Lkw-Transit: Hohe Emissionen und Engpässe erfordern mehr Schienenkapazität
Von Katharina Jaschinsky (VCÖ - Mobilität mit Zukunft), Jänner 2025
Die Sanierung der Luegbrücke, der längsten Brücke der Brennerautobahn, verdeutlicht einmal mehr, dass in Europa mehr Schienenkapazitäten benötigt werden.
Im Jahr 2023 ging in Österreich der Lkw-Transit zwar um drei Prozent zurück. Der Anteil des Transits am gesamten Transportaufwand war jedoch in den vergangenen Jahren so hoch wie nie zuvor. Im Jahr 2023 machte der Transitverkehr bereits 36 Prozent des Güterverkehrs auf Österreichs Straßen aus. Damit übertraf der Transit den Inlandverkehr mit 33 Prozent, der restliche Anteil entfällt auf Import- und Exportverkehr.1
Transitverkehr als Kostenfaktor
Mit seinem hohen Anteil am gesamten Transportaufwand trägt der Lkw-Transit erheblich zur Belastung von Umwelt und Bevölkerung bei – und das kommt Österreich teuer zu stehen. Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO aus dem Jahr 2021 zeigt, dass die Erlöse aus Steuern und Straßenbenutzungsgebühren nur 36 Prozent der durchschnittlichen externen Kosten des Straßengüterverkehrs abdecken.2 Seit dem Jahr 2024 wird zwar zusätzlich ein CO2-Aufschlag auf die Lkw-Maut eingehoben, allerdings zeigen Berechnungen des Umweltbundesamtes, dass im Jahr 2025 etwa 161 Millionen Euro (Preisniveau aus dem Jahr 2021) nicht internalisiert sein werden und damit die Allgemeinheit belasten.3 Umgerechnet auf den Anteil am Transportaufwand entfallen demnach etwa 58 Millionen Euro an nicht internalisierten Kosten im Jahr 2025 auf den Transitverkehr.
Straßensanierungen zeigen weitere Problemstellen auf
Die Luegbrücke in Tirol ist ein zentraler Bestandteil der Brenner-Route und somit einer der wichtigsten Verbindungen zwischen Nord- und Südeuropa. Nachdem die Brücke in den 1960er gebaut wurde, ist eine Renovierung dringend notwendig. Die Sanierungsarbeiten und die damit verbundenen Fahrbeschränkungen, bei denen die Brücke teilweise nur einspurig befahrbar ist, verdeutlichen, dass die Infrastruktur und Ausweichkapazitäten – insbesondere für den kombinierten Verkehr – an ihre Grenzen stoßen. Gerade für langstreckige Transitfahrten ist die Schiene die mit Abstand energieeffizienteste und klimaverträglichste Transportart, doch oft mangelt es an ausreichenden Kapazitäten und an internationaler Zusammenarbeit. Es ist höchste Eisenbahn, das zu ändern.
Kapazität im Schienengüterverkehr erhöhen
80 Prozent der Schienengüterverkehrsleistung in Österreich entfallen auf internationale Verkehre.4Damit hat die Abwicklung an der Grenze eine hohe Bedeutung, gleichzeitig ist das aber auch eine der größten Schwachstellen. Lange Wartezeiten an den Grenzen aufgrund von verschiedenen Betriebsvorschriften führen zu Kapazitätsverlusten. Wichtig ist sowohl in den Quell-, als auch den Zielländern die Kapazitäten zu erweitern – und zwar nicht nur an Schieneninfrastruktur, sondern insbesondere auch an Terminals und Umschlagsplätzen.
