VCÖ-Jahresbericht 2022
Der VCÖ stellt sich vor - Einsatz seit 35 Jahren
Ein Verkehrssystem, das allen Menschen faire Mobilitätschancen ermöglicht und die Belastungen für Mensch und Umwelt durch den Verkehr verringert – das ist die Vision des VCÖ. Bereits seit dem Jahr 1988 setzen wir uns konsequent als gemeinnützige Organisation dafür ein.
Das tun wir, indem wir:
- Daten und Fakten aufbereiten und übersichtliche Grafiken und Publikationen erstellen,
- intensive Netzwerk- und Überzeugungsarbeit leisten, sowohl bei Politik und Verwaltung als auch bei Unternehmen, Interessensvertretungen und Organisationen,
- kontinuierlich Öffentlichkeits- und Medienarbeit machen,
- eigene Veranstaltungen organisieren und Vorträge bei Fachveranstaltungen halten,
- jährlich den VCÖ-Mobilitätspreis durchführen, der Österreichs größter Wettbewerb für nachhaltigen Verkehr ist.
Die von uns erstellten Grafiken, Factsheets und Publikationen sind für alle frei zugänglich, werden häufig nachgefragt und unterstützen den Einsatz anderer – ob in Politik, Schulen und Universitäten, Unternehmen oder von lokalen Initiativen. Der Fokus des VCÖ liegt dabei stets auf konstruktiver, lösungsorientierter Kommunikation.
Die Probleme des heutigen Verkehrssystems sind vielfältig. In Österreich ist der Aufholbedarf beim Klimaschutz im Verkehrsbereich besonders groß. Lösungsvorschläge liegen auf dem Tisch und viele nationale und internationale Beispiele zeigen, wie effizienter, klimaverträglicher Verkehr aussehen kann. Es gilt nun, vom Wissen rasch ins Tun zu kommen. Anhand verschiedener Schwerpunkte zeigte der VCÖ im Jahr 2022 auf, was bereits heute möglich ist und welche Schritte als nächstes zu setzen sind.
Gesunde Städte mit gesunder Mobilität
Jedes Jahr werden die Folgen der Klimakrise deutlicher spürbar. Die Anzahl der Hitzetage und Unwetter steigt. Viele Maßnahmen der Verkehrswende sind in Städten schnell umsetzbar und haben mehrfache Wirkung. Der VCÖ hat sich mit diesen Maßnahmen auseinandergesetzt und gelungene Beispiele gesammelt. Über eine Online-Karte, in die Interessierte Positiv- und Negativbeispiele aus ihrem Umfeld eintragen konnten, wurden Problemstellen in allen Bundesländern gesammelt. Factsheets zu Gehen und Radfahren waren weitere Elemente dieses VCÖ-Schwerpunkts.
Mobilitätsgarantie umsetzen
Im Sinne einer Mobilitätsgarantie sollten alle Menschen auch ohne Besitz eines Privat-Pkw in der Lage sein, ihre alltäglichen Ziele zu erreichen. Mehrere Veröffentlichungen beleuchteten die Aspekte einer gelungenen Mobilitätsgarantie, etwa die Frage, wie diese außerhalb der Ballungsräume ermöglicht werden kann und welche beliebten Ausflugziele in Österreich gut ohne eigenes Auto erreichbar sind. Umfragen und Fachveranstaltungen zum Thema gehörten ebenfalls zu den Aktivitäten.
Am VCÖ-Bahntest 2022 nahmen über 9.300 Fahrgäste in den Zügen von zehn Bahnunter-nehmen teil. Der VCÖ-Bahntest zeigt auf, welche Verbesserungen Fahrgästen besonders wichtig sind.
Gesellschaftliche Vielfalt und Mobilität
Die gesellschaftliche Vielfalt spiegelt sich derzeit nicht in Verkehrsplanung und Verkehrspolitik wider. So werden etwa die vielfältigen Wege von Personen mit Betreuungspflichten in der Verkehrsplanung viel zu wenig berücksichtigt. Die Bedürfnisse von Kindern und Älteren sowie Personen mit Behinderungen werden im jetzigen Mobilitätssystem oft übersehen. Eine VCÖ-Publikation und Fachgespräche widmeten sich diesem wichtigen Thema. Zu den Mobilitätsbedürfnissen von Kindern und Jugendlichen wurde ein Factsheet veröffentlicht. Ein VCÖ-Magazin brachte Frauen in der Verkehrsplanung vor den Vorhang.
