Aus der Forschung - Marion Jungbluth

Frauen sind anders mobil

Marion Jungbluth, Deutsche Verbraucherzentrale Bundesverband

VCÖ-Magazin: Was kann die weibliche Perspektive für eine zukunftsweisende Mobilität einbringen, was derzeit fehlt?

Marion Jungbluth: Mehr als die Hälfte der Menschen sind weiblich und viel unterwegs. Studien zeigen: Frauen sind anders mobil. Sie legen dreimal so viele Begleitwege zurück wie Männer und gehen doppelt so oft einkaufen. Die Anforderungen an das Mobilitätsangebot sind andere, wenn auch Kinder und Einkaufstaschen zu transportieren sind. Ein ganzheitliches Mobilitätssystem muss die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigen. Um diese Bedürfnisse zu erkennen, braucht die Verkehrspolitik neue Resonanzräume und ein partizipatorisches Design, zum Beispiel durch Mobilitätsräte.

VCÖ-Magazin: Welche Anforderungen haben speziell Frauen an den Öffentlichen Verkehr?

Marion Jungbluth: Unpünktlichkeit, schlechte Taktung und seltene Verbindungen erschweren die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Darüber hinaus ist das subjektive Sicherheitsempfinden bei Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln niedriger. Auch weil Frauen immer noch mehr Care-Arbeit leisten, fehlen oft Zeit und Nerven, Mobilitäts-Apps auszuprobieren. Wichtig ist ein besseres Angebot, also mehr Verbindungen, engere Takte, bessere Verknüpfung, sowie mehr Qualität durch Maßnahmen, die Fahrten sicherer und angenehmer machen. Öffentlicher Verkehr muss für alle die einfache und beste Wahl werden.

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VCÖ-Magazin 2022-02 Ausflugsziele klimaverträglich gut erreichbar machen

Für Ausflüge den Öffentlichen Verkehr und das Fahrrad wählen, schützt Landschaft, Natur und Klima. Auch deswegen ist in Österreich der Klima- und Landschaftsschutz in Verbindung mit nachhaltigen Mobilitätsstrategien besonders wichtig.

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VCÖ: CO2-Ausstoß durch Autofahren steigt stark mit dem Einkommen

VCÖ (Wien, 3. Juni 2022) – Umso höher das Einkommen, umso mehr Diesel und Benzin wird getankt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Die zehn Prozent der Haushalte mit dem höchsten Einkommen tanken sechsmal so viel Sprit wie die zehn Prozent der Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen und verursachen damit auch sechsmal so viel CO2. Von einer Verschiebung der CO2-Bepreisung profitieren wohlhabende Haushalte am stärksten. Der Klimabonus, der von den Einnahmen der CO2-Bepreisung gespeist wird, kommt wiederum Haushalten mit niedrigerem Einkommen stärker zugute. Ein nach Einkommen gestaffelter zusätzlicher Klimabonus ist daher sozial treffsicherer als ein Verschieben der CO2-Bepreisung. Auch die soziale und ökologische Treffsicherheit der Pendlerpauschale ist jetzt zu erhöhen.

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Foto: Sarah Duit