Vorwort

Porträt-Foto, das VCÖ-Geschäftsführerin Ulla Rasmussen zeigt
Ulla Rasmussen, VCÖ-Geschäftsführung

Lange Zeit wurde die Verkehrsplanung nach dem Lebensentwurf eines Mannes ausgerichtet, der mit dem Auto in die Arbeit fährt. Es waren vor allem Männer, die planten, und zwar für das, was sie kannten. So wurde wenig Rücksicht auf Radfahrende und Gehende genommen und gar nicht auf Kinder. Mit dem Resultat haben wir alle zu kämpfen: Straßen, auf denen das Auto den meisten Platz bekommt, das mit einem so hohen Tempo fahren darf, dass bewegungsaktive Mobilität erschwert und zudem gefährlich wird. Schulwege, die nicht zu der für die Kindesentwicklung so wichtigen selbständigen Mobilität anregen. Zusätzlich hohe Treibhausgas- Emissionen, schlechte Luftqualität, Lärmbelastung und viel zu viele Menschen, die durch den Verkehr verletzt oder gar getötet werden.

Verkehrsplanung braucht heute mehr Mut und Rücksicht auf die Vielfalt!

Das Leben und die Menschen sind allerdings wesentlich vielfältiger. Es bestehen viele Mobilitätsbedürfnisse abseits des Autofahrens und abseits davon, pro Tag nur den einen Weg zur Arbeit zu haben. Die Berücksichtigung dieser Bedürfnisse ist daher ein wichtiger Beitrag zur Chancengleichheit und bringt nicht nur einer einzigen Zielgruppe, sondern der Gesellschaft insgesamt was. Verkehrsplanung braucht heute mehr Mut und Rücksicht auf die Vielfalt! Wie kommen wir nun dorthin? Der erste Schritt ist, sich bewusst zu werden, dass es mehr Lebensentwürfe, mehr Lebensabschnitte als den aktuell eigenen gibt, und diese sind schon bei der Planung mitzudenken. Um die gesellschaftliche Vielfalt besser zu erfassen, sollten möglichst vielfältige Gruppen schon bei der Planung konkret eingebunden sein. Das sichert letztendlich auch den Erfolg und die Akzeptanz des Angebots. Ein Mobilitätssystem, das es Kindern wie Erwachsenen ermöglicht, selbständig, gefahrlos und aktiv unterwegs zu sein. Ein Verkehrssystem, das durch so wenig Barrieren wie nur möglich, so viele Menschen wie möglich, so oft wie möglich nutzen können – so ein Mobilitätssystem, so eine Verkehrswelt ist für uns alle von Vorteil. Und hilft uns nebenbei auch gegen die Klimakrise und gegen die Erdölabhängigkeit.