Erdölabhängigkeit des Verkehrs rasch reduzieren

Mehr als 90 Prozent von Österreichs Erdölimporten stammen aus autoritär regierten Staaten. Effizienzsteigerungen der Verbrennungsmotoren verpuffen seit Jahren durch höheres Gewicht und Übermotorisierung der Autos. Das eigene Verhalten kann zur Reduktion der Erdölabhängigkeit beitragen und zugleich Geld sparen.

97 Prozent von Österreichs Erdölimporten kamen im Jahr 2021 aus Staaten, die große Defizite bei Pressefreiheit und Demokratie aufweisen.

Im Jahr 2021 flossen 3,4 Milliarden Euro für Erdölimporte aus Österreich ins Ausland. Im Jahr davor betrugen die Ausgaben 5,5 Milliarden Euro. Seit dem Jahr 2010 importierte Österreich Rohöl im Wert von rund 81 Milliarden Euro, die Importe für den Verkehr machten rund 66 Milliarden Euro aus.61 Im Jahr 2021 stammten 97 Prozent der Erdölimporte aus Staaten, die massive Defizite bei Pressefreiheit und Demokratie aufweisen. Mit Abstand größter Lieferant war Kasachstan, aus dem mehr als ein Drittel der Erdölimporte bezogen wurden.114 Kasachstan liegt im aktuellen Ranking der Pressefreiheit laut Reporter ohne Grenzen auf Rang 122 von 180 bewerteten Staaten.65 Im Demokratie-Index der Universität Göteborg für das Jahr 2021 landet Kasachstan nur auf dem 138. von 179 Plätzen. 23 Prozent des Erdöls lieferte Libyen, welches bei der Pressefreiheit auf dem 143. Rang und im Demokratie-Index auf dem 134. Rang lag, rund 21 Prozent kamen aus dem Irak, der in der Rangliste der Pressefreiheit nur den 172. Platz von 180 Staaten belegt.64 Aus Russland importierte Österreich 596.000 Tonnen Rohöl im Wert von 257 Millionen Euro. Seit dem Jahr 2010 bezog Österreich fast ein Zehntel der Rohölimporte aus Russland.114

Auch andere Importstaaten der vergangenen Jahre weisen bei Menschenrechten massive Defizite auf: Algerien, Saudi-Arabien, Aserbaidschan, Nigeria und Jemen liegen ebenfalls weder bei der Pressefreiheit noch im Demokratie-Index unter den Top 100. Der Demokratie-Index stuft diese Staaten als autoritäre Regime ein. Die meisten von ihnen waren in den letzten Jahren auch in gewalttätige Konflikte verwickelt. Im Jahr 2022 führt Russland Krieg in der Ukraine, Saudi-Arabien im Jemen, Aserbaidschan im Jahr 2020 gegen Armenien. Bürgerkriege erschütterten Kasachstan, den Irak, Libyen und Nigeria. Finanziert werden diese Konflikte auch mit den Einnahmen aus Erdölexporten.

Der Verkehr verbraucht mit über 80 Prozent den Löwenanteil des Erdöls in Österreich. Innerhalb des Verkehrs werden rund 95 Prozent des Erdöls vom Kfz-Verkehr verbrannt.

Brotpreise seit dem Jahr 1986 stärker gestiegen als Treibstoffpreise

Kriege wie im Jahr 2022 in der Ukraine führen vor Augen, wie problematisch Erdölabhängigkeit ist. Auf Krisen reagiert das Energiesystem mit stark steigenden Preisen an Rohstoffbörsen und Tankstellen. Letzteres bemerken Autofahrende stark, da der Pkw-Verkehr nach wie vor viel Erdöl verbraucht. Über 90 Prozent des Energiebedarfs des Pkw-Verkehrs kommen aus Erdöl. Umso wichtiger sind Maßnahmen, die den Spritverbrauch und damit die Abhängigkeit des Verkehrs von Erdöl reduzieren.114

Schon in der Vergangenheit machten die Spritpreise öfters eine Berg- und Talfahrt. Im Jahr 2008 kostete ein Liter Diesel mit 1,24 Euro im Schnitt um 51 Cent mehr als im Jahr 2003, der Höchststand im Jahr 2008 war mit 1,43 Euro doppelt so hoch wie der Durchschnitt im Jahr 2003. Nach einer Talfahrt auf 0,90 Euro im März 2009 stieg der Preis für einen Liter Diesel im September 2012 auf 1,47 Euro. Im Jahr 2021 lag der Dieselpreis im Schnitt mit 1,24 Euro wieder deutlich darunter und war inflationsbereinigt sogar billiger als im Jahr 1986. Lebensmittel wie Brot waren hingegen im Jahr 2021 inflationsbereinigt um 56 Prozent teurer als im Jahr 1986, Wohnen kostete 74 Prozent mehr als im Jahr 1986.89, 71, 75, 92 Die Spritkosten machen selbst bei relativ hohen Preisen nur einen geringen Teil der Gesamtkosten der Pkw-Nutzung aus. Je nach Modell und Fahrweise fällt der Treibstoff mit nur 10 bis 20 Prozent der Kosten ins Gewicht.101

