Ergebnisse der VCÖ-Umfrage zur Kombination von Bahn und Rad

Der Öffentliche Verkehr ist das Rückgrat der notwendigen Mobilitätswende. Damit möglichst viele Menschen das Angebot des Öffentlichen Verkehrs nutzen können, spielt sowohl die Zugänglichkeit der Haltestellen, als auch die Kombination mit anderen Verkehrsmitteln eine große Rolle.

Speziell der Trend in Richtung (E-)Fahrrad und (E-)Scooter birgt eine große Chance sowohl das Einzugsgebiet des Öffentlichen Verkehrs als auch dessen Integration in vielfältige Lebensbereiche deutlich zu vergrößern. Auch aus Klimaperspektive ist die Verlagerung weg vom Pkw, hin zu individueller, multimodaler Mobilität vielversprechend. Der Kombination von (E-)Fahrrad oder (E-)Scooter mit der Bahn kommt dabei besondere Bedeutung zu – sowohl für Alltags- und Pendelwege, als auch für Ausflüge und Reisen.

In Kooperation mit den ÖBB hat der VCÖ zu diesem Thema von im Oktober und  November 2020 eine Online-Umfrage durchgeführt. Mehr als 2.500 Personen, die sowohl mit dem Fahrrad als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, haben daran teilgenommen.

Zusammenfassung

In der Gruppe der befragten Personen wird das Fahrrad häufiger für den Weg zum Bahnhof genutzt als von Bahn-Fahrgästen insgesamt. So nutzen 30 Prozent der Befragten das Fahrrad ist für die Fahrt zum Bahnhof, ebenso viele fahren nutzen üblicherweise öffentliche Verkehrsmittel für die Fahrt zum Bahnhof und 23 Prozent gehen zu Fuß.  14 Prozent fahren meist mit dem Pkw und drei Prozent nutzen andere Verkehrsmittel wie beispielsweise E-Scooter. Eine gute Anbindung von Bahnhöfen mit Rad- und Gehwegen sowie Öffentlichem Verkehr ist zentral, für eine möglichst hohe Reichweite.

Das Fahrrad ist für die „erste Meile“ zum Bahnhof laut Umfrage gleich wichtig, wie der Öffentliche Verkehr – je 30 Prozent der Befragten kommen üblicherweise mit Fahrrad oder Öffis zum hauptsächlich genutzten Abfahrtsbahnhof. Danach kommt mit 23 Prozent das Gehen. Die Anfahrt per Pkw (14 Prozent) oder mit anderen Verkehrsmitteln wie etwa E-Scootern (3 Prozent) ist verhältnismäßig seltener. Eine gute Anbindung von Bahnhöfen mit Rad- und Gehwegen sowie Öffentlichem Verkehr ist also zentral, für eine möglichst hohe Reichweite.

Von den verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten von Fahrrad/E-Scooter und Bahn wird am häufigsten die Variante „mit dem Fahrrad zum Bahnhof, ohne Fahrrad weiter“ genutzt, nämlich von 68 Prozent der Befragten zumindest einmal pro Jahr, knapp gefolgt von der Variante „mit dem Fahrrad zum Bahnhof, mit dem Fahrrad im Zug weiter“ (65 Prozent). Die Kombination mit Bikesharing-Angeboten und die Nutzung von E-Scootern ist auf der ersten und letzten Meile derzeit noch eher gering verbreitet.

Die zwei wichtigsten Gründe für die Kombination von Fahrrad oder E-Scooter mit der Bahn sind Tagesausflüge in der Freizeit und das Pendeln in die Arbeit.

Mehr als die Hälfte (54 %) der Befragten gaben an, dass das von ihnen für die Kombination mit der Bahn am häufigsten genutzte Fahrrad mehr als 500 Euro kostet, bei mehr als einem Viertel (28 %) sogar mehr als 1.000 Euro. Insofern ist verständlich, weshalb qualitätsvolle Fahrrad-Abstellplätze für die Ausweitung der Kombination Fahrrad und Bahn sehr wichtig sind.

