Regionale Kreisläufe reduzieren Verkehrsaufwand
Die regionale Versorgung mit Produkten des täglichen Bedarfs reduziert Transportwege. Gleichzeitig können damit Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region gestärkt werden. Wird der Einkauf beim lokalen Nahversorger anstatt im Einkaufszentrum am Ortsrand getätigt, kann der Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.
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Regionalität reduziert Transportwege
Kreislaufwirtschaft bedeutet, gewonnene Ressourcen möglichst lange im Kreislauf von Produktion und Nutzung zu halten. Die Stärkung der Regionalität ist ein zentraler Ansatzpunkt. Ein Ziel der im Jahr 2022 von der Bundesregierung beschlossenen Kreislaufwirtschaft-Strategie Österreichs ist die Reduktion des Verkehrsaufkommens durch Kreislaufwirtschaft. Durch die Stärkung regionaler Kreisläufe können Wege reduziert, verkürzt oder auf klimaverträgliche Mobilitätsformen verlagert werden. Als regional wird definiert, dass Verarbeitung und Verkauf in einem Umkreis von 75 Kilometern Luftlinie um den landwirtschaftlichen Betrieb passieren, aus dem die Rohstoffe stammen.4 Regional hergestellte Produkte benötigen kürzere Transportwege als überregionale.5
Transportwege eines gesamten Produktkreislaufs miteinbeziehen
Beim Transportaufkommen von Produkten spielen Faktoren wie Auslastung des Fahrzeugs, Anzahl der Leerfahrten und Art des Transportmittels eine Rolle.6 In Österreich wurden im Jahr 2019 34 Prozent der gefahrenen Lkw-Kilometer leer zurückgelegt, im Jahr 2010 waren es 31 Prozent.7 Die Logistikwege verursachen durchschnittlich 5 bis 15 Prozent der Treibhausgas-Emissionen. Bei Lebensmitteln kann der Transportanteil an den Emissionen auch deutlich höher sein, beispielsweise bei Tomaten zwischen 45 und 60 Prozent.8 In der Kreislaufwirtschaft sind dazu die Produktionskreisläufe und auch die Wege bei Reparaturen, Wiedernutzung und Recycling miteinzubeziehen. Wichtig ist daher die Langlebigkeit der Produkte.
Steirisches Vulkanland: Erste Modellregion für Kreislaufwirtschaft und Bioökonmie
Die Region Steirisches Vulkanland in der Südoststeiermark ist seit März 2022 Modellregion für Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft. 27 Gemeinden sind an einem umfassenden Veränderungsprozess beteiligt, dessen Ziel die schrittweise Umstellung der Wirtschaft auf nachhaltige Ressourcenbasis ist. Beispielsweise soll der Soja-Import aus Übersee in der Region binnen fünf Jahren durch klimaverträgliches Eiweißfutter aus regionalem Anbau ersetzt werden. Die Stärkung der Eigenversorgung mit Lebensmitteln und die kaskadische Nutzung von Rohstoffen sind weitere Ziele. Für das Steirische Vulkanland bedeutet der Kauf von zehn Prozent mehr an regionalen Produkten 22 Millionen Euro mehr an Wertschöpfung.
