Wiens Pkw ergeben aneinandergereiht Autokolonne von Wien nach Jerusalem

VCÖ fordert Carsharing-Gesetz und reduzierte Parktarife für E-Carsharing

VCÖ (Wien, 26. November 2019) – Der Platzbedarf von Wiens rund 712.000 Pkw ist groß. Nebeneinandergestellt würden sie eine Fläche von mehr als 10 Quadratkilometer benötigen, das entspricht etwa der gemeinsamen Fläche der Bezirke 4 bis 9, verdeutlicht der VCÖ. Carsharing kann die Pkw-Anzahl deutlich reduzieren. Der VCÖ fordert unter anderem ein Carsharing-Gesetz und für E-Carsharing reduzierte Parktarife.

„Wiens Autos sind im Schnitt weniger als eine Stunde am Tag im Einsatz. 23 Stunden am Tag sind die Autos keine Fahrzeuge, sondern Stehzeuge“, verdeutlicht VCÖ-Experte Markus Gansterer. Die rund 100.000 Wiener Zweitautos werden im Schnitt überhaupt nur 6.400 Kilometer pro Jahr gefahren und stehen im Schnitt rund 23,5 Stunden am Tag auf einem Parkplatz.

Der Platzbedarf der Pkw ist groß. Werden die Pkw nebeneinandergestellt bräuchte man einen Parkplatz, der mehr als zehn Millionen Quadratmeter groß ist, macht der VCÖ aufmerksam. Das entspricht etwa der gemeinsamen Fläche der Bezirke Wieden, Margareten, Mariahilf, Neubau, Josefstadt und Alsergrund. Aneinandergereiht ergeben die Wiener Pkw eine rund 3.500 Kilometer lange Autokolonne, das entspricht der Distanz von Wien bis nach Jerusalem.

„Platz ist gerade in den Städten sehr knapp und wertvoll. Umso wichtiger ist es, dass der Platzverbrauch des Verkehrs reduziert wird“, stellt VCÖ-Experte Gansterer fest. Neben dem weiteren Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und einer verbesserten Infrastruktur für den Radverkehr hilft auch Carsharing, die Anzahl der Pkw zu verringern.

Wie viele Pkw durch Carsharing ersetzt werden, hängt vom Carsharing-System und von den Rahmenbedingungen in der Stadt ab. Stationsbasiertes Carsharing hat eine größere Wirkung als das Free-Floating-System. Für München wurde erhoben, dass ein free-floating Carsharing-Auto 3,6 private Pkw ersetzt. In Bremen werden pro stationsbasiertem Carsharing-Auto 16 private Pkw ersetzt. Ähnlich das Ergebnis einer im Jahr 2015 durchgeführten Studie für Wien: Während 100 Haushalte, die stationsbasiertes Carsharing nutzen, im Schnitt nur 26 Pkw hatten, waren es bei den Nutzerinnen und Nutzern von free-floating Carsharing 91 Pkw je 100 Haushalte.

Eine Studie des International Transport Forums der OECD hat gezeigt, dass mit 100 Prozent Sharing-Mobility um rund 90 Prozent weniger Pkw in Wien ausreichen würden, um den  Bedarf an Automobilität abdecken zu können.

Damit mehr vom privaten Pkw auf Carsharing umsteigen, ist das Angebot deutlich auszuweiten. Dafür braucht es wiederum verbesserte Rahmenbedingungen, betont der VCÖ. In Deutschland gibt es ein Carsharing-Gesetz, das es Städten erleichtert, öffentliche Parkplätze für Carsharing zu reservieren. Neben einer klaren Regelung für reservierte Stellplätze im öffentlichen Verkehrsraum, sollte es in Österreich eine einheitliche Regelung zur Ermäßigung von Parkgebühren und andere Erleichterungen für E-Carsharing Autos geben. „Dass heute E-Carsharing Autos vielerorts eine gleich hohe Parkgebühr zahlen wie Carsharing-Pkw mit Verbrennungsmotor steht im Widerspruch zum Ziel einer emissionsfreien Mobilität“, stellt VCÖ-Experte Gansterer fest.

Mehr Carsharing-Angebote würde Wien auch seinen Verkehrszielen näherbringen. Wien hat sich zum Ziel gesetzt, dass im Jahr 2025 Öffentlicher Verkehr, Radfahren und Gehen einen gemeinsamen Anteil von 80 Prozent am Modal Split haben sollen, im Vorjahr betrug der Anteil 71 Prozent. Der Umstieg vom privaten Pkw auf stationäres Carsharing führt dazu, dass weniger mit dem Auto und stattdessen mehr mit Öffentlichem Verkehr und Fahrrad gefahren wird. 

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