Die Bereitschaft für eine häufigere Kombination von Fahrrad/E-Scooter und Bahn ist groß, knapp drei Viertel (73 Prozent) der Befragten wären bereit, diese Kombination häufiger zu nutzen, mehr als ein Viertel (29 Prozent) sogar viel häufiger. Als wichtigste zwei Hindernisse für eine häufigere Kombination werden genannt: zu wenig Platz für Fahrrad-Mitnahme im Zug (für 36 Prozent ein sehr großes Hindernis und für weitere 31 Prozent  ein großes Hindernis) sowie komplizierte Reservierung/Stornierung für die Fahrrad-Mitnahme im Zug (für 31 Prozent ein sehr großes Hindernis und für weitere 29 Prozent ein großes Hindernis).

Für das tägliche Pendeln werden folgende Ausgangsbedingungen als zentral für die Kombination von Fahrrad/E-Scooter und Bahn angesehen: Fahrrad-Abstellplätze am Bahnhof (für 81 Prozent unbedingt notwendig), gute und sichere Radverbindung zum Bahnhof (für 72 Prozent unbedingt notwendig) und überdachte Fahrrad-Abstellplätze am Bahnhof (für 59 Prozent unbedingt notwendig).

Für Radausflüge werden folgende Ausgangsbedingungen als zentral für die Kombination von Fahrrad/E-Scooter und Bahn angesehen: Möglichkeit der garantierten Fahrrad-Mitnahme durch Reservierung sowohl im Fern- (für 67 Prozent unbedingt notwendig) wie auch Nahverkehr (für 58 Prozent unbedingt notwendig) sowie die Möglichkeit ein Fahrrad nach Verfügbarkeit von Plätzen auch ohne Reservierung mitnehmen zu können (für 62 Prozent im Nahverkehr unbedingt notwendig, für 45 Prozent auch im Fernverkehr unbedingt notwendig).

Für Bahn-Urlaube wird vor allem die Möglichkeit der garantierten Fahrrad-Mitnahme durch Reservierung sowohl im (internationalen) Fern- (jeweils für 67 Prozent unbedingt notwendig) wie auch Nahverkehr (für 59 Prozent unbedingt notwendig) genannt, gefolgt von der flexiblen Fahrrad-Mitnahme nach Verfügbarkeit von Plätzen. Auch das Thema Fahrrad-Transport (Bereitstellung am Zielbahnhof) ist bei Urlaubsreisen ein wichtigeres Thema, als bei Radausflügen (für 31 Prozent bei Bahn-Urlauben unbedingt notwendig gegenüber 26 Prozent bei Radausflügen).

Auch bei Geschäftsreisen wird vor allem die Möglichkeit der Reservierung als zentral gesehen sowie, an zweiter Stelle, die flexible Fahrrad-Mitnahme ohne Reservierung. Deutlich wichtiger als bei den bisher genannten Verwendungsmöglichkeiten wird dabei auch das Thema Leihsysteme für Fahrräder am Zielbahnhof (für 34 Prozent unbedingt notwendig) genannt.

Die größte Unzufriedenheit bei den aktuellen Beförderungsbedingungen herrscht beim Punkt Anzahl an verfügbaren Plätzen für Fahrrad-Mitnahme im Fernverkehr (38 Prozent gar nicht zufrieden) sowie Reservierungsbedingungen im Fernverkehr (28 Prozent gar nicht zufrieden). Vergleichsweise zufrieden sind die Befragten mit den Preisen und Tickets für die Fahrrad-Mitnahme in Nahverkehrszügen.

Der allgemein größte Verbesserungsbedarf, um das Einzugsgebiet von Bahnhöfen durch Kombination von Fahrrad/E-Scooter und Bahn zu vergrößern, wird in der einfacheren Mitnahme im Zug, in besseren Radwegen zu den Bahnhöfen, höhere Qualität (und auch Anzahl) an Fahrrad-Abstellplätzen am Bahnhof und der einfacheren Reservierung und Stornierung für die Fahrrad-Mitnahme im Zug gesehen.

Ausführlicher Bericht als PDF-Download