Kreislaufwirtschaft und Kostentransparenz
Kreislaufwirtschaft ist in vielen wirtschaftlichen Bereichen bereits ein bekanntes und viel diskutiertes Konzept. Für den Verkehrssektor jedoch sind die Möglichkeiten einer Kreislaufwirtschaft bisher wenig beachtet worden. Im Rahmen einer Factsheet- Reihe hat sich der VCÖ daher im Jahr 2022 mit verschiedenen Aspekten dieses Themas beschäftigt, etwa mit der Konstruktion von E-Pkw im Sinne der Kreislaufwirtschaft oder mit der Frage, wie regionale Kreisläufe den Verkehrsaufwand reduzieren.
Ein zentraler Aspekt der VCÖ-Arbeit im Jahr 2022 war das Thema der gesellschaftlichen Kosten des Verkehrs. Die externen Kosten des Verkehrs sind noch lange nicht in die Preise im Verkehrs- und Transportbereich internalisiert, somit gibt es keine Kostenwahrheit. Welche Probleme sich daraus ergeben, hat der VCÖ aufgearbeitet und auch im Rahmen einer Fachveranstaltung präsentiert.
Weitere VCÖ-Aktivitäten im Jahr 2022
Auch zu den stets aktuellen Themen Flugverkehr und Straßengüterverkehr arbeitete der VCÖ im Jahr 2022. Fachveranstaltungen, Netzwerk-Treffen und ein Factsheet zum Thema Ladeinfrastruktur für E-Lkw gehörten zu den VCÖ-Aktivitäten.
Der VCÖ-Mobilitätspreis 2022 stand unter dem Motto „Verkehrswende umsetzen“. 384 Projekte und Konzepte wurden bei Österreichs größtem Wettbewerb für ökologisch verträgliche Mobilität und nachhaltigen Gütertransport eingereicht.
Intensive Presse- und Medienarbeit begleitete die VCÖ-Maßnahmen des gesamten Jahres. Bei Medien wird die kompetente und sorgfältige Arbeit des VCÖ geschätzt und seine Expertise häufig angefragt.
Der Einsatz für eine nachhaltigere, gerechtere Verkehrswelt braucht einen langen Atem. Im Jahr 2023 begeht der VCÖ sein 35-jähriges Bestehen: Seit dem Jahr 1988 setzt sich das VCÖ-Team konsequent für eine Mobilität mit Zukunft ein.
Die VCÖ-Arbeit zeigt Wirkung: langjährige Forderungen des VCÖ werden nach und nach umgesetzt. So war es etwa ein dringendes Anliegen des VCÖ, das Öffi-Jobticket attraktiver zu machen, damit mehr Menschen ohne finanziellen Nachteil vom Privat-Pkw auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen können. Dies wird nun endlich umgesetzt und die Kombination von Jobticket und Pendelpauschale wird nachgebessert.
Auf Ebene der EU-Gesetzgebung ist der VCÖ gemeinsam mit seiner Dachorganisation Transport & Environment aktiv. Auch hier gibt es Erfolge: Ab 2035 sollen in der EU nur noch neue Pkw verkauft werden, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen.
Dies sind nur wenige aktuelle Beispiele, die zeigen, dass sich der VCÖ-Einsatz auszahlt. Möglich ist er nur dank unserer Unterstützerinnen und Unterstützer. Sie machen es möglich, dass sich der VCÖ auch im Jahr 2023 mit ganzer Kraft für eine bessere Verkehrswelt einsetzen kann.
VCÖ-Grafiken können kostenlos genutzt und weiterverbreitet werden. Damit die Nutzungsrechte noch übersichtlicher für alle Interessierten sind, verwendet der VCÖ seit November 2022 für Grafiken die Creative Commons-Lizenz CC BY-ND.
Der VCÖ strebt eine ausgewogene Finanzierung aus verschiedenen Quellen an. Doch nur dank der Unterstützung durch Privatpersonen kann sich der VCÖ auch weiterhin unabhängig für das Ziel einer besseren Verkehrswelt einsetzen.
Auch am VCÖ ist die Teuerungswelle der letzten Monate nicht spurlos vorübergegangen. Die finanziellen Mehrbelastungen stellen uns bereits im Jahr 2023 vor neue Herausforderungen.
Der Einsatz des VCÖ für eine faire und klimaverträgliche Mobilität ist nur durch Spenden und jährliche Beiträge von Privatpersonen möglich. Mit dieser Unterstützung kann sich der VCÖ unabhängig und mit ganzer Kraft für Verbesserungen im Verkehrsbereich einsetzen.
Die Unterstützung durch Spenden wird auch in Zukunft entscheidend für einen erfolgreichen VCÖ-Einsatz sein. Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind von der Steuer absetzbar. Dabei meldet der VCÖ die Spenden am Beginn eines Kalenderjahres an das Finanzamt. So wird die steuerliche Absetzbarkeit für die Unterstützerinnen und Unterstützer noch einfacher.
