VCÖ-Factsheet: Viele Barrieren behindern häufigeres Radfahren

Zu viel Kfz-Verkehr, mangelnde Rad-Infrastruktur und fehlende Radabstellanlagen wurden bei der repräsentativen VCÖ-Radfahr-Umfrage als größte Hindernisse für häufigeres Radfahren genannt. Wo Verbesserungen erlebt werden, wird mehr Rad gefahren.

VCÖ-Factsheet 2016-05 als PDF (1029KB)

Sechs von zehn Österreicherinnen und Österreichern im Alter von 16 bis 69 Jahren fahren im Alltag Rad, wie die im Auftrag des VCÖ vom Institut Integral durchgeführte repräsentative VCÖ-Radfahr-Umfrage zeigt. Sie nutzen das Fahrrad zumindest mehrmals im Jahr als Verkehrsmittel, etwa am Arbeitsweg, für Einkäufe und Erledigungen oder für den Besuch von Freizeiteinrichtungen oder Freunden. Ein weiteres Zehntel nutzt das Fahrrad mehrmals im Jahr oder öfter für Ausflüge oder sportliche Fahrten.
Insgesamt fahren in Österreich bereits 43 Prozent der Gesamtbevölkerung mehrmals im Monat oder häufiger mit dem Rad.

Viele Autofahrende fahren auch Rad

Das Mobilitätsverhalten wird vielfältiger. 70 Prozent von Österreichs Autofahrenden nutzen mehrmals im Jahr oder öfter das Fahrrad auf Alltagswegen, in der Freizeit oder für sportliche Zwecke. Jeder vierte berufstätige Autolenkende radelt zur Arbeit, das sind ebenso viele wie im Bevölkerungsschnitt.
Als Hindernisse häufiger Rad zu fahren, werden am häufigsten fehlende Radverbindungen, eine mangelnde Qualität der Radfahr-Infrastruktur, zu viel Kfz-Verkehr und zu wenige Radabstellmöglichkeiten genannt. Verbesserungen in diesen Bereichen werden mit mehr Radverkehr belohnt.

29 Prozent von Österreichs Radfahrerinnen und Radfahrern sind mehrmals in der Woche mit dem Fahrrad unterwegs, weitere 34 Prozent mehrmals im Monat und 37 Prozent mehrmals im Jahr.  

Wer Verbesserungen für den Radverkehr erlebt und wer mit den Bedingungen zum Radfahren zufrieden ist, fährt deutlich mehr mit dem Rad.

Das Fahrrad ist unter Autofahrenden beliebt

Immer mehr Menschen sind multi-modal mobil und nutzen je nach Weg oder Motivation das passende Verkehrsmittel. Die Einteilung der Bevölkerung in „die Autofahrenden“ oder „die Radfahrenden“ ist nicht mehr zeitgemäß. 60 Prozent der Autolenkenden nutzen auch das Fahrrad als Verkehrsmittel. Werden auch Ausflüge und Sport berücksichtigt, dann fahren sogar 70 Prozent von Österreichs Auto-fahrenden Rad. Selbst in der Gruppe jener, die mehrmals die Woche ein Auto lenken, sind 56 Prozent im Alltag auch mit dem Fahrrad unterwegs. 

Verbesserungen für den Radverkehr verlagern Autofahrten auf das Fahrrad 

Sowohl das Auto als auch das Fahrrad sind Individualverkehrsmittel. Unter den Befragten, die Pkw und Fahrrad nutzen, haben 53 Prozent Wege vom Auto auf das Fahrrad verlagert. Für jene Personen, die auch Verbesserungen in den Bedingungen zum Radfahren sehen, trifft dies sogar zu 57 Prozent zu. 

In Österreich gibt es bereits mehr als 300.000 Elektro-Fahrräder. Diese ermöglichen es, auch längere Strecken mit dem Rad zu fahren.

Häufig Radfahrende sind zufriedener 

Aus Sicht von 15 Prozent der Radfahrenden haben sich die Bedingungen für das Radfahren in ihrem Wohnort stark verbessert, für 39 Prozent haben sie sich etwas verbessert. Je mehr die Befragten Verbesserungen für das Radfahren wahrgenommen haben, desto häufiger fahren sie Rad.

