Warum ist es schlecht, dass die Abgaswerte von Pkw bei der "Pickerl"-Prüfung nur noch per Elektronik kontrolliert werden sollen?

Österreich führt bei der „Pickerlüberprüfung“ jenes Verfahren ein, das Deutschland wegen gravierender Mängel mit Jahresanfang wieder geändert hat. Der VCÖ spricht sich für die Beibehaltung und baldige Verbesserung der sogenannten Endrohrmessung bei der §57a-Begutachtung aus. Denn sonst wird ein bereits mangelhaftes Abgastest weiter verschlechtert. Ein rein elektronischer Test ist unzureichend, die Abgase müssen tatsächlich gemessen werden.

Das Auslesen der Diagnose-Software ist für eine wirksame Abgasmessung ungenügend, wie auch TÜV Deutschland feststellt: "Mehrere nationale und internationale Vergleichsstudien haben in den vergangenen Jahren belegen können, dass die Abgasuntersuchung (AU) in ihrer aktuellen Form nicht geeignet ist, um Fehler in der Abgasreinigung verlässlich aufzudecken und unnötige und vermeidbare Luftverschmutzung zu verhindern."

In Österreich weisen Fachleute wie der Abgas-Experte der TU-Wien, Ernst Pucher, in der Presse darauf hin, dass die Auslese von On-Board-Computer Daten (OBD) für eine wirksame Abgasmessung ungenügend und offen für Manipulationen ist.

In Deutschland wurde die Endrohrmessung mit dem Jahr 2018 wieder eingeführt, weil sich gezeigt hat, dass die Überprüfung aufgrund der OBD alleine unzureichend ist. Ab dem Jahr 2021 soll in Deutschland auch eine Partikelanzahlprüfung eingeführt werden:

  • 1.1.2018: Wiedereinführung der obligatorischen Endrohrmessung (Funktionsprüfung Abgas) an allen Kraftfahrzeugen (Otto, Diesel)
  • 1.1.2019: Anpassung der Abgasgrenzwerte für die Trübungsmessung beziehungsweise für die CO-Messung (Grenzwertverschärfung) an allen Kraftfahrzeugen (Otto, Diesel) mit der Emissionsklasse Euro 6/Euro VI
  • 1.1.2021: Einführung eines Verfahrens zur Messung der Partikelanzahl an allen Dieselfahrzeugen (Partikelanzahlmessung)

Wichtig für die Luftqualität und somit die Gesundheit der Menschen ist, dass Kraftfahrzeuge so sauber wie möglich unterwegs sind und, dass der Schadstoff-Ausstoß bei der wiederkehrenden Überprüfung auch direkt aus dem Abgasstrang kontrolliert wird. Denn insgesamt ist die derzeitige Abgasmessung tatsächlich ungenügend und sollte im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung verbessert werden, etwa indem auch die Feinstaubpartikel-Anzahl gemessen und die Funktionstüchtigkeit der SCR-Katalysatoren geprüft werden.

Die Kombination aus OBD-Daten und Endrohrmessung ermöglicht eine deutlich verbesserte Aussagekraft der Abgasuntersuchung. Laut TÜV-Deutschland werden nur mit OBD-Auslese bei rund einer Million Pkw abgasrelevante Mängel nicht erkannt und damit unnötig die Umwelt mit gesundheitsgefährdenden Schadstoffen in verkehrsnahen Bereichen belastet. Bei zugrunde Liegenden Studie wurden 1.750 Fahrzeuge überprüft. Mit der OBD-Auslese wurden bei lediglich 1,9 Prozent der Fahrzeuge Mängel festgestellt. Bei der Kombination OBD mit der Endrohrmessung wurden hingegen bei 7,1 Prozent Mängel entdeckt. Auf ein realistisches Limit reduzierte Grenzwerte würden diese Zahl sogar auf zehn Prozent erhöhen.

In Österreich sollen nun mehr als 3 Millionen Pkw ohne tatsächliche Abgasmessung am Auspuff nur noch auf Basis der Fahrzeug-Elektronik kontrolliert. Die Anteile nicht erkannter Mängel von Deutschland auf Österreich übertragen, bedeutet das dass künftig aufgrund der reinen OBD-Prüfung künftig mindestens 100.000 Pkw laufend zu viele Schadstoffe in die Luft blasen werden. Autos zu hohen Abgaswerten bedeuten mehr Feinstaub und andere Schadstoffe, die die Menschen einatmen. Besonders schädlich ist das für Kinder, ältere Menschen und gesundheitlich geschwächte Personen.

Der VCÖ empfiehlt, die zahlreichen Erkenntnisse und Empfehlungen aus der internationalen Fachwelt zum Anlass zu nehmen die Endrohrmessung anstatt abzuschaffen im Gegenteil zu verbessern:

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