Das Prinzip der "Schwammstadt" gegen urbane Hitze

August 2019

Die Klimakrise erfordert rasches Umdenken in der Stadtplanung und eine drastische Reduktion des Hitzetreibers Kfz-Verkehr

Mit 2,7 Grad Celsius über dem Durchschnitt war der Sommer des Jahres 2019 der zweitwärmste seit Messbeginn im Jahr 1767. Im Juli diesen Jahres gab es in vielen Orten Österreichs bereits bis zu zehn Hitzetage mehr als normalerweise im ganzen Sommer.

Besonders betroffen von der Hitze sind die Städte, in denen wegen ihrer dichten Bebauung höhere Temperaturen entstehen als im Umland. Dieser Wärmeinseleffekt macht bis zu zehn Grad Temperaturunterschied aus. Die tagsüber aufgeheizten Oberflächen behindern die nächtliche Abkühlung und führen zu immer häufigeren und längeren Phasen, in denen die Tiefsttemperatur auch nachts nicht unter zwanzig Grad sinkt.

Um den Hitzestress zu reduzieren, greifen Städte zu verschiedenen Maßnahmen: weiß bemalte Straßen in Los Angeles reduzieren die Oberflächentemperatur von rund 80 Grad auf 45 Grad. Unerreicht bleibt jedoch der Kühleffekt von Grünflächen, die eine Oberflächentemperatur von lediglich 29 Grad aufweisen. Eine grüne Wand mit 850 Quadratmeter Fläche kühlt laut der Wiener Umweltschutzabteilung MA 22 so gut wie 75 Klimageräte, die mit 3.000 Watt acht Stunden laufen.

Ein weitergehenderer Ansatz ist das Prinzip der „Schwammstadt“. Versiegelte und verdichtete Böden werden dabei durchlässig gestaltet, um ein besseres, gleichmäßigeres Versickern von Niederschlag im Straßenuntergrund zu gewährleisten. Mehr Platz im Wurzelraum erleichtert vor allem empfindlichen jungen Bäumen gesundes Wachstum. Das locker-poröse Spezialsubstrat kann zudem große Mengen Regenwasser speichern. Bei Hitze verdunstet dieses wieder und kühlt die Umgebung.

In Graz gibt es seit 2017 eine solche „Schwamm-Allee“, in der Wiener Seestadt Aspern wurde das Prinzip großflächig in die Gestaltung des öffentlichen Raumes integriert und soll bis 2020 umgesetzt werden.

Langfristig gedachte, vorausschauende Maßnahmen für die Erreichung der Klimaziele sind für die sofortige Umsetzung im Instrumentarium der Stadtplanung zu verankern. Vor allem im Bestand wird dabei kein Weg vorbeiführen den Kfz-Verkehr drastisch zu reduzieren, der durch Flächenverbrauch, Bodenversiegelung, Wärmeabstrahlung und Luftschadstoffe die urbane Hitze verstärkt.

Wie die Umgestaltung von Straßen für gesunde und lebenswerte Städte sorgt, können Sie in der aktuellen VCÖ-Publikation nachlesen.

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VCÖ: Asphaltwüsten verschärfen Hitzebelastung - bereits 2.400 Quadratkilometer Österreichs durch Bau und Verkehrsflächen versiegelt

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Foto: Sarah Duit

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