Maßnahmen, um Schienengüterkapazität zu steigern, sind vielfältig
Damit Transporte erfolgreich auf die Schiene verlagert werden können, braucht es neben fairen Wettbewerbsbedingungen im Straßentransport auch mehr Schienenkapazität. Neben dem Bau von neuen Schienen gibt es auch noch andere Möglichkeiten, um die Kapazität zu erhöhen. Einerseits braucht es mehr Ausweichgleise, damit der Güterverkehr dem Personenverkehr ausweichen kann. Andererseits muss die Schieneninfrastruktur auch für längere Güterzüge kompatibel sein. Eine Erweiterung der Kapazität an Terminals ist notwendig, um ausreichend Platz für den Umschlag zwischen Lkw und Bahn zu schaffen. Vor allem die Umrüstung auf technische EU-Standards zur Zugsicherung und Kommunikation ist wichtig um die Effizienz, und damit auch die Kapazität der Schiene im internationalen Verkehr zu erhöhen. Hier spielen auch die Vorgaben des transeuropäischen Verkehrsnetzes eine Rolle, bei denen die Mitgliedsstaaten ihren Verpflichtungen nachkommen müssen. So können nationale Bahnprojekte nur erfolgreich laufen, wenn auch die Zuläufe im Ausland funktionieren. Optimierungen in der betrieblichen Abwicklung, darunter zählen einheitliche Betriebsvorschriften und eine effizientere Trassenkoordinierung können genauso wie Automatisierung und Digitalisierung erheblich zu Effizienzsteigerungen beitragen.
Fazit: Kapazitäten ausbauen, um Güterverkehr klimaverträglich zu gestalten
Die zunehmenden Belastungen durch den Straßengüterverkehr erfordern rasche Maßnahmen der Politik und auch der Unternehmen. Neben fairen Wettbewerbsbedingungen – etwa durch die Internalisierung externer Kosten und mehr Schwerverkehrskontrollen – ist auch die gezielte Ansiedelung von Industriebetrieben in der Nähe von Schienennetzen ein wichtiger Schritt. Zentral bleibt jedoch der Ausbau der Schienenkapazitäten, um eine klimaverträgliche Alternative zum Straßenverkehr zu schaffen. Mehr Informationen finden Sie im aktuellen VCÖ-Factsheet.
Quellen
Quellen
1
Statistik Austria: Güterverkehr auf Österreichs Straßen. (Stand: 03.01.2025).
Frei E. u.a.: Analyse der externen Kosten des Schwerverkehrs am Autobahn- und Schnellstraßennetz in Österreich. Grundlagen für die nationale Umsetzung der Änderungsrichtlinie (EU) 2022/362 ("EU-Wegekostenrichtlinie NEU"). Wien: Umweltbundesamt, 2023.
VCÖ (Wien, 13. November 2025) - Angesichts der sich verschärfenden Budgetkrise und Klimakrise ist der massive Autobahn- und Schnellstraßenausbau unverständlich, stellt der VCÖ zu den heute präsentierten Plänen fest. Während der U-Bahn Ausbau in Wien und andere Schieneninfrastrukturprojekte aus finanziellen Gründen verschoben werden, sollen nun weitere Milliarden Euro in den Ausbau von Autobahnen und Schnellstraßen fließen. Und das, obwohl Österreich ohnedies ein bereits sehr gut ausgebautes Autobahn- und Schnellstraßennetz hat und auf Österreich eine sehr teure Sanierungswelle zurollt. Für eine fundierte Entscheidungsgrundlage hätte zudem auch der volkswirtschaftliche Nutzen der Alternativvarianten mit verstärktem Ausbau des Öffentlichen Verkehrs geprüft werden müssen.
VCÖ (Wien, 8. Oktober 2025) – Die Treibhausgasemissionen von Klein-Lkw sind in Österreich seit dem Jahr 1990 um 68 Prozent auf zuletzt mehr als 1,7 Millionen Tonnen gestiegen und damit prozentuell stärker als der CO2-Ausstoß des Verkehrs insgesamt. Bei der Reduktion der CO2-Emissionen der Klein-Lkw ist die Erhöhung des Elektro-Transporter Anteils eine zentrale Maßnahme, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Doch nach der Abschaffung der NoVA für Diesel-Klein-Lkw per 1. Juli 2025 ist der Anteil der Elektro-Transporter eingebrochen: Nach 18 Prozent im 1. Halbjahr fiel ihr Anteil im Juli auf sechs Prozent und im August auf acht Prozent. Der VCÖ weist darauf hin, dass in den Niederlanden bereits 83 Prozent der neuzugelassenen Klein-Lkw nur mit Strom fahren.