Verkehr verursacht hohe gesellschaftliche Kosten

Der Kfz-Verkehr kostet viel Geld, deutlich mehr als die Nutzenden direkt bezahlen. Allein der Pkw-Verkehr belastet die Allgemeinheit mit mehr als zwölf Milliarden Euro an externen Kosten pro Jahr. Klimaverträgliche Mobilität vermeidet CO2-Emissionen und spart Geld.

Das aktuelle Verkehrssystem in Österreich verursacht hohe Kosten, sowohl für die Nutzerinnen und Nutzer als auch für die Allgemeinheit und Umwelt. Österreichs private Haushalte geben in Summe pro Jahr rund 24 Milliarden Euro für Mobilität aus.85 Die öffentliche Hand, also Bund, Länder und Gemeinden gaben im Jahr 2021 in Summe 12,4 Milliarden Euro für Verkehr aus – wobei die Ausgaben und Investitionen ausgegliederter Gesellschaften dabei großteils gar nicht berücksichtigt sind.90 Dazu kommen noch weitere, sogenannte externe Kosten, die nicht von den Verursachenden getragen, sondern aufgrund der derzeitigen Ausgestaltung des Verkehrssystems auf die Allgemeinheit und nächste Generationen übertragen werden.

Verkehr verursacht in Österreich externe Kosten in Milliardenhöhe

Die externen Kosten des Verkehrs in Österreich betragen über 19 Milliarden Euro pro Jahr. 93 Prozent davon verursachen Pkw, Lkw und Motorräder.

Neben den Kosten, für die Nutzerinnen und Nutzer aufkommen, entstehen etwa durch Abgase, CO2-Emissionen, Flächenverbrauch, Lärm und Unfälle Kosten, die nicht von den Verursachenden bezahlt werden. Diese sogenannten externen Kosten des Pkw-Verkehrs betrugen in Österreich im Vor-Covid-Jahr 2019 rund 12,5 Milliarden Euro. Der zweitgrößte Verursacher externer Kosten ist der Lkw-Verkehr mit 4,2 Milliarden Euro, an dritter Stelle folgen trotz geringer Verkehrsleistung Moped und Motorräder mit 1,1 Milliarden Euro. Der gesamte Schienenverkehr, Busse und Schifffahrt verursachen gemeinsam nur knapp mehr als 1,2 Milliarden Euro. Inklusive Lkw-Transporten, Motorrädern, Bussen, Bahnen und Binnenschifffahrt verursachte der Verkehr in Summe externe Kosten von über 19 Milliarden Euro.24

Eine Studie aus Deutschland schätzt, dass je nach Fahrzeugmodell 29 bis 41 Prozent der Lebenszyklus-Kosten eines Privat-Autos nicht von den Nutzenden, sondern von der Allgemeinheit getragen werden.36 Dabei fallen bei einem Kleinwagen mit Verbrennungsmotor pro 15.000 Kilometer externe Kosten von durchschnittlich 4.670 Euro pro Jahr an, bei SUV steigen sie auf 5.270 Euro. Neben den Gesundheits- und Umweltschäden fallen auch ungedeckte Kosten für die Infrastruktur an. Das betrifft nicht nur Staat, Bundesländer und Gemeinden, sondern auch Unternehmen, die etwa subventionierte Pkw-Abstellplätze zur Verfügung stellen. Kundinnen und Kunden, die diese Abstellflächen nicht in Anspruch nehmen, subventionieren die dafür anfallenden Kosten indirekt über höhere Preise für Dienstleistungen und Waren.48

Luftverschmutzung macht krank

Verkehrsunfälle verursachen viel menschliches Leid und zusätzlich hohe Kosten für die Gesellschaft.

Luftverschmutzung ist das größte Umweltproblem für die Gesundheit in Europa und verursacht pro Jahr mehr als 300.000 vorzeitige Todesfälle.27  Die externen Gesundheitskosten durch den Autoverkehr werden für Deutschland für Pkw mit Verbrennungsmotor mit durchschnittlich 1.690 Euro pro 15.000 Kilometer beziffert.36 Durch den Autoverkehr kommt es zu hohen Emissionen von Stickoxiden sowie Feinstaub. Diese Schadstoffe können Atemwege dauerhaft schädigen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Feinstaub spielt auch eine Rolle bei der Erkrankung an Diabetes und bei Demenz.103, 104

Zudem verursacht der Straßenverkehr hohe Unfallkosten. Seit dem Jahr 2012 summieren sich die Unfallfolgekosten in Österreich auf über 57 Milliarden Euro, nicht inkludiert ist darin das menschliche Leid. Hauptunfallverursacher sind Pkw.69 Im Jahr 2020 gab es in Österreich 17.110 Verkehrsunfälle mit zwei oder mehreren Beteiligten. Davon wurden 11.596, also zwei Drittel, von Pkw verursacht. Pkw sind für drei Viertel der Unfälle mit Gehenden mit einem Hauptunfallverursacher verantwortlich und für zwei Drittel der Radfahrunfälle mit Hauptunfallverursacher.91

Gesund durch Radfahren und Gehen

Nicht außer Acht gelassen werden sollte der Bewegungsmangel als indirekter Gesundheitsschaden durch ein autogerechtes Verkehrssystem. Bewegungsmangel zählt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den schwerwiegendsten Risikofaktoren für die Gesundheit.131 Durch zunehmend sitzende Tätigkeiten im Berufsleben sind immer mehr Menschen davon betroffen, dabei würden laut WHO schon etwas mehr als 20 Minuten moderate bis intensive Bewegung pro Tag ausreichen.100, 7 Wer auf dem Arbeitsweg vorwiegend das Auto nutzt, kommt pro Jahr im Durchschnitt auf zwei Krankenstandstage mehr als Menschen, die für den Arbeitsweg das Fahrrad nutzen.43 Insgesamt beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden durch Bewegungsmangel in Österreich auf 1,6 bis 2,4 Milliarden Euro pro Jahr. Das beinhaltet neben den Gesundheitsausgaben auch die Kosten von Produktivitätsentgang und Berufsunfähigkeit.33

Umgekehrt machen sich Investitionen in Radfahren oder Gehen schnell bezahlt. Jeder in aktive Mobilität investierte Euro erwirtschaftet einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 3,50 Euro. Für die Umsetzung des Radverkehrschwerpunkts in Österreichs integriertem nationalen Energie- und Klimaplan sind bis zum Jahr 2030 Investitionen von 2,2 Milliarden Euro notwendig, die durch den generierten volkswirtschaftlichen Nutzen kumuliert rund 7,7 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung Österreichs beitragen.99, 14

Externe Kosten des Verkehrs reduzieren

  • Neben direkten Kosten verursacht das Verkehrssystem externe Kosten in Milliardenhöhe, die auf die Gesamtgesellschaft übertragen werden.

  • Luftverschmutzung durch Abgase, Lärm, Flächenverbrauch und Unfallfolgekosten machen Kfz-Verkehr teuer und tragen zur Klimaerhitzung bei.

  • Bewegungsaktive Mobilität leistet einen wichtigen Beitrag gegen das verbreitete Problem Bewegungsmangel und schafft externen Mehrwert.