VCÖ-Factsheet: Potenzial des Fahrrads für den Klimaschutz besser nutzen

Das Vermeiden und Verlagern von Autofahrten gehört zu den wichtigsten Aufgaben, um die Klimaziele zu erreichen. Die repräsentative VCÖ-Radfahr-Umfrage zeigt das große Potenzial von Fahrrad und Elektro-Fahrrad für Strecken bis zu 15 Kilometern.

VCÖ-Factsheet 2017-04 als PDF (2,7MB)

Die mit dem Fahrrad gefahrenen Kilometer haben sich in Österreich seit dem Jahr 1995 auf über fünf Millionen Kilometer pro Tag mehr als verdoppelt. Doch der Radverkehr könnte schon heute mehr sein. So wird in Vorarlberg pro Person und Jahr mit rund 505 Kilometern doppelt so viel Rad gefahren wie im Schnitt der anderen Bundesländer. 40 Prozent der Autofahrten der Österreicherinnen und Österreicher sind kürzer als fünf Kilometer, 61 Prozent kürzer als zehn Kilometer. Bei guter Infrastruktur können nicht alle, aber viele dieser Wege mit dem Rad gefahren werden. Mit dem E-Fahrrad sind auch Distanzen bis 15 Kilometer gut möglich.

Mit E-Fahrrädern sinkt die Autonutzung

Jeder 2. Radfahrende fährt heute Strecken mit dem Fahrrad, die früher mit dem Auto zurückgelegt wurden

Kurze Wege mit dem Fahrrad oder in Kombination von Fahrrad und Bahn statt mit dem Auto zurück-legen zu können, vermeidet klimaschädliches COund hilft, ohne Zweitauto unabhängig mobil sein zu können. Rund 1,4 Millionen Zweitautos gibt es in Österreichs Haushalten. Ihre Zahl ist zuletzt stark gestiegen. Die VCÖ-Radfahr-Umfrage zeigt, dass der Kauf eines E-Fahrrads das Mobilitätsverhalten verändert. Allein im Zeitraum 2008 bis 2016 wurden mehr als 350.000 Elektro-Fahrräder in Österreich verkauft. Im Jahr 2016 war jedes fünfte neu gekaufte Rad ein E-Fahrrad.

Wie entwickeln sich die Bedingungen zum Radfahren in Österreich? Welche Verbesserungen werden gewünscht? Das erhebt der VCÖ in der repräsentativen VCÖ-Radfahr-Umfrage, die heuer zum dritten Mal vom Institut Integral im Auftrag des VCÖ durchgeführt wurde. Es wurden repräsentativ Personen, die im Alltag Radfahren, befragt.

Österreich wird radfahrfreundlicher

Immerhin 53 Prozent jener, die das Fahrrad als Verkehrsmittel nutzen, sehen in ihrem Wohnort verbesserte Bedingungen zum Radfahren, davon jeder Vierte sogar starke Verbesserungen. Keine Veränderungen zu mehr Radfahrfreundlichkeit sehen 39 Prozent der Befragten, für sechs Prozent gab es Verschlechterungen.

28 Prozent der im Alltag Radfahrenden sind mit den Bedingungen für das Radfahren in ihrem Wohnort sehr zufrieden, weitere 56 Prozent eher zufrieden. 16 Prozent - also jede siebte Person - sehen Verbesserungsbedarf. Jene, die häufig im Alltag Radfahren sind zufriedener, was auch bedeutet: Schafft eine Gemeinde oder Stadt gute Bedingungen zum Radfahren, dann wird dort häufiger Rad gefahren. 

Verbesserungen bringen Autofahrten aufs Rad

Den größten Bedarf sehen die Radfahrenden in Österreich bei den Radabstellmöglichkeiten bei Geschäften sowie beim Queren von Hauptstraßen

Sowohl das Auto als auch das Fahrrad sind Individualverkehrsmittel. 49 Prozent jener, die das Fahrrad als Verkehrsmittel nutzen, geben an, dass sie heute Strecken mit dem Fahrrad fahren, die sie früher mit dem Auto zurücklegten. Jene Befragten, die Verbesserungen bei den Bedingungen zum Radfahren in ihrem Wohnort erleben, weisen einen noch höheren Anteil auf.

