Von Sebastian Raho (VCÖ - Mobilität mit Zukunft), April 2025
Im Regierungsprogramm 2025 betont die Bundesregierung die volkswirtschaftliche Bedeutung des Flughafens Wien-Schwechat und der Regionalflughäfen. Gleichzeitig wird auch unterstrichen, den Bahnverkehr in Österreich weiterhin zu fördern – eine sinnvolle Zielsetzung, die für mehr nachhaltige Mobilität in Österreich steht.1
Jedoch gleichzeitig den Bahn- und Flughafenausbau zu fordern, steht in Widerspruch zueinander. Mehr Flugverkehr bedeutet mehr klimaschädliche Emissionen, mehr gesundheitsschädliche Schadstoffe und mehr Lärm für die Anrainerinnen und Anrainer. Wer die volkswirtschaftliche Bedeutung des Flugverkehrs betont, sollte bedenken, dass sich auch das Wirtschaftsleben an die Realität der Klimakrise anpasst.
Bei den Geschäftsreisen gibt es bereits eine Trendumkehr. Anteil und Anzahl der dienstlichen Flugreisen ist gesunken, während die Geschäftsreisen mit der Bahn deutlich gestiegen sind. Das Wirtschaftswachstum in Österreich entkoppelte sich in den letzten zehn Jahren von der Anzahl der Geschäftsreisen. Zwischen 2013 und 2023 sanken Dienstreisen um acht Prozent während das Bruttoinlandsprodukt um 47 Prozent stieg.2 Der Rückgang geschäftlicher Reisen ist ein längerfristiger Trend, beschleunigt durch den Umstieg auf Videokonferenzen.3 Das sind gute Nachrichten für den Klima- und Umweltschutz. Jetzt braucht es vorausschauende Politik, um diesen Trend weiter zu fördern.
Nachhaltigkeitsberichterstattung und klimaverträgliche Dienstreisen
Immer mehr Unternehmen erkennen, dass Flugreisen nicht wichtig für den Geschäftserfolg sind und somit eingespart werden können.4 Durch die kommende Umsetzung der europäischen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) müssen Firmen ab einer gewissen Größe einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen.5 Darin erfasst werden auch sogenannte Scope 3-Emissionen. Das sind jene indirekten Emissionen, die durch die Geschäftstätigkeit des Unternehmens entstehen und damit auch die Dienstreisen beinhalten. Die Richtlinie befindet sich in Österreich derzeit in Umsetzung. Größere Firmen haben fortan Strategien zu erarbeiten, wie sie diese Emissionen reduzieren werden.6 Online-Plattformen wie Travel-Smart vergleichen Maßnahmen von großen Unternehmen hinsichtlich ihrer Treibhausgas-Reduktion oder deren Ziele zur Reduktion. Diese Transparenz erzeugt einen weiteren Anreiz für Unternehmen nachhaltiger zu reisen und ermöglicht ihnen, ihre positiven Nachhaltigkeitsbemühungen der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Dienstreisen: Trend in Richtung Bahn
Nicht nur die Anzahl der Dienstreisen, sondern auch wie wir dienstlich reisen verändert sich. In den vergangenen zehn Jahren sank der Anteil an Flugreisen von 29 Prozent im Jahr 2014 auf 26 Prozent in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024, während der Anteil der Bahnreisen im gleichen Zeitraum um sieben Prozentpunkte von 18 auf 25 Prozent anstieg. Dienstreisen nachhaltiger zu gestalten ist ein wichtiger Hebel, für eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung. Aus beruflichen Gründen zu reisen, erzeugt zwischen 15 bis 20 Prozent des weltweiten Flugverkehrs. Auf der Kurz- und Mittelstrecke verursacht ein Flug rund 27 Mal so viel CO2 pro Personenkilometer wie die Reise mit der Bahn.7
Infrastrukturpolitik soll Trend zur Nachhaltigkeit unterstützen
