VCÖ-Magazin 2018-04 - 30 Jahre VCÖ - Mobilität mit Zukunft
Im Jahr 2050, also in gut 30 Jahren, muss der fast völlige Ausstieg aus Erdöl und Erdgas im Verkehr abgeschlossen sein, um Österreichs Verantwortung für ein stabiles Weltklima nachzukommen.
Als Zwischenschritt auf dem Weg zu einem klimaverträglichen Verkehrssystem hat sich Österreich verpflichtet, im Jahr 2030 rund ein Drittel weniger CO2 in diesem Sektor auszustoßen. Dazu ist es notwendig, Autofahrten zu vermeiden und die nicht vermeidbaren auf klimaverträgliche Mobilität zu verlagern. Für die nicht verlagerbaren Fahrten und Transporte sind die Verkehrsmittel sparsamer zu machen. Viele der aktuellen Klimaschutz-Maßnahmen konzentrieren sich auf den letzten Schritt, das Verbessern. Mehr Effizienz soll den gleichen, hohen Verkehrsaufwand bei geringerem CO2-Ausstoß ermöglichen.
Doch eine Vielzahl an Beispielen zeigt, dass höhere Effizienz nicht unbedingt zu den erhofften Einsparungen führt, sondern, beispielsweise ohne höhere Energiesteuern, oft durch eine stärkere Nutzung teilweise oder gänzlich zunichte gemacht wird.
Rebound-Effekte eindämmen
Als um das Jahr 1910 neue Glühbirnen mit Wolframfaden aufkamen, wurde nicht, wie erwartet, nur noch ein Viertel des Stroms benötigt. Im Gegenteil, der Stromverbrauch stieg, weil immer mehr Glühbirnen verwendet wurden. Ergebnis war sogar ein höherer statt niedrigerer Energiebedarf. Beim Verbrennungsmotor hat die steigende Effizienz nicht zu einem möglichst niedrigen Verbrauch geführt, sondern zu mehr und größeren Pkw.
Der Dieselmotor wurde lange als Klimaschutzmaßnahme propagiert, auf seine gesundheitsschädlichen Emissionen hat der VCÖ schon im Jahr 1989 hingewiesen. Die Förderung von Agro-Treibstoffen vermied global gesehen kein CO2, hatte aber die Abholzung von Regenwäldern zur Folge. Automatisierung kann den Verkehr sicherer machen, wird aber ohne geeignete Rahmenbedingungen zu mehr und weiteren Autofahrten führen.
Selbstfahrende Lkw können Sprit sparen, machen aber den Straßengütertransport noch billiger. Die Elektrifizierung der Antriebe soll nicht zur Abhängigkeit von neuen Rohstoffen oder zu Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen führen. Der steigende Bedarf an sauberem Strom darf nicht auf Kosten des Naturschutzes gehen, etwa bei neuen Wasserkraftwerken.
Wir müssen Abschied nehmen von scheinbar einfachen Lösungen. Ein klimaverträgliches Verkehrssystem braucht Innovationen und neue Technologien, aber vorausschauend und zielgerichtet eingesetzt. Höhere Effizienz muss einhergehen mit Suffizienz, also der Frage „wie viel ist genug?“ Diese Frage zu stellen, wird weiterhin eine der Aufgaben des VCÖ sein.