Zudem sind häufig Radfahrende im Schnitt mit den Bedingungen zum Radfahren in ihrem Wohnort zufriedener. Aber: Die Hälfte der häufig Radfahrenden sieht bei der Infrastruktur zum Radfahren Verbesserungsbedarf. Insgesamt ist jeder sechste Radfahrende mit den Bedingungen zum Radfahren im Wohnort unzufrieden, aber immerhin jeder dritte Radfahrer ist „sehr zufrieden“.

Für Österreich wird der Radtourismus in Zukunft wichtiger werden. Bei Radausflügen haben Bus und Bahn Aufholbedarf.

Hindernisse und Barrieren beseitigen

Wetter und Witterung sind für jede zweite Person ein sehr wichtiger Grund, das Fahrrad stehen zu lassen. Aber je häufiger eine Person Rad fährt, desto seltener sind Wetter und Witterung ein Grund, für eine konkrete Fahrt nicht das Fahrrad zu verwenden. Nur 37 Prozent der häufig Radfahrenden lassen sich durch Wetter vom Radfahren abhalten, bei der Gruppe der selten Radfahrenden sind es hingegen 67 Prozent.

Die anderen Gründe, für einzelne Wege nicht das Fahrrad zu wählen, können zu einem großen Teil durch Infrastruktur-Maßnahmen oder bessere Bedingungen für das Radfahren behoben werden.

45 Prozent der Radfahrerinnen und Radfahrer wünschen, dass das Queren von Hauptstraßen sicherer wird. Mit der Anzahl von Radabstellplätzen im Straßenraum sind 43 Prozent unzufrieden, 30 Prozent beklagen die mangelnde Qualität der Radverkehrsverbindungen. Oft sind Radwege zu schmal, der Belag in schlechtem Zustand oder parkende Autos nehmen dem Radverkehr Platz weg.

Jede vierte radfahrende Person beklagt die mangelnde Länge des Radnetzes im Wohnort und, dass zu wenige Einbahnen für das Radfahren geöffnet sind. 

Wetter und Witterung sind für Radfahrende um so weniger ein Hindernis, je häufiger diese Radfahren. Alle anderen Gründe, das Rad stehen zu lassen, können durch bessere Bedingungen zum Radfahren oder den Einsatz von E-Fahrrädern behoben werden.

Auch längere Wege für Fahrrad gut geeignet

Jede dritte im Alltag radfahrende Person ist bereit, eine halbe Stunde mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, fast die Hälfte davon würde Distanzen von mehr als einer halben Stunde zur Arbeit radeln. Jede vierte radfahrende Person hingegen würde nur Arbeitswege von höchstens zehn Minuten mit dem Rad fahren.

E-Fahrräder ermöglichen es, längere Distanzen zurückzulegen. Neun Prozent der Alltagsradfahrenden nutzen ein E-Fahrrad, weitere 15 Prozent möchten heuer oder etwas später ein E-Fahrrad kaufen. 

Radtourismus hat noch großes Potenzial

Der Radtourismus wird für die Wirtschaft zunehmend wichtiger. Die Förderung des Alltagsradverkehrs vergrößert die Zielgruppe für die Tourismuswirtschaft. Denn jene, die im Alltag nur selten Radfahren, machen auch kaum Radausflüge. Hingegen machen Personen, die im Alltag häufiger Radfahren, viel eher Radausflüge und Radurlaube.

Das Potenzial für mehr Ausflüge und Urlaube mit dem Rad ist in Österreich groß. Acht Prozent haben in den vergangenen zwölf Monaten einen Radurlaub gemacht, dreimal so viele planen für heuer einen Radurlaub. Und weitere sieben Prozent haben im Urlaub Tagesausflüge mit dem Fahrrad gemacht. 

Radmitnahme im Öffentlichen Verkehr ist noch zu verbessern 

40 Prozent aller Radfahrenden haben in den vergangenen zwölf Monaten zumindest einen Radausflug unternommen, weitere 27 Prozent haben dies für heuer vor. Rund 80 Prozent starten ihre Radausflüge überwiegend direkt von zu Hause. 14 Prozent reisen hauptsächlich mit dem Auto zum Ausgangsort und sieben Prozent mit dem Öffentlichen Verkehr.