Das Flugzeug ist ein Verkehrsmittel, das die große Mehrheit der Bevölkerung nicht oder nur sehr selten benutzt, während wenige sehr viel fliegen. Das zeigt auch der aktuellste Mikrozensus der Statistik Austria: 67 Prozent der Bevölkerung in Österreich haben in den vergangenen zwölf Monaten keine Flugreise gemacht, weitere 18 Prozent nur eine Flugreise, während sieben Prozent der Bevölkerung mehr als dreimal mit dem Flugzeug gereist sind.8
Wenn Österreich den positiven Trend hin zu nachhaltigeren Dienstreisen unterstützen will, dann können wir uns weder leisten Regionalflughäfen auszubauen, Inlandsflüge anzubieten, noch eine Dritte Piste in Wien-Schwechat zu errichten. Die Strecke Wien-Salzburg beispielsweise ist mit der Bahn ohne Umstieg, mehrmals am Tag, in unter drei Stunden erreichbar und somit eine attraktive Verbindung für Geschäftsreisende. Statt die Konkurrenz zur Bahn durch neue Flughafeninfrastruktur zu fördern, sind endlich auch beim Flugverkehr Maßnahmen zu mehr Kostengerechtigkeit zu setzen. So zahlen Flugunternehmen für den Flugtreibstoff Kerosin noch immer keine Mineralölsteuer, Flugtickets für internationale Flüge sind von der Mehrwertsteuer befreit und Flughäfen zahlen keine Grundsteuer für ihre Flughafenareale, während es für Bahnhofsareale nur eine Steuerermäßigung gibt.9,10
Quellen
Quellen
1
Regierungsprogramm: Jetzt das Richtige tun. Für Österreich. S. 166-171. Wien: 2025.
Statistik Austria 2025: Urlaubs- und Geschäftsreisen der österreichischen Bevölkerung nach In- und Ausland – in 1 000; EU-Stat 2025: „Gross domestic product at market prices“
3
Julsrud T. E., Kallbekken S.: Has international business travel reached a turning point? Exploring the long-term effects of COVID-19 on air-travel practices in knowledge-intensive organizations. Sustainability: Oslo: 2025.
EUR-Lex: Richtlinie (EU) 2022/2464 des europäischen Parlament und des Rates vom 14. Dezember 2022 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 537/2014 und der Richtlinien 2004/109/EG, 2006/43/EG und 2013/34/EU. 2022.
VCÖ (Wien, am 13. Jänner 2023) – Vorarlberg hatte im Vorjahr im Bundesländer-Vergleich mit über 20 Prozent den höchsten E-Pkw-Anteil an Neuwagen. Das Burgenland ist Österreichs erstes Bundesland, wo mehr E-Pkw als Diesel-Pkw neuzugelassen wurden, informiert der VCÖ. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass bereits in jedem 8. Bezirk Österreichs der E-Pkw Anteil an Neuwagen die 20 Prozent-Marke erreicht beziehungsweise überschritten hat. Um die zur Erreichung der Klimaziele notwendige Energiewende im Verkehr zu beschleunigen, fordert der VCÖ ein Ende der Steuerbegünstigung von Firmenwagen mit Verbrennungsmotor.
VCÖ (Wien, 9. Jänner 2023) – Zum Jahresanfang 2023 sind die Spritpreise in Österreich niedriger als im EU-Schnitt. Ein Liter Diesel kostet in Österreich um fast acht Cent weniger als im EU-Schnitt und ist günstiger als in elf EU-Staaten, Eurosuper ist günstiger als in 17 EU-Staaten, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Um sowohl die CO2-Emissionen als auch die Kosten der Mobilität zu senken, braucht es verstärkte Maßnahmen, um den Spritverbrauch zu reduzieren, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Besonders wirksam ist neben niedrigeren Tempolimits eine verstärkte Verlagerung auf den Öffentlichen Verkehr sowie auf bewegungsaktive Mobilität.