VCÖ: 78 Verkehrstote binnen fünf Jahren wegen Übermüdung am Steuer

VCÖ fordert Fahrtenschreiber für alle gewerblich genutzten Fahrzeuge

VCÖ (Wien, 5. September 2018) – Übermüdung ist im Straßenverkehr tödlich. In Österreich kamen in den vergangenen fünf Jahren 78 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, die durch Übermüdung ausgelöst wurden, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Die Hälfte der Todesopfer war auf Autobahnen und Schnellstraßen zu beklagen. Der VCÖ fordert Fahrtenschreiber für alle gewerblich genutzten Fahrzeuge und maximale Lenkzeiten auch für selbständige Taxilenker.

Übermüdung am Steuer kostete im Vorjahr 15 Menschen das Leben, 40 Prozent davon kamen auf Autobahnen und Schnellstraßen ums Leben, macht der VCÖ aufmerksam. In den vergangenen fünf Jahren starben 78 Menschen bei Verkehrsunfällen in Österreich, deren Ursache Übermüdung waren. Zum Vergleich: Im gleichen 5-Jahreszeitraum kamen zehn Menschen bei Geisterfahrerunfällen ums Leben. „Das Bewusstsein über die gefährlichen Folgen von Übermüdung am Steuer fehlt. Dabei reagieren übermüdete Lenker ähnlich schlecht wie Alko-Lenker“, verdeutlicht VCÖ-Experte Markus Gansterer.

Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits 17 Stunden ohne Schlaf die Konzentration und Reaktionsfähigkeit so verschlechtert wie 0,5 Promille Alkohol im Blut. Nach 24 Stunden ohne Schlaf reagieren Autofahrer so langsam wie Alko-Lenker mit 1,0 Promille.

Während österreichweit in den vergangenen fünf Jahren Übermüdung für 3,5 Prozent der Verkehrstoten verantwortlich war, war der Anteil auf Autobahnen und Schnellstraßen mit 15,6 Prozent fast fünfmal so hoch, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Neben Bewusstseinskampagnen, wie sie von der Asfinag durchgeführt werden, sind auch gesetzliche Verbesserungen nötig.

Der VCÖ weist darauf hin, dass derzeit Fahrtenschreiber nur bei gewerblichen Fahrzeugen mit mehr als 3,5 Tonnen höchstzulässiges Gesamtgewicht sowie bei Kleinbussen ab neun Insassen vorgeschrieben sind. Klein-Transporter unter 3,5 Tonnen haben keinen Fahrtenschreiber. Deren Anzahl ist aber in den vergangenen Jahren in Österreich stark gestiegen, seit dem Jahr 2010 um 28 Prozent von 325.000 auf aktuell 416.000. "Insgesamt sehen wir einen zunehmenden Trend zu selbständigen Lenkern mit Kleinbussen und Lieferwagen, für die keine maximalen Lenkzeiten gelten, mit Subunternehmertum und neuen Online-Plattformen", macht VCÖ-Experte Gansterer aufmerksam.

Auch die wachsende Anzahl von Pkw, die beispielsweise für Fahrtdienste von Pflegerinnen verwendet werden, haben keinen Fahrtenschreiber. Dadurch kann nicht kontrolliert werden , wie lange der Fahrer bereits unterwegs war. Dass Übermüdung ein großes Problem ist, zeigte unter anderem der tragische Unfall im Oktober des Vorjahres, als sieben Pflegerinnen auf der Heimfahrt von Österreich in die Slowakei bei einem Unfall ums Leben kamen, weil der Fahrer übermüdet war.

Eine Gesetzeslücke gibt es in Österreich bei selbstständigen Taxilenkern. Während für angestellte Taxilenker klare Regelungen gelten, wie etwa maximal viereinhalb Stunden Lenkzeit ohne Pause und tägliche Ruhezeit von mindestens elf Stunden, gibt es für selbständige Taxi-Lenker keine Regelung.

Dass Übermüdung im Straßenverkehr ein großes Problem ist, zeigte auch eine im Auftrag der Asfinag durchgeführte Umfrage. Demnach macht nur jeder zehnte Autolenkende regelmäßig Pause. Empfohlen wird, nach zwei Stunden oder 200 Kilometern eine Pause zu machen.

 

VCÖ: Übermüdung am Steuer ist tödlich

(Anzahl Verkehrstote in Österreich durch Übermüdung am Steuer, in Klammer davon Verkehrstote auf Autobahnen und Schnellstraßen

Jahr 2017: 15 (davon 6 auf Autobahnen und Schnellstraßen)

Jahr 2016: 16 (6)

Jahr 2015: 20 (11)

Jahr 2014: 11 (5)

Jahr 2013: 16 (9)

Summe: 78 (davon 37 auf Autobahnen und Schnellstraßen)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2018

 

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