Von Katharina Jaschinsky (VCÖ - Mobilität mit Zukunft), Dezember 2023
Bei der Verknüpfung von Bahn und Bus gibt es in Österreich noch vielerorts Verbesserungsbedarf. Ein integrierter Takt von Bahn und Bus ist ebenso anzustreben wie bei Verspätungen eine flächendeckende Anschlusssicherung.
Guter regionaler Busverkehr ist ein Leistungsträger der regionalen Mobilitätsversorgung und so wie ärztliche Versorgung ein Element der Daseinsvorsorge.1 Im Nahverkehr erbringen Regionalbusse in Österreich mit 44 Prozent fast die Hälfte der gesamten Angebotskilometer.2
Flexibilität von Bussen als Vorteil
Busse ermöglichen auch kurzfristige Anpassungen oder zusätzliche Verkehre wie Schibusse oder Shuttledienste bei Veranstaltungen. Sind verschiedene Busgrößen verfügbar, erhöht das die Flexibilität zusätzlich. Wendige Kleinbusse sind auf schmäleren Straßen peripherer Gebiete oft im Vorteil. Mit unterschiedlich großen Bussen kann zudem auf variierende Nachfrage reagiert werden. Am Wochenende etwa können, wenn vorhanden, kleinere Modelle zum Einsatz kommen als an Werktagen. Umgesetzt wird das beispielsweise bereits im niederösterreichischen Traisental.
Grafik: VCÖ 2023
Systemisch betrachtet ist ein gutes Angebot an Linienverkehr jedoch oft auch dann sinnvoll, wenn die Linien an Randzeiten wenig ausgelastet sind. Fehlt an Randzeiten und Wochenenden ein komfortables Angebot öffentlicher Verkehrsmittel, weichen viele auf den Pkw aus und nutzen diesen gewohnheitsmäßig auch werktags bei gutem Angebot. Ein gutes Angebot an Randzeiten erhöht die Nutzung in der Hauptverkehrszeit.3
Verknüpfung von Bus und Bahn optimieren
Attraktiver Busverkehr zeichnet sich neben dem Angebot auch durch optimale Verknüpfung mit dem Bahn-Angebot aus. Fahrgäste müssen sich auf das Funktionieren der gesamten Mobilitätskette verlassen können.
Mindeststandard für eine gute Bahn-Bus-Verknüpfung sind eine gute Ausschilderung und kurze Wege zu den einzelnen Verkehrsmitteln. Optimal ist, wenn Bushaltestelle und Bahnhof eine barrierefreie bauliche Einheit bilden – sei es mit Busterminal direkt neben den Gleisen wie am Bahnhof Seefeld in Tirol oder mittels gemeinsam von Bus und Bahn genutztem Fahrgaststeig samt Wartebereich wie an der Haltestelle Kammer-Schörfling in Oberösterreich.4,5
Taktfahrplan von Bahn und Bus
Die Verknüpfung von Bahn und Bus ist voranzutreiben. Ein gemeinsames Tarifsystem ist in Österreich dank der Verkehrsverbünde in den Bundesländern umgesetzt. Einen integrierten Takt zwischen Bahn und Bus – mit ebenfalls getakteten Bussen – gibt es aber noch nicht. Anders in der Schweiz. Dort verkehren die Bahn sowie die Überlandbusse der Post seit dem Jahr 1982 im sogenannten „integralen“ Taktfahrplan.
Anschlusssicherung flächendeckend umsetzen
Wenig etabliert ist in Österreich bislang eine Anschlusssicherung, die den Fahrgästen ein pünktliches Erreichen des Fahrziels gewährleisten soll. Die Fahrgäste sollen dabei trotz etwaiger Verspätungen zeitnah weiterkommen können.6
Voraussetzung ist eine gute Kooperation zwischen Bahn- und Busunternehmen. Es gibt zwar Schritte in diese Richtung, wie integrierte Informationsplattformen und gemeinsame Monitoranzeigen an Haltestellen, am Kernelement einer garantierten Reisekette mangelt es jedoch zumeist. Vorreiter bei der Anschlusssicherung ist der Verkehrsverbund Vorarlberg, der bereits Anfang der 2000er Jahre erste Versuche dafür unternommen hat. Im Verkehrsverbund Ost-Region bekommt auf etlichen Linien das Fahrpersonal am Bordcomputer Informationen über Verspätungen von Zubringern und wartet mit der Abfahrt bis zu zehn Minuten auf das verspätete Fahrzeug. Die Anschlusssicherung ist flächendeckend umzusetzen.
Wie zufrieden Fahrgäste mit dem regionalen Busangebot sind und welche Verbesserungen gewünscht sind erhebt der VCÖ im Rahmen einer Umfrage. Hier an der Umfrage teilnehmen.
1: FLADEMO: Wissensstand Mobilitäts-Daseinsvorsorge und Nachhaltige Mobilität. Zwischenbericht V10. Wien: 2022. Weblink – Stand 13.09.2023 2: Mobilitätsverbünde Österreich: Datenauskunft auf Anfrage VCÖ. August 2023. 3: Innsbrucker Verkehrsbetriebe und Stubaitalbahn GmbH: Stellungnahme der IVB zur Auslastung der Busse in Innsbruck an den Gemeinderat. Innsbruck: 2022. Weblink – Stand 13.09.2023 4: MeinBezirk.at: Bahnhof Seefeld wurde „WM-fit“ gemacht. Telfs: 2018. Weblink – Stand 14.09.2023 5: salzi.at: ÖBB-Haltestelle Kammer-Schörfling feierlich eröffnet. Gmunden: 2014. Weblink – Stand 21.08.2023 6: Wikipedia: Anschlusssicherung. Weblink – Stand 14.09.2023
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VCÖ (Wien, 21. September 2023) – In Österreich werden pro Person mehr als doppelt so viele Kilometer mit Bahn, Bim und U-Bahn gefahren wie im EU-Schnitt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von nun veröffentlichten Daten der EU-Kommission zeigt. Mit 1.625 Kilometer pro Person und Jahr ist Österreich auf der Schiene der EU-Champion, europaweit hat die Schweiz mit 1.720 Kilometern die Nase vorne. Die Mobilitätsorganisation VCÖ betont, dass es in Österreich sowohl in den Ballungsräumen als auch in den Regionen häufigere Verbindungen braucht, um Verkehrsprobleme zu verringern und um das Klimaziel zu erreichen.
VCÖ (Wien, 18. September 2023) – Ein Haushalt in Österreich legte zuletzt im Schnitt 12.890 Auto-Kilometer pro Jahr zurück und damit um 1.020 Kilometer weniger als noch vor zehn Jahren, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Die Wiener Haushalte fahren mit Abstand am wenigsten mit dem Auto, aber auch die Haushalte von Vorarlberg, Salzburg und Tirol legen weniger Auto-Kilometer zurück als der Österreich-Schnitt. Für die Bevölkerung in den Regionen braucht es mehr öffentliche Verkehrsverbindungen, mehr Radwege und statt Zersiedelung die Stärkung der Ortskerne, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.