In Gemeinden und Regionen Mobilitätswende voranbringen

Während der Pkw-Motorisierungsgrad in Wien gesunken und in anderen Großstädten Österreichs nahezu konstant geblieben ist, ist er in den peripheren Bezirken seit dem Jahr 2005 massiv gestiegen.

Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgas- Emissionen bis zum Jahr 2030 um 36 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, sind alleine im Verkehrssektor bis zum Jahr 2030 die CO2-Emissionen auf Basis des Jahres 2017 um 8 Millionen Tonnen auf 15,7 Millionen Tonnen zu senken. Dazu sind Maßnahmen in vielen unterschiedlichen Bereichen notwendig. Die Ausgangsbedingungen für die nötige Mobilitätswende sind für Gemeinden und Regionen sehr verschieden von jenen in urbanen Zentren und großen Städten.

Ländliche Räume sind keine homogenen sondern vielschichtige Gebiete mit unterschiedlichen siedlungsstrukturellen, naturräumlichen und infrastrukturellen Ausstattungen, Funktionen und Herausforderungen. Neben wirtschaftlich und infrastrukturell starken Regionen gibt es auch ländliche Gebiete, die eine schwierigere Ausgangslage aufweisen. Das bringt unterschiedliche Herausforderungen in der Verkehrspolitik mit sich. Lösungsansätze für klimaverträgliche Mobilität in Städten sind auf Regionen oft nicht übertragbar und auch oft nicht finanziert.

Für die Mobilitätswende ist der Verkehr in den Regionen zugleich eine große Herausforderung, wie auch ein entscheidender Faktor. Die Voraussetzungen sind je Region sehr unterschiedlich.

Mobilität in Regionen auf Klimakurs bringen

Je geringer die Siedlungsdichte, umso höher der Autoanteil. Der hohe Pkw-Motorisierungsgrad verschlechtert die Klimabilanz und erhöht die Mobilitätskosten für die Haushalte. Zudem sind die Erschließungskosten für Gemeinden bei Streusiedlungen um ein Vielfaches höher als für Mehrfamilienhäuser im Ortskern. Gemeinden können durch die Schaffung kompakter Siedlungsstrukturen und die Stärkung der Ortskerne dazu beitragen, dass die Bevölkerung kostengünstiger und umweltverträglich mobil sein kann. Zudem ist die Infrastruktur für das Gehen und den Radverkehr auszubauen.

Die Modernisierung von Regionalbahnen ist entscheidend, um Regionen wirtschaftlich attraktiv zu halten. Während der regionale Schienenverkehr das Rückgrat klimaverträglicher Mobilität ist, sind für die Flächenbedienung Buslinien sowie als zeitliche oder lokale Ergänzung zum Linienverkehr nachfragegesteuerte Angebote wie Rufbusse und Sammeltaxis notwendig.

Ergänzende Mobilitätsdienstleistungen rund um Haltestellen, wie Carsharing oder Radleihsysteme, vergrößern Einzugsgebiet und Flexibilität für Nutzende. Öffentlich zugängliche Verkehrsmittel sichern individuelle Mobilität ohne Fahrzeugbesitz.

Wenn der Einsatz von Pkw nötig ist, sind die Voraussetzungen für eine Elektrifizierung in den Regionen allgemein gut. In den peripheren Bezirken sind 92 Prozent der Wohngebäude Ein- oder Zweifamilienhäuser, private Ladeinfrastruktur kann in der Garage oder im Carport installiert werden. 94 Prozent der Pkw-Wege kürzer als 50 Kilometer und somit ohne Probleme mit den Reichweiten von E-Pkw erreichbar.

53 Prozent aller Wege in Österreich sind Binnenwege innerhalb der Gemeinde oder Stadt, ein großes Potenzial für bewegungsaktive Mobilität. Fußwegdistanzen zu Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs werden in Gebieten mit Geschäften kürzer empfunden, als in reinen Wohngebieten. Die Förderung des Radfahrens bedarf einer Angebotsstrategie. Neu geschaffenes Angebot ruft eine Nachfrage und Nutzung hervor, die es vorher nicht gegeben hat.

Gemeindeentwicklung „innen vor außen“ 

  • Verdichtung in Zentrumsnähe mit hoher Qualität des öffentlichen Raums, Nutzung bestehender Baulandreserven und Gebäude, kommunale Energieraumplanung 
  • Neue Siedlungen nur in fußläufiger Distanz zum Ortszentrum, mit hoher Dichte, flächensparender Bauweise und Anbindung an Öffentlichen Verkehr und Radwegenetze  Öffentlichen Linienverkehr lückenlos mit Mikro-ÖV ergänzen, langfristig finanziert und in das Verbundangebot integriert

Gehen und Radfahren zur ersten Wahl machen 

  • Auch in ländlichen Gebieten sind viele Alltagswege und Pkw-Strecken kurz. Qualitätsvolle, barrierefreie und sichere Infrastruktur für Gehen und Radfahren schaffen 

Öffentlichen Verkehr als Rückgrat der Mobilitätswende stärken 

  • Hauptlinien des Öffentlichen Verkehrs mit dichtem Takt ergänzen. Nachfragegesteuerte, öffentlich zugängliche Verkehrsmittel wie Sammeltaxis und Sharing-Systeme ermöglichen eine lückenlose Mobilitätsgarantie 
  • Erreichbarkeit regionaler Zentren mit öffentlich zugänglichem Verkehr auch an schulfreien Tagen und an Tagesrandzeiten gewährleisten

Die Autos, die notwendig sind, gemeinsam nutzen und elektrifizieren 

  • Die Voraussetzungen für den Umstieg auf E-Pkw und E-Carsharing sind in Gemeinden und Regionen aufgrund der Distanzen, Lademöglichkeit im Eigenheim und hohen Anteil an Zweitautos sehr gut

Die VCÖ-Publikation "In Gemeinden und Regionen Mobilitätswende voranbringen" analysiert Entwicklungen im Bereich Siedlungsstrukturen und Raumplanung, Ansätze für klimaverträgliche Mobilität im Bereich Wohnen und die Potenziale von Gehen und Radfahren. Auch die Fragen, wie Mobilitätsmanagement und Sharing-Systeme die Mobilität in den Regionen verbessern können und vor welchen Herausforderungen der Öffentliche Verkehr als wichtiges Rückgrat für klimaverträgliche Mobilität in Gemeinden und Regionen steht, werden behandelt.

 

Das VCÖ-Factsheet "Mobilität in Regionen auf Klimakurs bringen" fasst die wichtigsten Inhalte dieser VCÖ-Publikation auf vier Seiten zusammen und fokussiert auf die notwendigen Schritte auf dem Weg zu einem klimaverträglichen Mobilitätsangebot in den ländlichen Regionen >>> zum VCÖ-Factsheet

 

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