Spritverbrauch im Auto-Verkehr stark reduzieren

Wird auf Autobahnen 110 statt 130 Stundenkilometer gefahren, sinkt der Energieverbrauch um rund 17 Prozent. In Schweden ist Tempo 110 die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen.

Die einfachste Möglichkeit beim Autofahren Geld zu sparen, ist ein spritfahrender Fahrstil. Wer auf der Autobahn 110 statt 130 Stundenkilometer fährt, senkt den Spritbedarf im Durchschnitt um rund 17 Prozent.106 Wer beispielsweise etwa die rund 25 Kilometer von Feldkirch nach Dornbirn mit dem Auto pendelt, benötigt bei 220 Arbeitstagen und einem durchschnittlichen Verbrauch von 6,7 Litern pro 100 Kilometer 740 Liter Sprit pro Jahr. Kostet ein Liter im Schnitt 1,80 Euro, dann summieren sich die jährlichen Spritkosten für diese Pendelwege auf 1.330 Euro. Gibt es die Möglichkeit, einen Tag pro Woche im Homeoffice zu arbeiten, senkt das den Spritverbrauch um fast 150 Liter und es können so 270 Euro gespart werden. Wird für die übrigen vier Arbeitstage der Woche eine Fahrgemeinschaft gebildet, senkt das die verbliebenen Tankkosten auf 530 Euro im Jahr. Deutlich kostengünstiger ist der Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr. Das regionale Klimaticket, mit dem ein Jahr lang alle öffentlichen Verkehrsmittel in Vorarlberg benutzt werden können, kostet weniger als 400 Euro.117

Übergewicht und Übermotorisierung der Autos fressen Effizienzgewinne auf

Die Entwicklung der Rohölpreise kann Österreich nicht beeinflussen, sehr wohl aber den Spritverbrauch. Der reale Spritverbrauch von Österreichs Pkw-Flotte ist in den vergangenen Jahren kaum gesunken. Verbrennungsmotoren sind zwar immer effizienter geworden, im Verbrauch schlägt sich das jedoch nur wenig nieder. Diesel-Pkw benötigten im Jahr 2020 im Durchschnitt 6,5 Liter pro 100 Kilometer. Das ist gerade einmal ein halber Liter weniger als 20 Jahre davor.77 Dass viel sparsamere Autos möglich wären, zeigt sich an den bereits in den 1990er-Jahren auf den Markt gekommenen Drei-Liter-Autos.124 Aufgefressen wurden Effizienzgewinne durch Rebound-Effekte: Der technologische Fortschritt verpuffte durch höheres Gewicht und die immer stärkeren Motoren neuerer Pkw.20 Fast 40 Prozent aller Neuwagen in Österreich waren im Jahr 2021 SUV oder Geländewagen.56 SUV sind schwerer als vergleichbare herkömmliche Pkw, was sich auch bei der Leistung der Motoren niederschlägt.1 Im Jahr 2005 hatten knapp ein Viertel aller in Österreich neu zugelassenen Pkw eine Leistung von mehr als 89 Kilowatt. Im Jahr 2021 bringt es beinahe die Hälfte aller neuen Pkw auf mehr als 93 Kilowatt. 18 Prozent der Neuzulassungen hatten sogar mehr als 126 Kilowatt Leistung. Diese Entwicklung schlägt sich bei den Spritkosten nieder und vergrößert das Problem der Erdölabhängigkeit des Verkehrs.

Raus aus der Erdölfalle

  • Der hohe Erdölverbrauch des Kfz-Verkehrs verursacht neben hohen privaten Spritkosten auch die Erdölabhängigkeit Österreichs.

  • Der Kfz-Verkehr verbraucht über 80 Prozent der Erdölimporte, die fast zur Gänze aus autoritär regierten Staaten stammen.

  • Die Reduktion des Spritverbrauchs ist die wirksamste Maßnahme gegen hohe private Kosten. Der Trend zum SUV läuft diesem Ziel zuwider.