Regionalität wird verstärkt nachgefragt
Dreiviertel der Menschen in Österreich wünschen sich eine Ausweitung des Angebots an regionalen Lebensmitteln sowohl im Lebensmittelhandel als auch in der Gastronomie.9
In Österreich wird mit dem Jahr 2023 eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Fleisch, Milch und Eiern in verarbeiteten Produkten im Supermarkt und in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung wie beispielsweise in Kantinen oder Kindergärten eingeführt.10
Lebensmittelbeschaffung schon oft regional
Der Einkauf von Gütern durch die öffentliche Hand ist für 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich.11 Fast zwei Millionen Essensportionen werden täglich in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung ausgegeben.12 Vom Jahr 2006 bis zum Jahr 2020 stammte ein Fünftel der öffentlichen Lebensmittelbeschaffung aus der Region, bei weiteren 30 Prozent lag die Transportdistanz bei unter 100 Kilometern.13 In der Steiermark gibt es das „Bäuerliche Versorgungsnetzwerk“, das Koordination und Logistik zwischen Bäuerinnen und Bauern sowie Großküchen und Einrichtungen übernimmt.14
Regionalität alleine reicht nicht
In der Lebensmittelversorgung muss neben Regionalität auch auf Saisonalität und eine biologische Produktion geachtet werden. Bei Rindfleisch etwa steigt der Anteil des Transports von Tier und Futter von knapp einem Prozent bei österreichischer Weidemast auf 4,2 Prozent bei österreichischer Intensivmast und 11,7 Prozent bei südamerikanischer Intensivmast.15
Nicht alles kann regional produziert werden und nicht immer ist regionale Produktion nachhaltiger.16 Die Ausdehnung von Erntezeitfenstern führt zu höheren Treibhausgas-Emissionen, etwa durch das Beheizen von Glashäusern. Hemmende Faktoren sind auch fehlendes Wissen um die Saisonalität von Lebensmitteln oder die geringe Akzeptanz von Wintergemüse, wie zum Beispiel rote Rüben oder Grünkohl.17
Regionale Versorgung sichert Wertschöpfung
Durch den Kauf regional hergestellter Produkte wird die Wirtschaft gestärkt und damit werden Arbeitsplätze in der Region gesichert. Das führt wiederum zu einer Vergrößerung des regionalen Produktsortiments.18 Eine Reduktion der Lebensmittel-Importe um 20 Prozent würde 46.000 neue Arbeitsplätze in Österreich schaffen und eine zusätzliche Wertschöpfung von 4,6 Milliarden Euro pro Jahr generieren.19
Bedarf an regionaler Logistik
Im Durchschnitt liegt der Anteil des Transports bei zwei Prozent der Produktionskosten eines Produkts. Bei Lebensmittel im Supermarkt sind es in etwa drei Prozent.20 Davon machen Personalkosten den größten Anteil aus, danach kommen Treibstoffkosten und Reparaturen.21
Bei der Plattform Markta aus Österreich kann der gesamte Lebensmittelbedarf bei Klein- und Familienbetrieben bestellt werden. In Wien werden die Produkte zu Abholstationen gebracht oder per Fahrradkurier geliefert, österreichweit liefert die Post. Im Schnitt liegen die Produzenten 13,5 Kilometer entfernt vom Logistikzentrum in Wien.22
Regionale Nahversorgung stärken
In Österreich sind 70 Prozent der Einkaufswege kürzer als fünf Kilometer.23 Zwei Drittel der Bevölkerung erreichen innerhalb von zehn Minuten zu Fuß ein Lebensmittelgeschäft.
In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sind es nur 44 Prozent. Dort nutzen 79 Prozent das Auto zum Einkaufen, in den Landeshauptstädten sind es hingegen nur 35 Prozent. Während nur 31 Prozent der Bevölkerung der kleineren Orte Einkäufe oft zu Fuß erledigen, sind es in den Landeshauptstädten mit 73 Prozent mehr als doppelt so viele.24
Regionale Versorgung schafft Wertschöpfung in der Region, gleichzeitig ermöglicht sie Wege zu reduzieren. Das beinhaltet im Sinne der Kreislaufwirtschaft nicht nur Wege, die in Produktion und Konsum entstehen, sondern auch Wege bei Reparaturen, Wiedernutzung, Recycling und Entsorgung. Durch die räumliche Nähe bleiben die Wege kurz, wenn zum Beispiel ein Produkt zur Reparatur gebracht wird. Bei Lebensmitteln ist neben der Regionalität sowohl Saisonalität als auch die biologische Produktion ausschlaggebend für den ökologischen Fußabdruck. Kurze Liefer- und Versorgungswege wie der Weg zum lokalen Supermarkt sind ausschlaggebend, damit diese klimaverträglich zurückgelegt werden.
