Wie beeinflusst der Kfz-Verkehr die städtische Hitzebelastung?
Von Katharina Jaschinsky (VCÖ - Mobilität mit Zukunft), Juli 2024
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zahl der Hitze-Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius in Österreichs Städten mehr als verdoppelt.1 Hitze ist ein erhebliches Gesundheitsrisiko, insbesondere für vulnerable Bevölkerungsgruppen. Der Kfz-Verkehr trägt nicht nur indirekt durch den CO2-Ausstoß zur Hitzebelastung bei. Die Hitzebelastung wird durch die beim Fahren vom Motor erzeugte Abwärme, die Schadstoffemissionen und durch die für Straßen und Parkplätze mit Asphalt versiegelten Flächen verstärkt.
Kfz-Verkehr verstärkt Hitze-Insel-Effekt
Der größte Faktor für die Wärmeentwicklung ist natürlich die Sonneneinstrahlung. Aber versiegelte Flächen und die Abwärme von Kfz-Verkehr und Gebäuden verstärken die Hitzebildung in den Städten. Versiegelte Flächen, wie Straßen oder Parkplätze, absorbieren die Sonneneinstrahlung und die von Menschen verursachten Wärme-Emissionen und speichern sie länger als beispielsweise Grünflächen. Wo kühlende Grün- und Wasserflächen fehlen und es keine ausreichende Luftzirkulation gibt kommt es in verbauten Gebieten zu Hitze-Inseln.2
Abwärme von Kfz ist von Effizienz abhängig
Beim Fahren entsteht Abwärme bei der Verbrennung von Treibstoff oder der Nutzung von Strom aus Batterien. Der Anteil der produzierten Abwärme hängt von der Effizienz des Fahrzeugs ab. Ausschlaggebend dafür sind unter anderem Antriebsform, Fahrzeuggröße und Geschwindigkeit. Die Verlustenergie – diese entspricht der Abwärme der Fahrzeuge – ist bei Diesel-Fahrzeugen um den Faktor 7 höher als bei elektrischen Fahrzeugen.3
Versiegelte Parkplätze sind Wärmespeicher
Die während des Fahrens erzeugte Wärme wird auch während des Parkens an die Umgebung abgegeben, wodurch sich diese erwärmt. Die meist mit Asphalt versiegelten Parkplätze speichern Wärme deutlich stärker als Schotter- oder Grünflächen. Zusätzlich behindern parkende Fahrzeuge die nächtliche Abkühlung des Straßenbelags. Grünflächen hingegen können weitgehend auskühlen.4
Große Grünflächen kühlen die Umgebung
Grüne Infrastrukturen wie Bäume, begrünte Dächer und Wände, Parks und Gärten tragen dazu bei, die Hitzebelastung in Städten zu mildern. Grün- und Wasserflächen reduzieren die Oberflächentemperatur im Vergleich zu bebauten Flächen um bis zu acht Grad Celsius. Grasland hat die geringste Wirkung, Wasserflächen die größte. Eine Erhöhung des Anteils grüner Flächen um zehn Prozentpunkte verringert die durchschnittliche Oberflächentemperatur um 0,4 Grad Celsius. Größere Grünflächen wie Parks reduzieren die Temperatur zusätzlich in ihrer bebauten Umgebung bis zu einer Entfernung von zwei bis drei Kilometern.5
Die Stadtplanung ist gefragt
Hitze ist bereits heute eine große Herausforderung und wird in den kommenden Jahrzehnten eine noch viel größere werden. Gleichzeitig nimmt die Anzahl vulnerabler Bevölkerungsgruppen durch den demographischen Wandel zu. Langfristig effektive Maßnahmen wie Begrünung statt Versiegelung brauchen Zeit, um ihr volles Potenzial zu entfalten und sollten daher rasch und unter Berücksichtigung der lokalen Anforderungen hochwertig – Stichwort Schwammstadtprinzip – umgesetzt werden.
Beispiele für erfolgreiche Entsiegelungsmaßnahmen gibt es bereits, etwa in Wiener Neudorf, wo eine Kfz-Fahrbahn in einen Grünstreifen umgewandelt wurde oder in Tulln, wo aus einem Parkplatz für rund 200 Pkw ein Park für die Bevölkerung wurde.6 Weitere Beispiele haben wir hier zusammengefasst.
Neben verstärkter Entsiegelung bestehender „Asphaltwüsten“ ist zusätzliche Versiegelung wertvoller Böden durch Straßen oder neue Parkplätze zu verhindern. Auch die Reduktion des Kfz-Verkehrs und die stärkere Verlagerung von Autofahrten auf Gehen, Radfahren oder Öffentlichen Verkehr tragen zur Reduktion der Hitzebelastung in Städten bei. Zusätzlich werden damit die Luftqualität, die Lebensqualität und die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner verbessert.
Amani-Beni, Majid, Biao Zhang, Gao Di Xie, and Yunting Shi. 2019. “Impacts of Urban Green Landscape Patterns on Land Surface Temperature: Evidence from the Adjacent Area of Olympic Forest Park of Beijing, China.” Sustainability (Switzerland) 11 (2).
VCÖ (Wien, 17. April 2024) – In den ersten drei Quartalen des Vorjahres ereigneten sich 64 Prozent der Verkehrsunfälle mit Personenschaden im Ortsgebiet, macht der VCÖ aufmerksam. Der Nationalrat behandelt heute die StVO-Novelle, die es den Gemeinden und Städten erleichtern wird, Tempo 30 umzusetzen. Die Mobilitätsorganisation VCÖ sieht darin einen wichtigen Schritt zu mehr Verkehrssicherheit, insbesondere für die Schwächsten im Verkehr. Mehr als 90 Prozent der Fußgängerunfälle ereignen sich im Ortsgebiet. Tempo 30 statt 50 halbiert den Anhalteweg, reduziert die Zahl der Unfälle, rettet Menschenleben.
VCÖ (Wien, 10. April 2024) - Viele Wienerinnen und Wiener sind nachhaltig mobil: Neun von zehn fahren zumindest gelegentlich mit den Öffis, mehr als die Hälfte nutzt das Fahrrad als Verkehrsmittel. Mit 74 Prozent legen die Wienerinnen und Wiener insgesamt fast dreimal so viele Alltagswege zu Fuß, mit Öffis und Fahrrad zurück wie mit dem Auto, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Die Ausgangslage ist also gut, dennoch gibt es natürlich auch in Wien noch Potenzial für mehr nachhaltige Mobilität. Der diesjährige VCÖ-Mobilitätspreis Wien steht deshalb unter dem Motto "Mobilität nachhaltig verbessern", der heute von Stadträtin Ulli Sima, dem VCÖ und den ÖBB gestartet wurde. Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass nachhaltige Mobilität nicht nur Treibhausgase reduziert, sondern auch Kosten. Im Nachhaltigkeit-Check der Mobilität stehen bewegungsaktive Mobilität sowie der Öffentliche Verkehr am Podest.