsunfällen im Ortsgebiet involvierten Verkehrsmittel waren Pkw (Im Jahr 2019 bei Verkehrsunfällen im Ortsgebiet involvierte Verkehrsmittel)

Pkw: 15.733(46,6 Prozent)

Fahrrad: 6.441 (19,1 Prozent)

Moped: 2.469 (7,3 Prozent)

Motorrad: 2.123 (6,3 Prozent)

Lkw (inkl. Klein-Lkw): 1.902 (5,6 Prozent)

Bus: 740 (2,2 Prozent)

Straßenbahn: 292 (0,9 Prozent)

Spiel und Sportgerät: 156 (0,5 Prozent)

Eisenbahn: 34 (0,1 Prozent)

Sonstige: 424 (1,3 Prozent)

Summe Beteiligte Fahrzeuge: 30.314 (89,8 Prozent)

Fußgängerinnen und Fußgänger: 3.457 (10,2 Prozent)

Summe Beteiligte: 33.771

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

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