Ein ähnliches Ergebnis bei verlagerten Autofahrten zeigt sich für Radfahrende, die am Kauf eines E-Fahrrades interessiert sind. Dass es unter Autofahrenden eine hohe Bereitschaft zum Radfahren gibt, zeigt auch dieses Ergebnis: Auch 45 Prozent jener Radfahrenden, die häufig Autofahren, haben frühere Autofahrten auf das Fahrrad verlagert.

Immer mehr nutzen ein Elektro-Fahrrad

In Österreich gibt es bereits mehr als 350.000 Elektro-Fahrräder. Diese ermöglichen es, auch längere Strecken mit dem Rad zu fahren und ohne Schweißperlen ans Ziel kommen.

Bereits acht Prozent aller befragten Radfahrenden nutzen ein E-Fahrrad, von jenen, die mehrmals pro Woche mit dem Rad unterwegs sind, sogar 13 Prozent. Ein weiteres Fünftel hat bereits ein E-Bike oder Pedelec ausprobiert und weitere vier von zehn würden gerne ein E-Fahrrad testen.

Elektro-Fahrräder ermöglichen es, längere Distanzen bequem zurückzulegen. Untersuchungen haben gezeigt, dass bei guter Radfahr-Infrastruktur E-Fahrräder zu signifikanten Verlagerungen vom Auto auf das Fahrrad führen können.

Die Anschaffung von E-Fahrrädern verändert das Mobilitätsverhalten: 43 Prozent jener, die mit E-Fahrrad fahren geben an, dass sie jetzt mit dem E-Fahrrad weitere Distanzen Rad fahren als früher. Weitere 14 Prozent fahren nun häufiger mit dem Fahrrad. Und 60 Prozent der E-Fahrrad Nutzerinnen und Nutzer geben an, in den vergangenen fünf Jahren Wege vom Auto auf das Rad verlagert zu haben, fast die Hälfte davon sogar viele Fahrten.
Die Verfügbarkeit eines E-Fahrrads war für 15 Prozent jener, die heute auf einzelnen Strecken das Fahrrad statt des Autos nutzen, ein wesentlicher Grund für den Umstieg.

Motiv für E-Fahrrad-Kauf: Weiter und bequemer Rad fahren

Elektro-Fahrräder ändern das Mobilitätsverhalten. Es wird häufiger Rad gefahren und es werden längere Distanzen zurückgelegt

Elektro-Fahrräder können auch Personen für das Radfahren motivieren, die bisher nicht Radfahren. 37 Prozent der Befragten, die gar nicht oder im Alltag nicht Rad fahren, möchten ein E-Fahrrad gerne ausprobieren. Für 28 Prozent aller Befragten (Radfahrende und Nicht-Radfahrende), die noch kein E-Fahrrad nutzen, ist der Kauf interessant. Für ein Drittel der Nicht-Radfahrenden wäre die Anschaffung eines E-Bikes oder Pedelec Motivation, um mit dem Radfahren wieder anzufangen.

Für 34 Prozent aller Radfahrenden, für die der Kauf eines E-Fahrrads in Frage kommt, aber noch keines nutzen, ist das wichtigste Argument, dass sie damit in der Freizeit weitere Strecken fahren können. 27 Prozent geben als Hauptmotiv an, dass sie das Elektro-Fahrrad auch im Alltag zum Fahren weiterer Distanzen einsetzen würden.
Nur für sechs Prozent aller Radfahrenden ginge es bei der Anschaffung eines E-Fahrrads hauptsächlich darum, schneller ans Ziel zu kommen. Für ebenfalls sechs Prozent ist das wichtigste Argument, Transporte mit dem Rad leichter zu bewältigen.

Bahnhöfe gut per Rad erreichbar machen

Ein Viertel aller Radfahrenden fährt mehrmals im Jahr oder öfter mit dem Fahrrad zum Bahnhof oder zu einer anderen Haltestelle des Öffentlichen Verkehrs. Unter den Alltagsradfahrenden sind es drei von zehn. Gut ein Fünftel der Radfahrenden bewertet die Anzahl sowie die Qualität der Radabstell-Möglichkeiten an ihrem Bahnhof oder ihrer Haltestelle des Öffentlichen Verkehrs als ungenügend.

54 Prozent der Radfahrenden wünschen sich bessere Möglichkeiten zum Kombinieren von Fahrrad und Öffentlichem Verkehr auf Strecken, die sie derzeit mit dem Auto zurücklegen. Unter den Nicht-Radfahrenden sind es immer noch 28 Prozent, und unter allen Befragten, die mehrmals pro Woche mit dem Auto fahren 46 Prozent. Die Bereitschaft vom Auto auf die Kombination Öffentlicher Verkehr und Fahrrad umzusteigen ist größer als vielfach angenommen.