Allen, die uns im Jahr 2022 mit ihrer Spende unterstützt haben, und allen, die auch in Zukunft den VCÖ-Einsatz möglich machen, ein herzliches Dankeschön!
„Verkehrswende umsetzen – klimaverträglich und energieeffizient“ – das ist das Motto, unter das der VCÖ im Jahr 2023 seine Tätigkeit stellt. Diese Vision werden wir aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, denn es braucht ein breites Spektrum an Ideen und Maßnahmen, um den Verkehr in Österreich zu transformieren. Die VCÖ-Themenschwerpunkte 2023 beleuchten nicht nur die Situation und Lösungsmöglichkeiten für Städte, sondern auch in den Regionen. Wir werden uns mit den Möglichkeiten des betrieblichen Mobilitätsmanagements beschäftigen und einen kritischen Blick auf die Abhängigkeit des Verkehrs von fossiler Energie werfen.
Mobilitätswende in der Region umsetzen
Mobilitätsgarantie meint, dass alle Menschen ihre Alltagswege gut bewältigen können, ohne ein Auto besitzen zu müssen. Außerhalb der Ballungsräume stellt dies vielfach noch ein Problem dar. Die Umsetzung einer flächendeckenden Mobilitätsgarantie steht im Regierungsprogramm der aktuellen Bundesregierung und wurde vom „Klimarat der Bürgerinnen und Bürger“ empfohlen. Aspekte wie Umsetzbarkeit, Mindestanforderungen und Finanzierung einer solchen Mobilitätsgarantie auch in den Regionen wird der VCÖ im Jahr 2023 beleuchten.
Verkehrsberuhigung innerorts als Standard
Eine vorausschauende Verkehrsplanung stellt die Menschen in ihr Zentrum. Im Sinne von Verkehrssicherheit, Gesundheit und Lebensqualität bedeutet das, Verkehrsberuhigung innerorts zum Standard zu machen. Ein Kernpunkt dabei: Es muss für Städte und Gemeinden einfacher werden, Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit im Ortsgebiet umzusetzen. Der VCÖ wird aufzeigen, welche Ansatzpunkte es für eine menschenfreundliche Verkehrsgestaltung gibt und welche Vorteile Temporeduktion mit sich bringt.
Betriebliches Mobilitätsmanagement
Arbeits- und Dienstwege sind werktags der häufigste Mobilitätszweck und werden oft alleine im Auto zurückgelegt. Gleichzeitig bieten Arbeitswege beste Voraussetzungen für effiziente, gemeinschaftliche Lösungen. Betriebliches Mobilitätsmanagement bringt Vorteile für Unternehmen, Beschäftigte und die Umwelt. Um dieses Potenzial bestmöglich nutzen zu können, muss betriebliches Mobilitätsmanagement zum Standard werden.
Energieverbrauch des Verkehrs reduzieren
Verkehr ist der Hauptverursacher von Österreichs Erdölabhängigkeit. Die aktuelle Energiekrise hat deutlich gezeigt, dass die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus mehreren Gründen problematisch ist. Die Strategie „Vermeiden - Verlagern - Verbessern“ gilt es konsequent und in allen Teilbereichen des Verkehrs umzusetzen, in der Personenmobilität wie im Gütertransport. Welche Optionen gibt es die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern im Verkehr zu reduzieren? Was sind die Vor- und Nachteile verschiedener Technologien? Mit diesen Fragen wird sich der VCÖ im Jahr 2023 intensiv auseinandersetzen.
Urbanen Gütertransport auf Klimakurs bringen
Urbaner Gütertransport nimmt zu. Online-Bestellungen von Waren und alltäglichen Einkäufen, Essensbestellungen, Lieferverkehre für Wirtschaft und Handel – all das stellt urbane Zentren vor große Herausforderungen. Innovative Logistik-Konzepte und emissionsfreie Zustellfahrzeuge haben großes Potenzial, urbanen Gütertransport effizienter und klimaverträglicher zu gestalten. Diesen Herausforderungen und
Potenzialen will der VCÖ nachgehen.
Ulla Rasmussen, VCÖ-Geschäftsführung:
„Faktenbasiert, konsequent, konstruktiv – seit 35 Jahren setzt sich der VCÖ für nachhaltige und sozial faire Mobilität ein. Dafür brauchen wir weiterhin Ihre Unterstützung. Ihre Spende macht die wichtige VCÖ-Arbeit möglich. Vielen Dank!“
Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind steuerlich absetzbar. Registrierungsnummer: NT2247
Spenden-Konto: Erste Bank, IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200, BIC: GIBAATWWXXX
Verantwortlich für Spendenwerbung: Florian Leppla
Verantwortlich für Spendenverwendung: Heidrun Kuzma
Verantwortlich für Datenschutz: Christoph Hörhan