VCÖ-Factsheet: Österreichs Bevölkerung ist sehr vielfältig mobil

Die Zuschreibung von Personengruppen mit „die Autofahrer“ oder „die Bahnfahrer“ entspricht schon länger nicht mehr der Realität. Ein vielfältiges Mobilitätsverhalten ist heutzutage die Normalität. Und die Bereitschaft, Autofahrten durch Öffentlichen Verkehr oder das Fahrrad zu ersetzen, ist groß.

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Die Frage „Sind Sie Autofahrer, Radfahrer oder Bahnfahrer“ beantworten immer mehr mit „sowohl, als auch“. Die große Mehrheit von Österreichs Bevölkerung nützt verschiedene Verkehrsmittel, wie eine vom VCÖ beauftragte repräsentative Umfrage für das Jahr 2019 zeigt. Auf Alltagswegen, wie zu Arbeit oder Einkauf, waren zumindest gelegentlich 92 Prozent zu Fuß unterwegs, 77 Prozent lenkten ein Auto, 73 Prozent nutzten den Öffentlichen Verkehr, 63 Prozent fuhren Rad, 53 Prozent hatten Erfahrungen mit Reisebussen und Fernbussen, 18 Prozent nutzten Kleinfahrzeuge wie Roller und E-Scooter, 16 Prozent nutzten Carsharing-Angebote.

Viele sind bereit, weniger Auto zu fahren

Nur elf Prozent jener, die häufig ein Auto lenkten, fuhren nie mit Öffentlichem Verkehr oder Fahrrad. 85 Prozent in Österreich haben einen Führerschein, davon lenkten aber 13 Prozent kein Auto (mehr). Jeder sechste Autofahrende möchte in Zukunft weniger Auto fahren. 60 Prozent sagten, dass sie zuletzt durchgeführte Autofahrten auch mit einem anderen Verkehrsmittel hätten machen können. 43 Prozent der Autofahrenden nutzten zumindest gelegentlich Park-and-Ride-Anlagen. Ein Drittel von Österreichs Bevölkerung besitzt eine Jahreskarte oder eine andere Zeitkarte für den Öffentlichen Verkehr.

Mobilitätsangebote besser verknüpfen

Der Öffentliche Verkehr ist das Rückgrat multimodaler Mobilität. Als Mobilitätsknoten sollten Bahnhöfe immer optimal zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein sowie Sharing-Angebote, E-Ladestationen und wettergeschützte Fahrradabstellplätze haben. Lediglich ein Viertel der Bahnfahrenden, die außerhalb der Großstädte wohnen, gibt an, ihren Bahnhof sehr früh am Morgen gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können. Und ebenfalls nur ein Viertel kommt am Abend nach 20 Uhr vom Bahnhof gut öffentlich nach Hause. Das Mobilitätsangebot im ländlichen und kleinstädtischen Raum kann mit Hilfe von nachfragebasierten Mobilitätsdienstleistungen erweitert werden. 38 Prozent der radfahrenden Bahn-Fahrgäste bewerten die Rad- Infrastruktur zum Bahnhof als schlecht.

Großes Potenzial von Sharing und E-Fahrrädern

Unter den Radfahrenden mit Führerschein geben 38 Prozent an, ihr Mobilitätsverhalten in den vergangenen fünf Jahren verändert zu haben und nun einzelne Strecken nicht mehr mit dem Pkw, sondern mit dem Rad zu fahren. Bereits acht Prozent der Bevölkerung nutzen ein E-Fahrrad und sieben Prozent haben fix vor, eines zu kaufen. Der Ausbau der Rad-Infrastruktur würde es vielen ermöglichen, mehr Alltagswege mit dem (E-)Fahrrad zurückzulegen. Nur jede fünfte Person, die einen Führerschein besitzt, hat Erfahrung mit Carsharing. Die meisten davon haben Mietautos genutzt, nur die Hälfte war bereits mit einem stationsbasierten oder free-floating Carsharing- Auto unterwegs. Jeweils ein Drittel der Nutzenden
hat ein über die Gemeinde, einen Verein oder eine Wohnhausanlage organisiertes Carsharing verwendet.

VCÖ-Empfehlungen

Multimodale Mobilität im Alltag erleichtern

  • In Städten ein Mobilitätsnetz mit Carsharing, Bikesharing, Ladestationen für E-Fahrzeuge und Schnittstellen zum Öffentlichen Verkehr einrichten.
  • Bahnhöfe sollen immer gut zu Fuß, mit dem Fahrrad und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein.
  • Mittels Radabstellanlagen, Leihradsystemen und Radmitnahme im Zugdie Möglichkeiten zum Kombinieren von Öffentlichem Verkehr und Fahrrad erweitern.
  • In Gemeinden und Städten qualitätsvolle, barrierefreie und sichere Infrastruktur für Gehen und Radfahren schaffen.
  • Sharing-Angebote mit dem Öffentlichen Verkehr zu einem Gesamtsystem öffentlich zugänglicher Mobilitätsangebote vernetzen.

Mobilitätsgarantie schaffen

  • Öffentlichen Linienverkehr und andere öffentlich zugängliche Mobilitätsdienste wie Sammeltaxis und Sharing vernetzen und in gemeinsame Angebote zusammenführen.
  • Ein lückenloses Angebot garantieren mit Hauptlinien des Öffentlichen Verkehrs in dichtem Takt, zeitlich und lokal ergänzt um nachfragebasierte Verkehrsmittel wie Sammeltaxis. Die nachfragebasierten Angebote sind in das Angebot der Verkehrsverbünde zu integrieren.

Michael Schwendinger,
VCÖ - Mobilität mit Zukunft:

„Auch ein Großteil jener, die häufig Auto fahren, sind vielfältig mobil. Die Bereitschaft, weniger Auto zu fahren, ist vorhanden. Die Verkehrspolitik ist am Zug, das öffentliche Verkehrsangebot weiter zu verbessern und die Rad-Infrastruktur stark auszubauen.“

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