Fahrrad und Bahn sind optimale Kombination

Auf Strecken, die sie jetzt schon mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen, wünschen 52 Prozent der Radfahrenden Verbesserungen für das Kombinieren von Fahrrad und Öffentlichem Verkehr. Auch 41 Prozent der Befragten, die mehrmals pro Woche  Auto fahren, wünschen diese Verbesserungen.

Im Nahbereich ist das Fahrrad flexibel und schnell. Der Öffentliche Verkehr punktet auf langen Distanzen. Mit dem Fahrrad als Zubringer vergrößert sich das Einzugsgebiet der Bahnhöfe und Haltestellen. Mit der Kombination von Fahrrad, E-Bike und Öffentlichem Verkehr lassen sich weite Strecken klimaverträglich von Tür zu Tür zurücklegen. 

VCÖ-Empfehlungen

Radfahr-Infrastruktur rascher ausbauen und verbessern

  • Sichere Radverbindungen zwischen Siedlungen auf Überland-Routen, möglichst kreuzungsfreie Schnellradwege vom Umland in die Städte
  • Wichtige Ziele wie Geschäfte, Betriebs- und Einkaufsgebiete am Ortsrand gut per Fahrrad errreichbar machen
  • Sichere Querungen von stark befahrenen Straßen, an wichtigen Radrouten nach Möglichkeit niveaufrei
  • Radverkehrskonzept in jeder Gemeinde. Lückenschlüsse und Abkürzungen umsetzen. Fahrradstraßen schaffen Platz für zügiges Radfahren
  • Nicht-benützungspflichtige Radwege, um Radfahrende mit unterschiedlichem Tempo nicht auf dieselbe Infrastruktur zu zwingen

Fahrrad und Öffentlicher Verkehr: Bike and Ride ausbauen

  • Gute Radabstellanlagen auch für kleine Bahnhaltestellen und wichtige Bushaltestellen
  • Bahnhöfe als multimodale Schnittstellen: Zum Beispiel Bike and Ride, diebstahlsichere Radboxen, Radleihsystem, Anbindung an Radschnellwege

Mehr und bessere Radabstell-Möglichkeiten

  • Ausreichende Zahl qualitativ hochwertiger, wetter- und diebstahlgeschützter Radabstellanlagen im Straßenraum sicherstellen. Bei Gebäuden Qualitätskriterien in Bauordnungen und Förderrichtlinien aufnehmen
  • Geschäfte, Betriebsstandorte und Freizeiteinrichtungen mit ausreichend vielen qualitätsvollen Radabstellanlagen ausstatten

Quelle: VCÖ-Radfahr-Umfrage 2017, Online-Befragung von 1.514 Personen, repräsentativ für Österreich im Alter von 16 bis 69 Jahre. Durchgeführt von Integral Markt- und Meinungsforschung


>>„Kein anderes Verkehrsmittel erlaubt es, so frei, individuell und ungebunden klimaverträglich vorwärts zu kommen wie das Fahrrad. Das erfolgreichste Elektro-Fahrzeug ist das E-Fahrrad und für lange Distanzen kann das Fahrrad mit der meist ebenfalls elektrischen Bahn kombiniert werden.“<<

Markus Gansterer, VCÖ-Verkehrspolitik

 

VCÖ-Factsheet 2017-04 als PDF (2,7MB)

Impressum:
VCÖ, Bräuhausgasse 7–9, 1050 Wien, T +43-(0)1-893 26 97, F +43-(0)1-893 24 31, E vcoe@vcoe.at, www.vcoe.at
Layout: A BISS Z PRODUCTIONS, 1090 Wien, Nussdorferstraße 16; Fotos: Johannes Killer (S.1); Electrified S1, Ruud Baan/vanmoof.com (S.3);
Die VCÖ-Radfahr-Umfrage wurde im April 2017 durchgeführt, Schwankungsbreiten: alle Radfahrenden n=1.000 max. 3,1 davon Alltagsradfahrende;n=860 max. 3,3 Prozent, Gesamtbevölkerung n=1.514 max. 2,5 Prozent

Mit finanzieller Unterstützung von Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.

 

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