Von Katharina Jaschinsky (VCÖ - Mobilität mit Zukunft), Juli 2024
Der Verkehr ist für rund die Hälfte der Personen, die angeben von Lärm belastet zu sein, die Hauptursache. Insbesondere der andauernde Lärm durch Kraftfahrzeuge ist für viele Menschen ein Ärgernis: Pkw gehören zu den am häufigsten genannten Ursachen für Lärmstörung. Aber auch Lkw, Busse, Mopeds und Motorräder gelten als zu laut, und das überproportional zur Fahrleistung.1
Motorräder werden noch öfter als Haupt-Lärmquelle genannt als der Flug- oder Schienenverkehr.2 In der warmen Jahreszeit nehmen die Motorradfahrten und damit der Motorradlärm zu. Besonders entlang beliebter Ausflugsrouten sind Anrainerinnen und Anrainer einer hohen Lärmbelastung ausgesetzt. Lärm ist aber nicht nur ein Ärgernis, sondern ist gesundheitsschädlich.
Dauerhafter Verkehrslärm verursacht Stress, steigert das Risiko für Typ-2-Diabetes, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Demenz.3,4 Die Lernfähigkeit von Kindern wird durch Lärm ebenfalls beeinträchtigt.5 Auch Tiere spüren die Folgen von Lärm und meiden beispielsweise laute Straßen, sodass sich ihr Lebensraum weiter einschränkt.6
Gerade für laute Motorräder und auch Mopeds mit Verbrennungsmotor gibt es mit E-Motorrädern bzw. E-Mopeds eine weniger belastende Alternative. Im Gegensatz zu Pkw gibt es für die Hersteller von Motorrädern keine EU-Vorgaben für die Reduktion der CO2-Emissionen der Fahrzeugflotte.7 Solche regulatorischen Vorgaben wären jedoch sinnvoll, damit E-Motorräder attraktiver werden und dadurch das Angebot rasch erweitert wird.
Bei Pkw reduziert E-Antrieb den Lärm nur bei niedrigem Tempo
Bei Pkw sind E-Antriebe nur bei niedrigen Geschwindigkeiten ein Vorteil: je nach Fahrzeugmodell überwiegen ab etwa 30 bis 35 Kilometern pro Stunde die Abrollgeräusche der Reifen. E-Pkw können also nur in Verbindung mit Verkehrsberuhigung die Lärmbelastung verringern.
Lärmmindernde Straßenbeläge wirken breitflächig
Lärmarme Straßenbeläge wie der sogenannte Flüsterasphalt fangen durch die Poren Reifengeräusche ab. Ein Beispiel: auf einer geraden Straße beträgt der Tageslärmpegel bei Tempo 50 und 10.000 Kfz pro Tag (davon 1.000 Lkw) rund 67 Dezibel. Wird statt Asphaltbeton ein offenporiger Asphalt verlegt, reduziert sich der Tagespegel auf 63 Dezibel.8Auf das Gehör wirkt dies wie eine Reduktion des Lärms um rund ein Viertel.9
Solche lärmarmen Beläge bieten insbesondere bei hohem Schwerverkehrsanteil Vorteile. Hier werden nämlich auch die Erschütterungen und niedrigfrequenten Töne, die Lkw und Busse auslösen und als sehr störend empfunden werden, wesentlich reduziert.10 Bei Straßensanierungen auf Strecken, die mit vielen schweren Fahrzeugen befahren werden, lohnt sich also der Umstieg auf lärmmindernde Straßenbeläge.
Schwellenwerte für Lärm sind in Österreich zu hoch
In Österreich zählen Personen als betroffen von Straßenverkehrslärm, wenn sie einem Dauerschallpegel von mindestens 60 Dezibel im Tagesverlauf oder 50 Dezibel in der Nacht ausgesetzt sind.11 Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden Werte unter 53 Dezibel im Tagesverlauf und unter 45 Dezibel nachts nachdrücklich empfohlen. Diese Unterschiede sind bedeutend: Die Dezibel-Skala ist logarithmisch, so werden zehn Dezibel zusätzlich in etwa wie eine Verdopplung der Lautstärke wahrgenommen. Viele gelten in Österreich also erst als betroffen, wenn sie einer deutlich höheren Verkehrslautstärke ausgesetzt sind, die gesundheitsschädlich ist. Die Sanierungsgrenzwerte und die Schwellenwerte für die Aktionspläne sind daher zu senken.
Die gute Nachricht ist, dass die notwendigen Mittel zur Reduktion von Verkehrslärm verfügbar und praxiserprobt sind: Der Umstieg auf E-Antriebe in Verbindung mit Verkehrsberuhigung und der Einsatz von lärmmindernden Technologien muss weiter vorangetrieben werden. Die gesundheitsschädlichen Wirkungen von Lärm können somit effizient eingedämmt werden.
Quellen
Quellen
1
Statistik Austria: Umweltbedingungen, Umweltverhalten 2019. Ergebnisse des Mikrozensus. Wien: 2020.
European Comission, Directorate-General for Mobility and Transport u.a.: Handbook on the external costs of transport - Version 2019 - 1.1. Luxembourg: Publications Office of the European Union, 2020. Stand 09.04.2024.
Münzel T. u.a.: The Adverse Effects of Environmental Noise Exposure on Oxidative Stress and Cardiovascular Risk. In: Antioxid Redox Signal 28 (2018), S. 873-908. Stand 09.04.2024.
Shannon G. u.a.: A synthesis of two decades of research documenting the effects of noise on wildlife. In: Biological Reviews 91 (2016), S. 982-1005. Stand 09.04.2024.
Lercher P.: Combined transportation noise exposure in residential areas. In: Encyclopedia of Environmental Health - Second Edition (2019), S. 695-712. Stand: 18.04.2024.
VCÖ (Wien, am 11. Februar 2025) – Laut Statistik Austria waren im heurigen Jänner 3.822 der 20.448 Pkw-Neuzulassungen Elektroautos. Damit waren 18,7 Prozent der Neuwagen Elektroautos. Der Anteil der E-Pkw ist gegenüber dem Jänner des Vorjahres zwar gestiegen, im europäischen Vergleich hat Österreich zum Spitzenfeld aber noch viel aufzuholen, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. In Norwegen waren im Jänner 96 Prozent der Neuwagen Elektroautos, in Dänemark, dem EU-Spitzenreiter, 64 Prozent. Im Vergleich zu Benzin- und Diesel-Pkw benötigen Elektroautos im Schnitt um zwei Drittel weniger Energie, verursachen in ihrer Gesamtbilanz um mehr als die Hälfte weniger CO2 und reduzieren Österreichs Abhängigkeit von teuren Rohöl-Importen. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um die Energiewende bei den Pkw zu beschleunigen.
VCÖ (Wien, 24. Jänner 2025) – 113.304 SUV und Geländewagen wurden laut Statistik Austria im Vorjahr neu zugelassen, so viele wie noch nie, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Im Bundesländer-Vergleich wurden in Wien die meisten SUV neu zugelassen. Bei den Antriebsformen ist der SUV-Anteil bei Plug-In Hybrid-Pkw am höchsten und bei E-Pkw am zweithöchsten. Der VCÖ warnt davor, bei Elektroautos die gleichen Fehler zu machen wie bei Diesel-Pkw. Insgesamt ist der durchschnittliche Spritverbrauch der neuzugelassenen Benzin- und Diesel-Pkw mit rund sechs Liter nach wie vor hoch.