Kilometergeld und Dienstwagen-Privileg zu Mobilitätsbudget weiterentwickeln
Kilometergeld und Dienstwagen-Privileg sind steuerliche Subventionen der Autonutzung. Der Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr und bewegungsaktive Mobilität wird dadurch weniger attraktiv. Vom Konzept des Mobilitätsbudgets würde hingegen neben Unternehmen und Beschäftigten auch die Umwelt profitieren.
Das amtliche Kilometergeld soll pauschal alle Kosten abdecken, die durch die Verwendung eines privaten Kfz für Wege im Rahmen der Berufstätigkeit anfallen. Für Pkw liegt es bei 42 Cent pro Kilometer, steuerfrei bis 30.000 Kilometer pro Jahr.11
Das Kilometergeld finanziert Privatnutzung mit
Bei einer Fahrt mit einem Kompaktwagen entstehen pro Kilometer variable Kosten für Treibstoff, Wartung und Ähnlichem von durchschnittlich 17 Cent, bei einem Oberklasse-SUV von etwa 22 Cent.36 Obwohl das Kilometergeld seit dem Jahr 2008 nicht mehr erhöht worden ist, deckt es auch im Jahr 2022 immer noch wesentlich mehr ab als die Kosten pro gefahrenem Kilometer. Jeder Kilometer als Dienstfahrt finanziert daher auch einen Teil der Fixkosten eines Privat-Pkw. Für den Kompaktwagen bleiben 25 Cent, für einen durchschnittlichen Oberklasse-SUV immer noch 20 Cent Deckungsbeitrag. Damit macht für Arbeitnehmende die Nutzung des Privat-Pkw für Dienstfahrten aus finanzieller Sicht mehr Sinn als die klimaverträglichere Entscheidung für den Öffentlichen Verkehr. Wer mit Bahn oder Bus fährt, erhält nur den real bezahlten Fahrpreis ersetzt. Wer etwa dienstlich von Salzburg nach Bregenz mit dem Zug fährt, bezahlt für ein Standard-Ticket hin und retour knapp 130 Euro und erhält in der Regel exakt so viel zurückerstattet. Fährt jemand statt-
dessen die rund 660 Kilometer mit dem eigenen Auto, werden rund 277 Euro Kilometergeld steuerfrei ausbezahlt. Selbst bei einem hohen Spritpreis von 1,80 Euro pro Liter und einem Verbrauch von sechs Liter pro 100 Kilometer betragen die Kosten nur rund 70 Euro, bei einem Verbrauch von acht Liter pro 100 Kilometer 95 Euro. Vom Kilometergeld bleibt somit ein Überschuss von rund 205 beziehungsweise 180 Euro. Je mehr Kilometer an Dienstwegen zurückgelegt werden, desto höher der Deckungsbeitrag für die Fixkosten eines Privat-Pkw. Bei einem zum Listenpreis von 25.500 Euro neu gekauften Kompaktwagen und einer Behaltedauer von fünf Jahren ergeben sich unter Berücksichtigung des Wagenwertes zum Verkaufszeitpunkt jährliche Fixkosten von etwas mehr als 5.000 Euro.2, 36 Diese werden über das Kilometergeld nach rund 20.200 Kilometern wieder kompensiert. Bei Ausschöpfen der maximal steuerfrei verrechenbaren 30.000 Kilometer pro Jahr, würde mit dem eigenen Pkw sogar ein Gewinn von mehr als 2.400 Euro erzielt.
Steuervorteil durch Dienstwagen-Privileg
Wer einen betrieblich zur Verfügung gestellten Dienstwagen auch privat nutzen kann, steigt wesentlich günstiger aus als jemand, der das volle Gehalt in Geld ausbezahlt bekommt und sich selbst ein Auto kauft. Bei einem Dienstwagen trägt die Firma die Kosten für Anschaffung, Service, Reparaturen und oft auch für den privaten Treibstoffanteil. Dieser geldwerte Vorteil muss zwar versteuert werden, jedoch zu einem günstigen Tarif. Als Sachbezug werden je nach CO2-Emissionen des Fahrzeugs zwei Prozent oder 1,5 Prozent der Anschaffungskosten zum monatlichen Bruttogehalt addiert. Bei emissionsfreien Fahrzeugen fällt derzeit gar kein zu versteuernder Sachbezug an.129 Für Arbeitnehmende, die einen schadstoffarmen Kompaktwagen um den Listenpreis von rund 25.490 Euro als Dienstwagen auch zur privaten Nutzung bekommen, erhöht sich das Bruttogehalt um 1,5 Prozent der Anschaffungskosten, also um 382 Euro.2 Bei einem Nettogehalt von 2.700 Euro sinkt es durch den Sachbezug um 200 Euro.b Würde der Kompaktwagen privat angeschafft und erhalten werden, würde das bei Vollkosten-Betrachtung und durchschnittlicher Nutzung im Monat hingegen rund 600 Euro kosten.d, 36
Deckelung subventioniert teure Autos stärker
Noch größer wird der Vorteil mit Pkw der Oberklasse, da der Sachbezug in Österreich bei 960 Euro monatlich gedeckelt ist. Alles was in der Anschaffung teurer ist als 48.000 Euro beziehungsweise als 64.000 Euro bei schadstoffarmen Autos, muss auch nicht als Sachbezug versteuert werden. Bei einem Oberklasse-SUV zum Listenpreis von 52.076 Euro würden zwei Prozent Sachbezug eigentlich 1.042 Euro betragen.a Durch die Deckelung müssen aber nur von 960 Euro zusätzlich Lohnsteuer und Sozialabgaben bezahlt werden. Das entspricht nur noch 1,84 Prozent des Anschaffungspreises.
Auch für Unternehmen ist es profitabler, einen Dienstwagen für die private Nutzung zur Verfügung zu stellen, als den Arbeitnehmenden eine äquivalente reguläre Gehaltserhöhung zu geben.87 Wenig verwunderlich wurden im Jahr 2021 bereits zwei Drittel der Neuwagen auf juristische Personen zugelassen.77 Im Jahr 2020 hatten rund 142.000 unselbstständig Beschäftigte einen Firmenwagen, den sie privat nutzen können. Das sind um 18 Prozent mehr, als im Jahr 2016.4
Mobilitätsbudget als bessere Alternative
Eine Alternative zum Dienstwagen ist das Konzept eines Mobilitätsbudgets, welches Beschäftigten von Unternehmen zur Verfügung gestellt werden kann. Dabei können Beschäftigte für berufliche Wege mit einem monatlich festgelegten Budget flexibel auf unterschiedliche Verkehrsmittel sowie Sharing-Angebote zugreifen. Von derartigen Mobilitätsbudgets können sowohl Unternehmen, als auch Beschäftigte profitieren. Für Unternehmen lässt sich etwa die Flotte der Dienstwagen durch Umwandlung in einen gemeinsam verwendeten Fahrzeug-Pool reduzieren. Für Beschäftigte können Anreize zur Nutzung von klimaverträglichen Verkehrsmitteln geschaffen werden. Zudem kann vereinbart werden, Beschäftigten nicht ausgeschöpftes Budget etwa durch Zuschüsse zur Altersvorsorge zur Verfügung zu stellen.109
Mobilitätsbudget umsetzen
- Das Kilometergeld ist in der aktuellen Höhe ein Anreiz, Dienstfahrten mit dem Auto statt dem Öffentlichen Verkehr zurückzulegen.
- Das Firmenwagen-Privileg ist in der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß.
- Mobilitätsbudgets ermöglichen es, flexibel und umweltverträglich mobil zu sein.