VCÖ-Bahntest: Potenziale durch Netzkarten nutzen

Im Herbst 2021 wurde mit dem Klimaticket erstmals eine Jahresnetzkarte für den gesamten Öffentlichen Verkehr in Österreich geschaffen. Mehr als die Hälfte der Fahrgäste mit einer Jahresnetzkarte gibt an, seit Besitz derselben häufiger mit der Bahn zu fahren als vorher.

VCÖ-Factsheet 2022-01 als PDF

Beim VCÖ-Bahntest 2021 haben österreichweit 8.800 Fahrgäste in den Zügen von sieben Bahnunternehmen teilgenommen. 90 Prozent haben – trotz Herausforderungen durch die andauernde Covid-19-Pandemie – eine Verbesserung bei Qualität und Komfort des Bahnfahrens generell wahrgenommen.

29 Prozent der Fahrgäste planen, zukünftig häufiger Bahn zu fahren. Eine Verbesserung in den vergangenen 12 Monaten wurde vor allem bei der Barrierefreiheit der Bahnhöfe, beim eingesetzten Wagenmaterial sowie bei Information und Service bemerkt. Sehr gute Noten bekommt das Zugpersonal für Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit.

Regionalbahnen und Anschlüsse an Busse sind zu verbessern

Obwohl die Zufriedenheit allgemein hoch war, gibt es Verbesserungspotenzial. Ein Drittel der Fahrgäste sieht eine Verschlechterung bei der Verbindungsqualität für Internet und Telefon, 31 Prozent sind mit der Entwicklung der Abstimmung zwischen Bahn und anderen öffentlichen Verkehrsmittel unzufrieden und ein Viertel sieht eine Verschlechterung bei der Barrierefreiheit der eingesetzten Waggons. Speziell im Regionalverkehr braucht es häufigere Verbindungen auch außerhalb der klassischen Pendelzeiten.

Bahn noch besser erreichbar machen

Während knapp ein Drittel der Fahrgäste in letzter Zeit Fahrten von der Bahn auf das Auto verlagert hat, hat rund die Hälfte Fahrten auf die Bahn verlagert. Die nutzbare Reisezeit und das erhöhte Klimaschutzbewusstsein sind die wichtigsten Gründe, weshalb Fahrgäste in der Vergangenheit Fahrten vom Auto auf die Bahn verlagert haben. Potenzial besteht unter anderem durch eine weitere Verbreitung des steuerfreien Öffi-Jobtickets für Beschäftigte. Allerdings kennt lediglich ein Drittel der berufstätigen Fahrgäste dieses Angebot. Die Hälfte davon würde es gerne nutzen, wenn es vom Arbeitgeber ermöglicht würde. Auch die weitere Verbreitung von Jahresnetzkarten hat Potenzial. 62 Prozent der Fahrgäste geben an, nach Anschaffung einer Jahreskarte im Alltag häufiger Bahn zu fahren, als vorher.

Kombination Fahrrad und Bahn verbessern

Mit jeweils rund 31 Prozent kommen gleich viele Fahrgäste zu Fuß wie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Abfahrtsbahnhof, neun Prozent kommen mit dem Fahrrad. Speziell bei der Kombination Fahrrad und Bahn gibt es noch Verbesserungspotenzial. Rund ein Fünftel der Fahrgäste nutzt diese Kombination bereits, weitere 35 Prozent würden sie bei besserem Angebot nutzen. Gerade auch aufgrund des Trends in Richtung Elektro-Fahrrad spricht sich ein Drittel für ein besseres Angebot an verschließbaren Fahrrad-Boxen an Bahnhöfen aus.

Auch Urlaubreisen mit der Bahn liegen im Trend. 38 Prozent sind im letzten Jahr mit der Bahn auf Urlaub gefahren, ein Viertel plant dies im Jahr 2022.

VCÖ-Empfehlungen

Potenzial von Jahresnetzkarten nutzen

  • Erst ein Drittel der Fahrgäste kennt Öffi-Jobtickets. Mehr als die Hälfte gibt an, mit Öffi-Jobticket viele Wege auf die Bahn verlagern zu wollen. Hier besteht großes Potenzial.
  • Fahrgäste mit Jahresnetzkarten nutzen die Bahn seit Besitz derselben häufiger als vorher. Öffi-Jobticket und Klimaticket sind daher Chancen, die es zu nutzen gilt.

Multimodalität und Erreichbarkeit der Bahnhöfe verbessern

  • 4 von 10 Fahrgästen kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Abfahrtsbahnhof – die Erreichbarkeit der Bahnhöfe via Fuß- und Radweg ist daher wichtig, für die erste und letzte Meile.
  • Ein Drittel der Fahrgäste wünscht sich eine Verbesserung der Kombinationsmöglichkeiten von Fahrrad und Öffentlichem Verkehr sowie verschließbare Fahrrad-Boxen am Bahnhof.

Abstimmung optimieren und regionales Angebot ausbauen

  • Gute Anbindung der Bahn an andere öffentliche Verkehrsmittel hat großen Einfluss für die Verlagerung von Fahrten auf die Bahn. Ein Drittel der Fahrgäste sieht hier jedoch Verbesserungsbedarf.
  • 9 von 10 Fahrgästen sind mit der Anzahl an Bahnverbindungen in Österreich zufrieden. Bei Regionalbahnen sinkt die Zustimmung.

Michael Schwendinger, VCÖ ‑ Mobilität mit Zukunft

„Mit dem Klimaticket Österreich ist ein verkehrspolitischer Meilenstein gelungen. Das dadurch entstehende Momentum in Richtung eines integrierten Gesamtsystems des
Öffentlichen Verkehrs gilt es zu nutzen und konsequent weiterzuverfolgen – mit der Bahn als zentralem Rückgrat.“

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VCÖ: Klimaticket zur umfassenden Mobilitätskarte weiter entwickeln

VCÖ (Wien, 24. Oktober 2022) – Vor einem Jahr wurde das Klimaticket Österreich eingeführt, das bereits Ende Juni von mehr als 170.000 Personen genutzt wurde. Zusätzlich zum österreichweiten gibt es die Klimatickets der Bundesländer, die für viele Pendlerinnen und Pendler eine große Kostenersparnis bringen. Je nach Strecke, kann die Ersparnis durch den Umstieg vom Auto auf den Öffentlichen Verkehr mit dem Klimaticket vielen Pendlerinnen und Pendlern de facto ein 15. Monatsgehalt bringen, wie eine aktuelle Analyse des VCÖ zeigt. So beträgt beispielsweise die Ersparnis auf den Pendelstrecken Amstetten – St. Pölten, Leoben – Graz oder Kufstein – Innsbruck mehr als 3.000 Euro pro Jahr. Der VCÖ fordert, dass das Klimaticket zu einer umfassenden Mobilitätskarte weiter entwickelt wird.

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Foto: Sarah Duit

Jugendmobilität aktiv und klimaverträglich gestalten

Mobilitätsverhalten wird erlernt und vom sozialen Umfeld geprägt. Um bereits frühzeitig ein Mobilitätsbewusstsein zu schaffen, sollte das Thema nachhaltige Mobilität im Schulunterricht und in außerschulischen Einrichtungen regelmäßig integriert sein. Wie Kinder und Jugendliche mobil sind, hat auch starken Einfluss auf ihr Mobilitätsverhalten als Erwachsene.

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