VCÖ-Stakeholder Café: Mobility as a Service und Sharing-Angebote in den Regionen

Angesichts der Tatsache, dass in Österreich auch zu Spitzenzeiten nur rund 10 Prozent der Pkw gleichzeitig genutzt werden und die 1,4 Millionen Zweitwagen im Schnitt nur 20 Kilometer täglich unterwegs sind, ist das Potenzial von Sharing-Angeboten und Mobility as a Service groß. Wie dieses Potenzial für Regionen genutzt werden kann, war Thema eines VCÖ Stakeholder Café am 30. November 2018.

Rund 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Wirtschaft und Verwaltung nahmen am VCÖ-Stakeholder Café „Mobility as a Service und Sharing-Angebote in den Regionen“ am 30. November in der Diplomatischen Akademie teil. Im Anschluss an die begrüßenden Worte durch Christian Gratzer (VCÖ – Mobilität mit Zukunft), steckte Arno Klamminger (Austrian Institute of Technology) in seinem Vortrag die wichtigsten Eckpunkte zu Chancen und Risiken von Mobility as a Service (MaaS) und Sharing ab. MaaS meint zum einen die Integration verschiedener Transport-Dienstleistungen zu einem Angebot, um die Vielfalt der Mobilitätsangebote sichtbar und zugänglich zu machen. Zum anderen folgen MaaS-Konzepte dem Leitprinzip „Nutzen statt Besitzen”. Anstelle des Transportmittels steht also die Dienstleistung Mobilität im Zentrum des Angebots. Um MaaS als tragfähiges Konzept in der Gesellschaft etablieren zu können, gilt es, die Anforderungen, die Menschen an Mobilität stellen, zu kennen und zu berücksichtigen. Dazu zählen etwa Zuverlässigkeit, Flexibilität, Nachhaltigkeit oder Leistbarkeit.

In der darauffolgenden Diskussionsrunde, sprachen Michael Kieslinger (Fluidtime), Jonathan Gleixner (GoUrban), Gregor Fischer (iMobility) und Helmut Winhofer (Upstream) über die unterschiedlichen Beiträge, die Unternehmen für die Etablierung von MaaS-Konzepten allgemein und speziell im Hinblick auf Regionen leisten können. Einig waren sich die Unternehmensvertreter hinsichtlich der Notwendigkeit eines Systems miteinander kooperierender Anbieter, um der Vielfalt an Mobilitätsbedürfnissen gerecht werden zu können. Insbesondere in der Region stellt die Fragmentierung des Angebots eine zentrale Herausforderung dar, der es mittels Koordination und Integration zu begegnen gilt. Digitalisierung ist dabei ein wichtiges Mittel zum Zweck.

Bedarfsverkehr ist mehr als Daseinsvorsorge

Tobias Haider (mobyome) gewährte in seinem anschließenden Vortrag Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung und verdeutlichte, wie unterschiedlich weit fortgeschritten die Integration von Angeboten hin zu ausgereiften MaaS-Systemen in der Stadt und der Region in Österreich bereits ist. Die Palette reicht dabei vom professionellen Carsharing-Anbieter bis hin zu ehrenamtlich betriebenen Bürgerbussen am Wochenende. Die Schaffung einer gewissen Mobilitätsgarantie ist eine zentrale Herausforderung für die Etablierung von MaaS in der Region. Bedarfsverkehr sollte aber nicht nur als Instrument der Daseinsvorsorge angesehen werden, sondern auch als wichtiger Bestandteil einer ökologischen Mobilitätswende, sofern er dazu beiträgt, eine Verlagerung weg vom Privat-Pkw hin zu einem öffentlich zugänglichen Mobilitätsangebot zu ermöglichen.      

In der folgenden Stakeholder-Diskussion wurden die Veranstaltungsgäste gebeten, aus unterschiedlichen Perspektiven ein passendes MaaS-/Sharing-System im Rahmen einer fiktiven Kleinstadt  zu entwickeln. Die entstehenden Kleingruppen-Diskussionen wurden von Diskussionsleiterinnen und Diskussionsleitern moderiert. Aus dieser multi-perspektivischen Übung ergaben sich weitere Argumente, die in der Diskussion zu MaaS-Systemen in der Region Berücksichtigung finden müssen. So stellte sich die Frage, ob MaaS-Anbieter nur Software oder auch physische Infrastruktur bereitstellen, ob „Auslastungs-Garantien“ seitens der Lokalpolitik gewährleistet werden können oder wie das Wahrnehmungsfenster von der Nutzung von MaaS-Angeboten für Nicht-Routine-Wege auf den Alltag übertragen werden können.

MaaS soll Handlungsspielraum erweitern

In der abschließenden Diskussion mit den Moderatorinnen und Moderatoren der Stakeholder-Diskussion wurde nochmals aufgegriffen, unter welchen Rahmenbedingungen MaaS-Konzepte dazu beitragen können, die Verkehrsprobleme der Gegenwart zu bewältigen. MaaS muss als Erweiterung des Handlungsspielraums, nicht als Einschränkung kommuniziert werden und vor allem in den Regionen gilt: nur ein vielfältiges Mobilitätsangebot kann vielfältige Bedürfnisse abdecken.

Der VCÖ führte diese Veranstaltung durch in Kooperation mit:

            

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