Sicherer Schulweg

Kindgerechte Verkehrsplanung

Der VCÖ setzt sich für eine kindgerechte Verkehrsplanung ein. Dazu gehört auch, Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen Kinder den Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad sicher zurücklegen können. Das verhilft Kindern täglich zu gesunder Bewegung, gleichzeitig werden wichtige Kompetenzen im Straßenverkehr erlernt. Außerdem erfüllt der Weg zur Schule, sofern in der Gruppe zurückgelegt, eine soziale Funktion.

Der Weg zur Schule als Lern- und Experimentierfeld

Der Weg zur Schule ist ein wertvolles Lernfeld für Kinder, um unter verhältnismäßig sicheren Bedingungen (Schülerlotsen etc.) Verkehrskompetenz zu erlernen. Die Lernerfahrung am Schulweg beschränkt sich aber nicht auf richtiges Verhalten im Straßenverkehr. Am Schulweg lernen Kinder Selbständigkeit und Eigenverantwortung, sie erforschen unbeaufsichtigt mit anderen Kindern die Umgebung und erlernen so nachweislich wichtige soziale und persönliche Fähigkeiten. Zudem ist Bewegungsmangel gerade bei Kindern und Jugendlichen ein zunehmendes Problem. Eine Studie der WHO kam zum Ergebnis, dass Kinder, die zu Fuß zur Schule kommen, wacher, konzentrierter und auch weniger aggressiv sind, als jene, die mit dem Auto zur Schule gebracht wurden.

Elterntaxis

Trotzdem wird jedes fünfte Kind in Österreich mit dem Auto zur Schule gebracht. Vor vielen Schulen herrscht deshalb regelmäßig ein regelrechtes Verkehrschaos, das wiederum mehr Eltern dazu bewegt, ihre Kinder nicht zu Fuß zur Schule gehen zu lassen. Zudem sorgen die Abgase der Autos direkt vor der Schule für schlechte Luft. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, haben sich in der Stadt Bozen in Südtirol sogenannte Schulstraßen etabliert. Dabei werden die Zufahrtsstraßen zur Bildungseinrichtung vor Unterrichtsbeginn und direkt nach Unterrichtsschluss für den Pkw-Verkehr gesperrt. Dadurch hat sich die Situation auf den Schulwegen für die Kinder deutlich verbessert. Auch Schulen in Salzburg und Wien experimentieren bereits mit dem Schulstraßen-Konzept. Zudem können Halteverbote im Schulumfeld zur verbesserten Verkehrssituation beitragen. In Fällen, in denen die Fahrt mit dem Auto zur Schule unvermeidlich ist, können sogenannte Elternhaltestellen in Fuß-Weite der Bildungseinrichtung einen gesichertes und geregeltes Ein- und Aussteigen ermöglichen und die Verkehrsbelastung im direkten Umfeld der Schule oder des Kindergartens senken.

Schulweg üben

Der VCÖ rät Eltern von Kindern bis zum 12. Lebensjahr noch in den Ferien den Schulweg zu üben. Bei der Wahl des Schulwegs sollte beachtet werden, dass nicht der kürzeste, sondern der für das Kind am besten geeignete Weg gewählt wird, also jener mit möglichst wenig Pkw-Verkehr und Kreuzungen.

Wichtig ist, den Schulweg aus der Perspektive des Kindes zu betrachten. Hindernisse oder parkende Autos, über die Erwachsene leicht hinwegblicken, können Kindern die Sicht leicht verstellen. Kinder können erst ab etwa dem 9. Lebensjahr Entfernungen richtig abschätzen, das Abschätzen von Geschwindigkeit ist erst danach möglich. Das Sichtfeld ist erst ab dem 12. Lebensjahr voll entwickelt, weshalb vorher das seitliche Herannahen von Autos nur begrenzt wahrgenommen werden kann.

Schon heute versuchen viele Schulen durch Bewusstseinsbildung die Verkehrssicherheit der Kinder zu erhöhen. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Pedibus, bei dem Kinder gemeinsam zu Fuß zur Schule gehen, entweder in Begleitung von älteren Schülerinnen und Schülern oder von Erwachsenen.

VCÖ-Checklist für den sicheren Schulweg

  • Wie viele Straßen muss Ihr Kind auf diesem Schulweg überqueren?
  • Welche Straßenübergänge mit Schutzwegen sind zusätzlich durch Ampel oder Schülerlotsen gesichert?
  • Welche Kreuzungen am Schulweg sind für Ihr Kind unübersichtlich?
  • Wo gibt es einen von der Fahrbahn getrennten Geh- beziehungsweise Radweg?
  • Auf welchen Abschnitten des Schulweges ist viel Autoverkehr ein Problem? Wo hohes Tempo des Autoverkehrs? 

Wenn Ihr Kind alleine oder begleitet mit dem Fahrrad zur Schule fährt, denken Sie bitte an regelmäßige Sicherheitschecks für das Fahrrad (Licht, Bremsen, Höhe des Sattels, ...). Der VCÖ empfiehlt, das Fahrrad mindestens einmal im Jahr einem professionellen Service zu unterziehen.

Wenn Ihr Kind öffentliche Verkehrsmittel am Schulweg benutzen kann, üben sie auch hier schon vor Schulbeginn das richtige Verhalten:

  • An Haltestellen nicht zu nahe am Straßenrand stehen
  • Nach dem Aussteigen warten bis Bus oder Straßenbahn weggefahren sind
  • Nach links und rechts schauen und, wenn kein Fahrzeug kommt, die Straße überqueren.

Was Gemeinden für mehr Sicherheit tun können

Land Kärnten: "Verkehrssicherheit" Ortsbild gestalten, Verkehr beruhigen, Geschwindigkeit senken, Verkehrssicherheit erhöhen

Temporär autofreie Zone zu Schulbeginn:  Artikel und Video über Schulstraßen in Bozen (Südtirol)

Der Wolfurter Weg: Kommunales Verkehrskonzept im Zeichen der Koexistenz (Gesamtsieg VCÖ-Mobilitätspreis 2015)

VCÖ-Factsheet zu Tempo 30 

Ein Pedibus ist eine Gruppe von Kindern, die von einer Aufsichtsperson begleitet, gemeinsam zu Fuß zur Schule geht – abgeholt an vereinbarten „Haltestellen“ und Uhrzeiten. Informationen dazu gibt es zum Beispiel bei Pedibus.

Für etwas ältere Kinder auf dem Fahrrad eignet sich die BIKEline: Im Einzugsgebiet der teilnehmenden Schulen werden Haltestellentafeln aufgestellt, an denen sich die SchülerInnen morgens treffen, um auf ausgewählten Routen gemeinsam mit dem Fahrrad in die Schule zu fahren. Als Ansporn und Wettbewerb werden elektronisch die zurückgelegten Kilometer und Höhenmeter erfasst.