Region der kurzen Wege umsetzen
Kurze Wege und Zugang zu Orten des täglichen Bedarfs wie Wohnen, Arbeiten und Einkaufen ermöglichen klimaverträgliche Mobilität. Das führt zur Reduktion des Verkehrsaufkommens im Ort und Menschen sparen sich durch das Wegfallen von Wegstrecken Zeit und Geld. In der Logistik braucht es Konzepte, um einerseits regionale Versorgung sicherzustellen und andererseits den Transport klimaverträglich abzuwickeln. Derzeit nehmen Transportwege und Wegwerfware allgemein zu. Regionale (online) Marktplätze, rollende Nahversorgung oder die gemeinsame Nutzung von Transportkapazitäten sind hier Lösungsmöglichkeiten.
VCÖ-Empfehlungen
Regionale Kreisläufe stärken
- Regionale Versorgung ermöglicht kurze Wege und gleichzeitig auch Wertschöpfung in den Regionen.
-
Produkte müssen in ihrem gesamten Kreislauf betrachtet werden: bei Lebensmitteln zählen neben Regionalität auch Saisonalität und biologische Produktion.
- Regionale Kreislaufwirtschaft setzt auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiedernutzung.
Nachhaltige regionale Logistik etablieren
- Zustellung von Produkten klimaverträglich abwickeln.
-
Regionale Versorgung durch innovative Logistik-Konzepte sichern.
- Transportkapazitäten nutzen und Leerfahrten reduzieren.
Nahversorgung im Zentrum schaffen
- Nahversorgung im Ortszentrum ermöglichen.
-
Geh- und Radinfrastruktur für Versorgungswege ausbauen.
- Stadt und Region der kurzen Wege ermöglichen und Zersiedelung stoppen.
Lina Mosshammer, VCÖ ‑ Mobilität mit Zukunft
„Wenn die Funktionen des täglichen Lebens näher beieinander liegen, können Transportwege reduziert und mehr Alltagswege bewegungsaktiv zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.“
VCÖ-Factsheet "Regionale Kreisläufe reduzieren Verkehrsaufwand" als PDF
Die inhaltliche und redaktionelle Erstellung des VCÖ-Factsheets erfolgt durch den VCÖ. Der Inhalt muss nicht mit der Meinung der unterstützenden Institutionen übereinstimmen. Dieses Factsheet entstand mit finanzieller Unterstützung von: Land Niederösterreich, Land Oberösterreich, Land Tirol.
Quellen
1 | Steirisches Vulkanland | Weblink |
2 | 2020/21, BML | Weblink |
3 | OÖ Landesabfallverband | Weblink |
4 | BML, (S. 151) | Weblink |
5 | Kaliwoda J.: Kriterien für regionale Lebensmittel und Fallstudien regionaler Produktketten in Osttirol. Wien: Institut für Ökologischen Landbau, Universität für Bodenkultur, 2007 | |
6 | Ebd.: 20 | |
7 | 2020, VCÖ, Presseaussendung | Weblink |
8 | IML Fraunhofer | Weblink |
9 | Integral | Weblink |
10 | BML | Weblink |
11 | 2022, Öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln in Österreich aus der Nachhaltigkeitsperspektive, BOKU | Weblink |
12 | 2022, Land schafft leben | Weblink |
13 | BAB | Weblink |
14 | BVN | Weblink |
15 | 2021, BAB | Weblink |
16 | 2019, Biorama | Weblink |
17 | 2017, Umweltbundesamt | Weblink |
18 | 2021, BMK | Weblink |
19 | 2020, Österreichische Hagelversicherung | Weblink |
20 | Arbeiterkammer | Weblink |
21 | 2019, Handelsjournal | Weblink |
22 | 2022, Markta, Link: | Weblink |
23 | Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit): Österreich unterwegs 2013/2014. Ergebnisbericht zur österreichweiten Mobilitätserhebung. Wien: 2016. | |
24 | 2022, VCÖ, Presseaussendung | Weblink |