Die VCÖ-Radfahr-Umfrage zeigt, dass Verbesserungen bei der Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr die Zahl der Rad-Ausflüge deutlich erhöhen können. Aber auch für Wege im Alltag werden Verbesserungen bei der Fahrradmitnahme gewünscht. 56 Prozent der Radfahrenden gaben bei der Umfrage an, dass sie einzelne Strecken deshalb nicht mit dem Rad fahren, weil das Fahrrad nicht im Öffentlichen Verkehr mittransportiert werden kann.  

VCÖ-Empfehlungen

Radfahr-Infrastruktur rascher ausbauen und verbessern 

• Netz an Radrouten in jeder Gemeinde.
• Im Ortsgebiet Verkehrsberuhigung, Tempo 30 statt Tempo 50 als Standard.
• Auf Überland-Routen sichere Radverbindungen zwischen Siedlungen und dem nächst-gelegenen Ort schaffen.
• In den Ballungsräumen möglichst kreuzungsfreie Rad-Highways vom Umland in die Städte errichten.
• Lückenschlüsse und sichere Querungen umsetzen.

Fahrrad-Routen in hoher Qualität umsetzen und gut in Stand halten 

Attraktive und verkehrsberuhigte Strecke, großzügige Dimensionierung, Belag in guter Qualität, Beleuchtung mitdenken, regelmäßige Beseitigung von Verschmutzung und Schnee.

Gute Erreichbarkeit von Alltags- und Freizeitzielen per Rad sicherstellen 

• Bahnhöfe, Haltestellen, Geschäfte, Freizeiteinrichtungen und Ausflugsziele mit dem Fahrrad gut und sicher erreichbar machen.
• Ausreichende Zahl qualitativ hochwertiger, wetter- und diebstahlgeschützter Rad-abstellanlagen sicherstellen, bei Neubauten vorschreiben.

Weitere Ergebnisse der VCÖ-Radfahr-Umfrage 2016 können Sie im aktuellen VCÖ-Magazin "Freude - Freiheit - Fahrt" hier online nachlesen


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„Das Fahrrad als individuelles Verkehrsmittel ist für viele Wege im Alltag und in der Freizeit praktisch und flexibel. Oftmals können mit relativ einfachen Maßnahmen die Zufriedenheit der Radfahrenden gesteigert und Hindernisse abgebaut werden. Das führt nachweislich zu mehr Radverkehr.“<<

 Mag. Markus Gansterer, VCÖ-Verkehrspolitik

 

>> Quelle: 

VCÖ-Radfahr-Umfrage 2016 (Online-Befragung von 1.590 Personen, repräsentativ für die Bevölkerung Österreichs im Alter von 16 bis 69 Jahre. Durchgeführt von Integral Markt- und Meinungsforschung im Mai 2016, Schwankungsbreiten: alle Radfahrenden n=1.080 max. 3,1 Prozent, davon Alltagsradfahrende n=933 max. 3,3 Prozent, Gesamtbevölkerung n=1.590 max. 2,5 Prozent)

 

VCÖ-Factsheet 2016-05 als PDF (1029KB)

Die VCÖ-Publikation „Fokus Freizeitverkehr“ stellt dar, wie sich die Freizeitmobilität in Österreich entwickelt.

Die Publikation kann hier oder unter der Telefonnummer +43-(0)1-893 26 97 um 30 Euro bestellt werden.

Impressum: 

VCÖ, Bräuhausgasse 7–9, 1050 Wien, T +43-(0)1-893 26 97, E vcoe@vcoe.at, www.vcoe.at
Mit finanzieller Unterstützung von Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.
Layout: A BISS Z PRODUCTIONS, 1090 Wien, Nussdorferstraße 16; Fotos: Cycle Super Highways, Capital Region Copenhagen (S. 1), www.diamantrad.com (S. 3), www.fietserbond.nl/Michiel Slütter (S. 4 o.), VCÖ (S. 4 u.)

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